Wehingen mit etwas Nürtingen etwa?
Schlossberghalle Wehingen, K3N Nürtingen - Vorbild, Ideengeber, Anreger oder gar Aufreger, vielleicht nur bedingt brauchbar? Ich meine, sie sind gute Beispiele, wie es andere machen; speziell Wehingen zeigt, was aktuell ist bei Gestaltung, Material und Technik. Denn Mühlacker beschäftigt die Frage: Wie kann die neue Stadthalle als Nachfolgeprojekt des vor dem Abbruch stehenden Mühlehofs aussehen, wie groß soll sie sein und welche Funktionen haben? Diesen Fragen ging heute der Mühlacker Gemeinderat bei einer Infofahrt nach. Stationen auf der Suche nach Antworten waren die erst 2017 eingeweihte Halle in Wehingen im Kreis Tuttlingen, die 7,8 Millionen Euro gekostet hat und die vor allem örtlichen Veranstaltaltungen und Theateraufführungen dient (derzeit 50 im Jahr) und als Gegenstück dazu das K3N in Nürtingen, das drei unterschiedlich große Säle zählt, dazu Konferenzzimmer und Besprechungsräume, 800 Veranstaltungen im Jahr, etwa 70 Prozent von Firmen - Ergebnis des auch stark gepflegten Tagungsgeschäfts. 2003 gebaut, bezahlte Nürtingen damals 14 Millionen Euro. Beide Hallen verfügen nur über Säle mit Tageslicht, die teilbar sind - beides hatte der große Saal des Mühlehofs nicht zu bieten. Wehingen hat fast 3700 Einwohner, Nürtingen rund 40.000. Mühlackers Halle sollte, wie auch nach der Einwohnerzahl, zwischen der in Wehingen und jener in Nürtingen liegen. Beeindruckt hat Wehingen, dessen Halle eine starke Nummer ist: Bestuhlt hat der komplette Saal etwa 750 Plätze, somit nur 100 weniger als der große Saal des Mühlehofs. Ohne Stühle und Tische finden 1500 Besucher Platz. Die Bühne bleibt hinter den Maßen des Mühlehofs nur leicht zurück. Und das alles zu einem vertetbaren Preis. Geht doch! Auch wenn Mühlacker die eigene Form und Norm finden muss. Wehingen mit etwas Nürtingen etwa. Mühlackes Schwerpunkt dürfte auf Veranstaltungen und Theater mit einer maximal kleinen Portion Tagungen liegen, ohne groß ins Tagungsgeschäft einzusteigen. Denn letzteres bedingt auch entsprechendes Personal, wie das Beispiel Nürtingen zeigt. So gesehen erhielten die Stadträte einen breiten Einblick, was auf dem (Hallen-)Markt abläuft. Und aus eigenen Erfahrungen können wir auch noch schöpfen mit Mühlehof und Uhlandbau.
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Mühlehof: Der Plan für den Rückbau
Schon lange nichts mehr von ihm gehört, dem Mühlehof? Jenem Kupfer-Koloss, der das Bild des Stadtzentrums so prägt. Irgendwie war es still geworden um das Objekt, nachdem der Gemeinderat Anfang Juli 2017 einstimmig beschlossen hatte, die inzwischen marode und leer stehende Immobilie auf dem selben Platz durch eine neue Stadthalle zu ersetzen. Bis Ende 2018, so das angepeilte Datum, soll der Mühlehof dem Erdbogen gleichgemacht sein. Schon wurde im Gemeinderat eine Stimme laut, man könne auch noch 2019 die Abrissbirne bestellen. Doch zum Glück blieb der Verschiebeversuch ohne Echo, zumal die Stadtverwaltung - eher lautlos - an den Vorarbeiten sitzt. Manche glauben nach der jahrelangen Hängepartie erst dann an den Abriss, wenn die Maschinen anrollen. Zu oft wurde etwas beschlossen, was sich am Ende nicht umsetzen ließ - weil die Stadt dazu jeweils auf Partner angewiesen war.
Doch jetzt wird es ernst. Der zuständige Gemeinderatsausschuss diskutierte schon im März 2018 nichtöffentlich den Ablaufplan für den Rückbau. Gleichzeitig hielt sie die Stadtverwaltung an, in öffentlicher Sitzung, nicht nur wie geplant den formalen Beschluss einzuholen, sondern dabei in die Breite zu gehen und detailliert zu informieren. Denn nicht nur die Nachbarn und Organisatoren von Veranstaltungen im Bereich Kelterplatz/Konrad-Adenauer-Platz hegen ein Interesse daran, sondern auch eine größere Öffentlichkeit.
Für 10. April soll der Punkt auf der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung des Ratsausschusses für Umwelt und Technik stehen. Die weiteren Termine: Bis Ende April - 2018 natürlich - wird die Ausschreibung der Arbeiten auf den Weg gebracht sein, die die genauen Kosten erbringen soll. Die Schätzung geht von 1,4 Millionen Euro aus. Nach dem jetzigen Terminplan laufen Anfang Juni die ersten Arbeiten an - Gerüst stellen, Kupferplatten entfernen und alles so weit vorbereiten, dass die Bagger anrollen können. Ende Juli/Anfang August geht es mit schwerem Gerät ans Eingemachte. Dabei muss eine Spur der Bundesstraße 10 gesperrt werden. Ein Glücksfall, dass die B10 wegen Leitungs- und Sanierungsarbeiten in dieser Zeit für einige Wochen vom Regierungspräsidium Karlsruhe dicht gemacht werden muss. Beides lässt sich wohl zeitlich kombinieren. Natürlich wird die Beseitigung einer solchen Bau-Masse nicht vonstatten gehen kann, ohne dass davon jemand etwas bemerkt. Die Beeinträchtigungen sollen aber aufs unbedingt notwendige Maß reduziert werden. Auf dass dann endlich ein neues Kapitel in der Geschichte des Stadtzentrums aufgeschlagen werden kann.
Dass der Abschied vom Mühlehof auch bei jenen nicht ohne Wehmut erfolgt, die sich frühzeitig für einen solchen Einschnitt ausgesprochen hatten, nehme ich auch für mich in Anspruch. Er ist - und war dann - ein Stück Stadthistorie. Aber noch sind wir nicht soweit. Denn parallel laufen die Planungen für eine neue Stadthalle, noch im April will sich der Gemeinderat auf einer Infotour gelungene und auch bezahlbare Hallen anschauen. Und übers Geld müssen wir auch noch reden.
Update 5. April 2018: Entgegen der Vereinbarung mit den Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat auf öffentliche Beratung am 10. April 2018 hat die Stadtverwaltung heute den Punkt in den nichtöffentlichen Teil des UTA verschoben. Es ist höchst ärgerlich!
"Mühlehof: Der Plan für den Rückbau" vollständig lesenDer Abschied
Mühlehof adieu. Abriss bis Ende 2018, gleich danach an selbiger Stelle im Stadtzentrum eine neue Stadthalle als Ersatz. Der Gemeinderat stellte Anfang Juli 2017 die Weichen, jetzt muss die Stadtverwaltung die Aufgaben abarbeiten. Zum Thema, auch in meinem Blog, passt das Projekt von Dr. Thomas Brotzler mit seiner Fine-Art-Fotografie: Abschied vom Mühehof. Hier ein Auszug als Vorgeschmack auf einen differenziert geschriebenen und höchst lesenswerten Beitrag auf seiner Homepage: ´Kupfertempel´ wurde der Mühlehof in der Öffentlichkeit und in kommunalpolitischen Kreisen bisweilen genannt, dort gebe es ´oben Kultur und unten Käse´. Man mag wohl bei solch spitzzüngigen Formulierungen aufhorchen und sich seinen Teil dazu denken – der Rückblick auf einen in jenen Zeiten (des Entschlusses Ende der 70er bzw. der Inbetriebnahme Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts) vorherrschenden ´Gigantismus der vollen Kassen und des ebensolchen Geltungsbedürfnisses´ scheint darin inbegriffen; gleichsam eine beträchtliche Skepsis ob der von Beginn an geteilten Trägerschaft mit Kultur in öffentlicher und Gewerbe in privater Hand, die durch die Erfahrung von Leerstand und Vernachlässigung ja fortwährend neue Nahrung fand; schließlich die Ambivalenz, ob man darob eher stolz (wegen des beachtlichen Theaterbetriebs) oder eher bedrückt bis beschämt (wegen abblätternder Fassade, leerstehender Geschäfte und nachlassender Besucherzahlen) sein solle.
Hier geht es zur lesens- und sehenswerten Mühlehof-Betrachtung Brotzlers. „Der Mühlehof, Mühlackers Licht und Schatten”.
Dazu noch ein Zitat des PZ-Journalisten Maximilian Lutz: Wo andere Schutt, verlassene Hallen oder schlichtweg nur Überbleibsel einer vergangenen Zeit sehen, entdeckt Thomas Brotzler regelmäßig Formen abstrakter Schönheit und Ästhetik. Der Mühlacker Fotokünstler, der im Hauptberuf als Psychiater tätig ist, widmet sich mit großer Leidenschaft der fotografischen Erforschung architektonisch einzigartiger Gebäude und verlassener Industrierelikte wie dem Maulbronner Schenk-Areal, der Mühlacker Ziegelei oder dem – inzwischen abgerissenen – früheren Senderstädter Jugendhaus Pro-Zwo.
Auf zum Rundgang durch den verlassenen Mühlehof in Text und Bilder, beginnend mit einem Selbstbekenntnis des Protagonisten. Niedergang, Infragestellung und schließlich Ausmusterung des Mühlehofs ergaben sich in einer Zeit, als ich mich zur Jahrtausendwende nach Medizinstudium, Facharzt- und Therapieweiterbildung in Mühlacker niederließ, Mitte des nachfolgenden Jahrzehntes die (zwischenzeitlich ein wenig in den Hintergrund geratene) künstlerische Spurensuche meiner jüngeren Jahre wiederaufnahm und mich zum Ende jenes Jahrzehnts hin bei der Mühlacker Künstlergruppe einfand, die damals in Teilen des verwaisten Erdgeschosses residierte. Von der Blüte des Mühlehofs hatte ich also wenig mitbekommen, wohl aber von dessen Agonie.
Es ist aber nicht der erste Versuch, den einstigen Musen- und Kommerztempel in unserer City künstlerisch zu begreifen. Hat der Mühlehof auch schöne Seiten? Der große Saal, ertönt es aus vielen Mündern. Doch er steht nicht allein. Und das war das Problem.
Die (Mühlehof-)Zäsur
Mühlehof: Ein 15 Jahre alter Fall
"Wir klären fast alles für Sie." So steht es in Himmelblau auf dem neuen Elektromobil der Stadtverwaltung Mühlacker. Zugegeben, die kommunale Abwasserentsorgung ist damit gemeint. Aber die Botschaft passt irgendwie auch zum Mühlehof, der mit dem Wörtchen "fast" gemeint sein könnte. Denn das Ersatzprojekt ist gestern Abend endgültig geplatzt: Das Erlenbachcenter mit attraktiven Einkaufsgeschäften wird nicht kommen. Statt dessen beginnt wieder die Diskussion um Sanierung oder Abbruch, nun ergänzt um die Variante Teilabbruch. Das Thema verfolgt uns seit 15 Jahren. Und kein Ende ist in Sicht. Im Gegenteil: Der Mühlehof ist Zeugnis einer Kommunalpolitik, die Nostalgie, Geschichtsklitterung, Verweigerung von Fakten und den Willen zur Lösung so vermengt, dass jeglicher Fortschritt ausgebremst wird. Die Folge: Stillstand. Sanierer und Abbrecher blockieren sich gegenseitig. Wenn nun wie gestern Abend im Gemeinderat Stimmen laut werden, man habe weder Geld für die Sanierung noch für einen Abruch mit Bau einer neuen Stadt- und Kulturhalle und wenn sich diese Fraktion durchsetzt, wäre der Stillstand zementiert, der Niedergang des Zentrums der Stadt unausweichlich. Ich selbst bin geheilt von Investoren - jeder mit großen Ankündigungen, aber null Ergebnissen. Jetzt muss die Stadt selbst ran!
Ein Fünkchen Hoffnung besteht, zumindest beginnt nun die Suche nach einer Lösung von vorne. Zeitplan versus Stillstand. Wenig zwar, aber mehr wie nichts. Die Punkte 1 bis 5 wurden mit 31 Ja- und einer Nein-Stimme beschlossen, der Punkt 6 bei fünf Neinstimmen und sechs Enthaltungen (bei 21 Ja).
Der Beschluss des Gemeinderates gestern Abend:
1. Die Stadt Mühlacker gewährt keine Fristverlängerung zur Vorlage von Mietverträgen.
2. Die Stadt Mühlacker übt ihr Rücktrittsrecht aus.
3. Die Verwaltung wird beauftragt, verschiedene Ideen/Möglichkeiten für die weiteren Beratungen darzulegen.
4. Der Gemeinderat wird einen gemeinsamen Vor-Orttermin wahrnehmen.
5. Bis zur Klausurtagung Kultur soll ein Zeitplan der Abarbeitung vorgelegt werden mit dem
Ziel der Entscheidungsfindung im Jahr 2017.
6. Die Verwaltung wird beauftragt, Büros zur Untersuchung der Statik des Bestandsgebäudes
(Teilabbruch) und zur Ermittlung der Sanierungskosten des kulturellen Teils des
Mühlehofs zu finden und mit Voruntersuchungen zu beauftragen.
Der Fall: Die Erlenbach Center GmbH & Co. KG hat keine Mieter für die Textilfachmärkte namentlich benannt und keine rechtsgültig unterzeichneten Mietverträge bis zum 31. Dezember 2016 vorgelegt. Die Stadt Mühlacker ist somit zum entschädigungslosen Rücktritt vom Kaufvertrag berechtigt. Die Firmengruppe Krause hat um eine Verlängerung der Frist für den Nachweis der Verträge bis zum 31. Mai 2017 gebeten. Da im Nachtrag zum Kaufvertrag eine „letztmalige“ Fristverlängerung (bis 31.12.2016) vereinbart wurde, wird vorgeschlagen, dem Gemeinderat zu empfehlen, keine Fristverlängerung zu gewähren, sondern das Rücktrittsrecht auszuüben. (Zitiert aus der Sitzungsvorlage der Stadtverwaltung.)
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