Die (Mühlehof-)Zäsur

Auch das ist Mühlehof
Mehr als elf Jahre liegen zwischen dem ersten Blog-Beitrag ("MÜHLEHOF MÜHLACKER ODER WAS EIN INVESTOR SO WILL") und dem bis jetzt letzten ("EIN 15 JAHRE ALTER FALL") - wer über die Suchfunktion oben rechts nach Texten zu Mühlackers Mühlehof forscht, wird 74 mal fündig. Ein Stück Stadtgeschichte um eine Immobilie im Zentrum und ständig kontroverse Debatten: geliebt und verschmäht, verkauft und wieder zurückgenommen, Kultur und Käse unter einem Dach, eine rhetorische Schlacht zwischen Sanierungsbefürwortern und Anhängern des Abrisses. Als kürzlich bei der Vorstellung des nächsten städtischen Theaterprogrammes  Bürgermeister Winfried Abicht im Uhlandbau sagte, man arbeite an  einer Lösung für den Mühlehof, kam Heiterkeit im Publikum auf. Der Mühlehof gilt bei vielen als Beweis für einen entschlusslosen Gemeinderat. Aber dafür taugt er nicht. Denn an Beschlüssen fehlte es nicht, aber sie fielen nur mit knappen Mehrheiten. Die jeweilige Minorität arbeitete daran, den Vollzug zu stören. Jedesmal begannen die Diskussionen bei Adam und Eva, weshalb in der Öffentlichkeit der Eindruck entstand: Die Stadträte bringen nichts hin! Dass Investorenlösungen scheiterten, festigten das Bild und beförderten die Forderung in der Bevölkerung, endlich das kommunalpolitische Dauerthema abzuräumen. Vor diesem Hintergrund ist die jüngste Entwicklung mehr als der Silberstreif am Horizont. In seiner Klausurtagung nach vorheriger (erneuter) Besichtigung des inzwischen leer stehenden Objekts in der Stadtmitte zeichnete sich das einmütige Votum ab: Abriss des Mühlehofs und  danach zügiger Neubau einer Stadt- und Kulturhalle am selben Platz. Erfolgsgarant ist, dass alle Fraktionen in diese eine Richtung ziehen. Und das ist bei diesem Thema wirklich neu und stellt eine Zäsur da. 
Des Mühlehofs Dachlandschaft
Noch vor der Sommerpause des Gemeinderates soll der nichtöffentlichen Vorberatung in der Klausurtagung auch ein öffentlicher Beschluss folgen – und der interessierten Bevölkerung soll das neue Gutachten von Architekt Claus Lohr vorgestellt werden. Darin bestätigt er die bisher genannten Kosten von rund 30 Millionen  Euro für die Sanierung des Mühlehofs. (Stand 2011) und aktualisierte sie auf 35,8 Millionen Euro. Es ist das inzwischen dritte Gutachten, die allesamt auf die gleichen Sanierungskosten kamen. Die gravierenden Mängel stecken in den Technikräumen, in den leerstehenden Ladenzeilen, verbergen sich hinter Decken und Wänden, wo sie nicht ins Blickfeld der Besucher des großen Saales kamen. Vom nachzurüstenden Brandschutz ganz zu schweigen. Des Gemeinderats Rundgang führte vom Untergeschoss aufs Dach. 
Der 1982 errichtete Mühlehof hat eine Gesamtfläche von 13.000 Quadratmeter - 55 Prozent der Nutzfläche gehören zum einst gewerblichen Teil, 45 Prozent machte der kulturelle Bereich aus. Ein Teilabbruch? Weil alles stark miteinander baulich verwoben ist, lassen sich laut Lohr nur zehn Prozent des Baus problemlos entfernen. Die neue Halle wird nur einen Teil des bisherigen Mühlehof-Areals in Anspruch nehmen. Auf der restlichen Fläche können sich die Stadträte Wohnbebauung, Büroflächen oder auch einen Hotelneubau vorstellen.

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