Frohe Botschaft von der Neckarpri: Doch trotz auch finanziellen Erfolges große Stille im Zeitungswald

Als Mit-Eigentümer der EnBW sitzt die Landespolitik mit am Steuerrat des Konzerns. Dank Mappus.

Gerade vor zehn Jahren lief die Maschinerie der Verdächtigungen, des Vorwurfes des falschen Handels beim Zurückkauf der EnBW-Aktien durch das Land Baden-Württemberg, der auch ganz persönlichen   Attacken von Rot-Grün gegen die Person des vormaligen Ministerpräsidenten Stefan Mappus auf Hochtouren. Drei bis vier Jahre lang Trommelwirbel – die rot-grünen neuen Inhaber der Macht voll gegen den CDU-Mann aus Enzberg.  Von seinem grünen Nachfolger als Regierungschef keine Spur der Ermahnung, trotz berechtigter Kritik nicht auch noch die Person und die Familie zu beschädigen. Der Mann der sonst klugen Worte schwieg. Was blieb?

Vier Jahre danach wurden alle Untersuchungen und Ermittlungen eingestellt. Nichts war dran an den Vorwürfen, falsch gehandelt zu haben bei dem Aktiengeschäft – außer der Feststellung des Staatsgerichtshofs Baden-Württemberg (heute Verfassungsgerichtshof), der Vorgang des Kaufes sei, da am Landtag vorbei, verfassungswidrig gewesen. Da hatte Mappus schon längst Abschied genommen von der Politik, ist einfaches Mitglied der CDU in Pforzheim, seinem ehemaligen Landtagswahlkreis. Er und seine Familie hatten eine beispiellose Kampagne durchstanden, die man niemandem wünscht. Ein Lehrstück des Versuches der politischen Vernichtung -- letztlich spielten auch die eigenen mit, manche stellten die eigene Karriere über die Solidarität. Der Kampf um Stuttgart 21 tat ein Übriges.

Jetzt, zehn Jahre später erntet sein Nachfolger bei der EnBW das, was Mappus gesät hatte.

Eine – zugegeben - durchaus subjektive Betrachtung.

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30 Jahre nach dem Mauerfall: Ein Brief aus Texas

Heute eine Mail aus Texas, von Steffen - 30 Jahre nach dem Mauerfall. Nach der Notaufnahme von DDR-Flüchtlingen am 11.  November 1989 in der Sporthalle bei der Berufsschule in Mühlacker. Darunter eine junge Familie aus Erfurt in der DDR, die ich von dort kurzerhand mit nach Hause mitnahm. Spontanität, die mich heute noch staunen lässt. Plötzlich wohnte eine zweite Familie bei uns, meiner Mutter und mir. Von einer Stunde auf die andere. Höchst ungewöhnlich. Dazu der Brief aus Texas:

Die junge Familie aus Erfurt in der Lohwiesenstraße 13 in Lienzingen

Lieber Günter,  30 Jahre Mauerfall sind für mich ein Anlass zurückzublicken auf die Zeit im November 1989. In den Wochen vor dem Ereignis reifte für uns die Entscheidung, die damalige DDR zu verlassen. Die Ereignisse in Ungarn und der Prager Botschaft  bestärkten uns in dem Entschluss. Anfang November sind wir los, nur ein paar Tage vor der Schabowski-Pressekonferenz. Da sah alles noch nach der China-Lösung aus.
Für uns war es eine Entscheidung fürs Leben. Von Erfurt erst Richtung Osten, um dann in den Westen zu gelangen.
Ich erinnere mich noch an viele Details dieser Reise. An einem Abend wurde der Trabi gepackt, dazu unsere zwei Jungs - 3 Jahre und 6 Monate alt. Nach dem Grenzübertritt in die damalige Tschechoslowakei ging es nach ein paar Kilometern in Schirnding / Bayern in die Bundesrepublik.
Für 2 Tage waren wir in einer Bundeswehr-Kaserne in Mellrichstadt, dann fuhren wir weiter Richtung Baden Württemberg. Ziel Karlsruhe. Die uns angegebene Anlaufstelle in Durlach war überfüllt und wir wurden nach Mühlacker geschickt.
Bei unserer Ankunft in der Turnhalle Mühlacker trafen wir auf Dich, lieber Günter. Du entschiedest kurzerhand, dass wir - anstelle in der Turnhalle zu übernachten - mit zu Dir nach Hause kommen sollten. 4 Mann hoch. Deine Mutter hat auf ihre Einliegerwohnung für ein paar Wochen verzichtet. Deine großartige, selbstlose Hilfe an diesem Abend und den folgenden Wochen war einzigartig. So viele tolle Dinge haben unser nachfolgendes Leben geprägt.
Dazu gehört auch, dass es inzwischen schon 24 Jahre sind, dass Austin/Texas das neue Zuhause ist. Zu diesem Tag also alles Gute aus Texas. Ein Treffen ist überfällig, aber ich verfolge Dein aktives Leben via Blogs und FB. Steffen

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Jeden Monat: 29 Pfennig für eine „4 M längere (Telefon-)Schnur“

Zur Beachtung! Der Fernmelde-Leitfaden mit Bundesadler

Fünfzig, sechzig, ja fast siebzig Jahre zurück. Die Anfänge: das erste Telefon, das erste Auto, das erste Sparbuch, der erste Posten. Gesammelt finden sich in den inzwischen aus- und aufgeräumten Kruschtel-Kisten aus meinem Keller die Zeitzeugen aus Papier, jetzt geordnet und ordentlich abgelegt. Eine Zeitreise retour mit manchem Déjà-vu-Erlebnis und der erneuten Erkenntnis, dass früher nicht alles besser war.

Das erste Telefon: Das war noch ein Aufwand, als eine Behörde das Telefon brachte und sie auch das staatliche Monopol darauf hatte. Mein erster Telefonanschluss im Juni 1971, damals in der Lienzinger Brühlstraße 190 mit der Rufnummer 3771, die ich heute noch habe. 90 Mark einmalige Anschlussgebühr, 26 Mark und 40 Pfennig als monatliche Grundgebühr für den Hauptanschluss, zuzüglich monatlich 29 Pfennig für eine „4 M längere Schnur“ steht in der (Gebühren-)„Aufstellung über die Fernmeldeeinrichtung“ des Fernmeldeamtes Heilbronn vom 15. Juni 1971.  Beigefügt: Ein 20-seitiges Heft, dessen Titelseite der Bundesadler schmückt - die „Bestimmungen über Fernsprech-Hauptanschlüsse (Auszug aus der Fernsprechordnung, Ausgabe Januar 1967)“. 

Geduld ist notwendig: 11. Januar 1971 stelle ich den Antrag - Nr. 50/1416 - für Hauptanschlüsse im Ortsnetz Mühlacker. Bestätigungskarte des Fernmeldebezirks Mühlacker über den Eingang des Antrags am 12. Januar 1971. Dann herrscht Funkstille, deshalb mahne ich am 4. März 1971 die Erledigung an. Am 7. Mai 1971 erhalte ich vom Fernmeldeamt Heilbronn den Text über den Eintrags ins „AFeB“, dem allgemeinen Fernmeldebuch, auch kurz Telefonbuch genannt. Immerhin.

Da warte ich noch auf den weißen Apparat. Denn am 19. März 1971 lässt der Fernmeldebezirk Mühlacker wissen: Der Fernsprechanschluss könne zur Zeit nicht hergestellt werden, da die dafür vorgesehenen Rufnummern bereits vergeben seien. Zuerst müssten die technischen Einrichtungen bei der Wahlvermittlungsstelle Mühlacker erweitert werden. Das geschehe voraussichtlich im Juni 1971. Dann komme ich tatsächlich zum Zug.

Erinnert mich aktuell an den zu schleppenden Ausbau des Breitbandnetzes. Déjà-vu-Erlebnis. Und da träumen manche noch vom staatlichen Monopol. Irrational! 

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7777 Heilige als Problemlöser der Bretagne? Das Bretonen-Land (10/10)

Mit kleinem Gepäck an den Strand von Plomodiern

Die Bretonen lieben die Superlative:

- In der Bretagne sind über 6000 Megalithen und 1000 Dolmen zu finden.

Ein kleines Stück von 2700 Kilometer Küste

- Das größte Keltentreffen der Welt feiern jedes Jahr im August mehr als 4500 internationale Musiker und Künstler gemeinsam mit 750.000 Besuchern aus aller Welt in Lorient. Jedes Mal mit ganz speziellen Gruseleffekten

- Mehr als 2700 Kilometer Küste

- Die Bretonen verehren 7777 Heilige. Für jede Angelegenheit des täglichen Lebens einen. Am beliebtesten ist die Heilige Maria, die Schutzpatronin der Seefahrer. Ihre Lieblingsfarbe soll Blau sein. 

- Le Croisic ist Frankreichs führender Hafen hinsichtlich des Fangs rosafarbener Krabben. Die Krabbenreuse wurde 1850 hier von einem Fischer namens René Sibille erfunden. Der Hafenort liegt am äußersten Zipfel der Guérande Halbins. 

Noch eine Superlative. Bereits zum zweiten Mal ist Frankreichs Halbinsel im Atlantik – die Region Bretagne im äußeren Nordwesten des Landes – in den Top 100 der nachhaltigsten Regionen weltweit. Alle Tourismusregionen, die sich für das Label bewerben, werden von der Auswahlkommission des Green Destinations-Netzwerks nach verschiedenen Kriterien beurteilt. So fließen, wie betont wird, der Schutz der Flora und Fauna sowie die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in die Tourismusentwicklung in die Bewertung ein. Ziel ist es, Erfolgsgeschichten als Ideengeber hervorzuheben und zu nachhaltigen Strategien anzuregen, steht in einer Mitteilung der bretonischen Touristiker. Green Destinations

Verbotene baden links

hat seinen Sitz in den Niederlanden. Ebenfalls in die Liste der Top 100 wurden demnach zum Beispiel die Nordsee-Insel Norderney als einziges deutsches Reisziel, die kanadischen Niagarafälle, die portugiesischen Azoren und Ljulbjana in Slowenien aufgenommen. 

Mehr als 300 Gebiete in der Bretagne stehen unter Naturschutz 

Die Bretagne ist die Region Frankreichs mit den meisten Naturschutzgebieten. Neben dem Naturpark Golfe du Morbihan und dem Meeres-Naturpark Iroise stehen auch die wilde Landspitze „Pointe du Raz“ im Westen, die Glénan-Inseln im Süden, die Rosa Granitküste im Norden sowie weitere mehr als 300 Gebiete unter Naturschutz. Das gilt auch als Pluspunkt im Wettbewerb um Touristen.Die lokale Bevölkerung in die Entwicklung touristischer Angebote einzubeziehen, ist nicht nur für die soziale Verträglichkeit des Tourismus wichtig, sondern freut auch Urlauber, die so die „echte Bretagne“ hautnah erleben, betont der bretonische Tourismusverband.

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Kräuter, Kirchen und Polanski - Aus dem Bretonen-Land (9/10)

Reiz einer Landschaft: Das Meer und die Strohballen. Typisch bretonischer Sommer

Interessante Orte, beliebte Ziele, meine Eindrücke von Stationen: Was die Bretagne auch zu bieten hat. Dies und noch viel, viel mehr. Heute ein paar Tipps, jeweils mit Links zum Vertiefen.

Sinn für das Hübsche in der Altstadt von Pont-Croix

Mittelalter geht immer. Geheimtipp: Pont-Croix. 1500 Menschen leben dort - in der Mitte des Cap Sizun. Stiftskirche Notre-Dame de Roscudon aus dem frühen 13. Jahrhundert mit einem 67 Meter hohen Kirchturm, der als Vorbild für die Türme der Kathedrale von Quimper diente.  Pont-Croix muss man gesehen haben.

Genauso wie das bekanntere Locronan - 800 Einwohner zählender Historienort. Und an jeder Ecke ein Lädle. Ausgezeichnet als einer der schönsten Dörfer Frankreichs. Das Erscheinungsbild des Dorfes ist noch komplett mittelalterlich. Roman Polanski drehte deshalb hier nach dem Roman

Locronan - als Mittelalter-Dorf ein Renner

Tess of the d’Urbervilles von Thomas Hardy seinen Film Tess (internationaler Durchbruch von Nastassja Kinski). Auch Teile der Fernsehserie Silas wurden 1981 in und um Locronan gedreht, ebenso wie Teile der Schatzinsel im Jahr 1966 (Quelle: Wikipedia). Der Ort ist für den normalen Autoverkehr gesperrt, um den Ort herum gibt es mehrere große Parkplätze, der Weg ins Dorf ist kurz.

1985 Höhle entdeckt

5000 Jahre zurück in der Menschheitsgeschichte heißt es in Menez Dregan. Im Mittelpunkt die 1985 an der Atlantikküste entdeckte Höhle, bei der die Besucher jedoch auf Abstand gehalten werden, denn dort arbeiten immer noch Archäologen. Weitere Themen Begräbniskultur mit einem Ganggrab, Steinbearbeitung, Nahrung und Jagd. Entlang des Ufers ein interessanter Rundgang. 

Hierzu gehört das Kapitel von der steinreichen Bretagne: Nach Carnac und Locmariaquer nun Erdeven. Mehr als 1000 Menhire mit bis zu gut sechs Metern Höhe. Der Steine dritter Teil: Geheimtipp Alignements de Kerzerho. Ein Nachlass der Jungsteinzeit in zehn Reihen in Erdeven. Mit etwas Phantasie lassen sich in den Menhiren Gesichter, mahnende Zeigefinger, Menschen im Gespräch, Pilze, Stühle und sogar das Eurozeichen erkennen. Steine zum Berühren. "Kräuter, Kirchen und Polanski - Aus dem Bretonen-Land (9/10)" vollständig lesen

„Genießen Sie Galettes und Moules!“ - Aus dem Bretonen-Land (8/10)

Freundliche Begrüßung: Chez Max, 8 rue de Parc, am Quai gegenüber der Präfektur in Quimper

Nein, den Gastro-Kritiker will ich nicht geben. Mein Beitrag in diesem Teil der Serie über das Bretonen-Land ist, zwei unterschiedliche Lokale gegenüber zu stellen, die wir mit der Familie besucht haben. Chez Max in der Regional-Hauptstadt Quimper als Vertreterin der französischen Küche und die Creperie in dem Dörfchen Saint-Nic.

Tomate-Gemüse-Steak mit Senfkranz

Der Tipp für Quimper-Besucher: die Adresse 8 rue de Parc, am Quai gegenüber der Präfektur. Dort lädt das Restaurant Chez Max quasi in den Hinterhof ein: ins Geburtshaus des Schriftstellers und Malers Max Jacob (1876 - 1944). Das Gebäude 2007 saniert, aber nicht aus seiner früheren Zeit gefallen - ein Maximum von Originalteilen und Möbel mitsamt anderen Einrichtungsgegenständen gesichert. Nix mit Modetrends, obwohl dort vor Jahrzehnten Modegeschichte geschrieben wurde. Auch die Küche meidet, schnellen  Trends zu folgen, ohne antiquiert zu sein. Ein traditionelles Restaurant, ausgezeichnet vom College Culinaire de France. Nichtsdestotrotz kommen auch Veganer (oder solche, die wie ich es einmal probieren wollten) auf ihre Kosten. Zu empfehlen  Gelbwurz-Auberginen-Fondue-Tartar, Tomate-Gemüse-Steak mit Senfkranz, dunkle Schokoladen-Mousse mit einer Prise Salz. Guten Appetit. Lecker, nicht alltäglich, vorzüglich und preislich in Ordnung. Einfach probieren und begeistert sein. Doch als ich vor wenigen Tagen im Chez Max wieder dort einkehrte, war es eine veganerfreie Zone. Es ist eben unterschiedlich.

Das kulinarische Kontrastprogramm: Aufgesetzt oder umgeschlagen, die Nationalspeisen der Bretonen - Crêpes und Galette zum Beispiel in Saint Come. Dazu Cidre trocken (Brut). Heute in einer  urigen Creperie im 750-Seelen-Dorf Saint-Nic. Auch hier gilt Ludwig Erhards Appell zum Maßhalten, denn man neigt als Besucher der Bretagne zur kulinarischen Fortsetzungsgeschichte. Die Gefahr besteht, kurz vor der Heimfahrt  Crepes und Galettes nicht mehr sehen zu können.

Umgeschlagen - ein Galette

„Genießen Sie Galettes und Moules!“ So verabschiedete mich ein Bekannter in den Urlaub in der Bretagne. Galettes und Muscheln, damit ist vieles gesagt über die bretonische Küche. Aber sicherlich nicht alles. Herzhafte Crêpes heißen in der Bretagne Galettes und sie werden aus Buchweizenmehl (sarrasin) anstatt aus Weizenmehl zubereitet. Buchweizenmehl, Wasser und Salz. Traditionell ist die Galette „complète“ mit Schinken, Käse und Ei belegt.

Crêpes bleiben den süßen Sachen vorbehalten. Das bietet geradezu eine feine und ausgeklügelte Kombination in der Reihenfolge an. Selten ist der Gast mit nur einem Galette oder Crêpe zufrieden. Dem früheren Staatspräsidenten Charles de Gaulle wird der Satz zugeschrieben, es gebe in Frankreich mindestens 365 verschiedene Käsesorten. Also für jeden Tag im Jahr eine. Wenn ich mir die Karten mit den angebotenen Varianten des Belags von Galettes und Crêpes anschaue, so verstärkt sich der Eindruck, dass es ähnlich ist wie beim Käse. Einfach-Belag, zwei Belagsarten, drei und vier - Grenzen setzt maximal der Geldbeutel. Und der Magen.

Update August 2020:

Wieder im Chez Max. Vor wenigen Monaten wechselten die Eigentümer. Menüs für Veganer nicht mehr auf der Karte. Gibt es nur auf Anfrage beim Chefkoch. Zwei Happen Ratatouille, Pommes, Salat. Das war es. Die anderen, die nach der Speisentafel (keine Karte) wählten, waren zufrieden. Wieder freundlich bedient.

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Wo Asterix & Co um die Ecke biegen könnten - Aus dem Bretonen-Land (7/10)

Das zwischen Felsen eingezwängte Wachhaus aus dem 17. Jahrhundert

Die Bretagne ist doch weitläufig! Eineinhalb Stunden von Plomodiern in den Norden gefahren, dort wo sie ländlicher, landwirtschaftlicher, noch weiter und gallischer ist. Der restaurierte Wachtposten der bretonischen

Roscoff

Herzöge an der Atlantikküste: Meneham in Kerlouan. Wundern würde nicht, stünden plötzlich Asterix & Co vor einem. Genügend Hinkelsteine für Obelix wären jedenfalls vorhanden... Markenzeichen des Algenfischer-Dorfs,  im Herzen des ‚Pays Pagan‘ (Gebiet im Departement Finistère; „païen“ auf Bretonisch) sind neben den grasbewachsenen Dünen die riesigen, bizarr geformten Felsbrocke. Eine besondere Attraktion: Das zwischen Felsen eingezwängte Wachhaus aus dem 17. Jahrhundert. Apropos Algenfischer: Dazu läuft in einem der restaurierten Häuschen ein Film.

Nochmals da oben:

Saint-Pol-de-Léon holte Natur ins Stadtzentrum

Die knapp 90 Kilometer in den Norden der Bretagne haben sich für uns gelohnt, auch wenn eine schon sehr steife Prise ging und mehrfach kurze Regenschauer die Sonne pausieren ließen. Roscoff direkt an der Nordküste, quasi gegenüber von England, dann der Abstecher nach Saint-Pol-de-Léon führten in höchst interessante Gemeinden - sie gehören zu den größten Gemüseanbaugebieten von Frankreich, die Anbauer aus Roscoff verkaufen besonders junge Zwiebeln.  Prächtige Bürgerhäuser säumen die Straßen der historischen Ortskerne. Vom neuen Hafen in der 3300 Einwohner zählenden Gemeinde aus fahren Fähren nach England und Irland. Roscoff baute einen besonderen Wirtschaftszweig auf - Wellness aus dem Meer. Eigenlich fuhren wir wegen des exotischen Gartens nach Roscoff, doch ein kleiner Aushang am Eingang zur Anlage verriet, dass er wegen des Sturms heute aus Sicherheitsgründen geschlossen sei. Schade! Ein Hinweis auf der Internetseite fehlte. Doch: Wenn wir schon extra diese Strecke unter die Räder genommen hatten, steuerten wir Ortskern und Hafen an. Es lohnte sich! Beeindruckend auch der lange Landungssteg, der im Nichts zu verschwinden scheint.

Natur ins Zentrum geholt

Dann schauten wir auf der Rückfahrt in Saint-Pol-de-Léon rein und meinten: Wiederkommen und mehr Zeit aufbringen lohnt sich. 7400 Einwohner, Hauptort des gleichnamigen Kantons. Als Bischofssitz bis zur Französischen Revolution 1789 hat sie eine Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert und zudem eine Kirche, deren fast 80 m hoher Turm der höchste der Bretagne ist. Funde zeugen von einer militärischen Präsenz der Römer im 3. Jahrhundert Wie aus den ältesten Schriften hervorgeht, war der Ort von einem „Erdwall von beeindruckender Höhe“ umgeben, steht auf der kommunalen (auch in Deutsch gehaltenen) Website. „Saint-Pol ist heute eine tote Stadt“, schrieb Flaubert auf seiner Durchreise im Jahr 1847. Doch der Bau der Eisenbahn im Jahr 1883 trug  erheblich zum Aufschwung des Gemüseanbaus bei. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts  ist Saint-Pol unangefochten die Hauptstadt des Gemüse produzierenden „Ceinture Dorée“. Eine Stadt, die auch Natur in das Zentrum beim Rathaus holte - mit Blumen, Stauden, Bäumen und einem Bächle.

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