Der holprige Weg zur Windkraft in der Region



Windmühlen - wieviel werden letztlich in der Region stehen? Foto: VKU/regentaucher.com

Mehrmals schon habe ich über die Schwierigkeiten des Regionalverbandes gebloggt, Windkraftstandorte auszuweisen. Denn Windkraft und Arten- bzw. Landschaftsschutzgebiete vertragen sich nicht. Der Konflikt ließ sich bisher nicht auflösen. Das hat nun Konsequenzen: Wegen Artenschutz und Schutzgebieten werden in der Region Nordschwarzwald 36.700 Hektar als Standorte ausgeschieden. Dabei handelt es sich ausgerechnet um jene Areale, über die der Wind am kräftigsten pfeift und die Ausbeute mit am höchsten wäre. Es bleiben 4250 Hektar mit 53 Suchräumen. Auch der 25 Hektar große Standort Lomersheim/Großglattbach ist weiterhin im Rennen. Nun folgt für alle 53 Suchräume eine Umweltprüfung, für die mindestens sechs Monate Zeit gebraucht wird. Dann wird man sehen, mit wieviel Standorten wir am Ende heimgehen. Sicherlich mit weniger als mit 53. Und mit diesem Rest geht der Regionalverband in die öffentliche Anhörung. Ob da weitere herausfallen?
Politische Zielvorstellungen und ambitionierte Prognosen der Landesregierung und Realität widersprechen sich. Leider. Und alles braucht viel mehr Zeit als gedacht. Zumal auch das Stimmungsbild durch die bisher eingeholten Stellungnahmen zu den Potenzialflächen (mindestens 20 Hektar große Flächen, bei denen der Wind mindestens 5,5 Meter pro Sekunde bläst) durchaus kontrovers ist, wie sich einer Vorlage des Regionalverbandes für den Planungsausschuss entnehmen lässt. Das Gremium tagte jetzt in Egenhausen im Kreis Calw. Das war zwar in einer landschaftlich herrlichen Kulisse, doch der Rest der möglichen Windkraft-Standorte war weniger herrlich und schon garnicht paradiesisch. Der Regionalverband stützt sich bei seiner Suche auf den Windenergieatlas des Landes Baden-Württemberg sowie auf dessen Empfehlungen zum Umgang mit Schutzgebieten und Abwägungskriterien. Wir pflegen also keine selbstgestrickten Lösungen. 
Bei der Umweltprüfung geht es um Eingriffe in die Landschaftsschutzgebiete und Naturparke sowie in Auerhuhnschutzgebiete und in Fauna-Flora-Habitat-Gebiete. Zudem sind mögliche Ausschlusswirkungen durch Zugkonzentrationskorridore von Vögeln oder Fledermäusen sowie auf Grund von Rast- und Überwinterungsgebieten von Zugvögeln von internationaler und nationaler Bedeutung aufzuarbeiten und zu bewerten. Parallel zur Umweltprüfung wird – soweit möglich – den städtebaulichen Aspekten und wirtschaftlichen Erwägungen, die als Ausschlusstatbestände seitens der Städte und Gemeinden bezüglich einzelner Standorte genannt wurden, nachgegangen und auf ihre Relevanz geprüft. Reine kommunalpolitische Erwägungen, die seitens einzelner Kommunen gegen die Ausweisung von Standorten vorgebracht wurden, können allein aus rechtlichen Erwägungen nicht ausschlaggebend sein, heißt es eindeutig in der Sitzungsvorlage für den Planungsausschuss, der dem Verfahren einmütig zugestimmt hat.
Ein holpriger Weg, den wir beschreiten. Offenbar so schwierig wie die ganze Energiewende. Der ganze Prozess ist langwierig. Die Apostel der Schnelligkeit, die behaupten, alles könne doch reibungslos vonstatten gehen, sollten sich zurücknehmen.


Hier die Liste der 53 Standorte zum Herunterladen: 042_B_TRP_Wind_Anlage1Stellungnahmen.pdf


Und hier die Kriterien  zur Windkraft: 121101KriterienWind.pdf


Naturschutz versus Windkraft -was wiegt schwerer?



Windatlas Baden-Württemberg.

Die ehrgeizigen Pläne der Bundesregierung zur Energiewende bedürfen auch der regionalen und lokalen Unterstützung. Dass sich dabei aber Konflikte der seltenen Art - eine gute Sache steht gegen die andere gute Sache - ergeben, erleben wir in der Region Nordschwarzwald. Der Regionalverband hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Windkraftstandorte auszubauen. Er legt auf der Basis von Windmessungen, in Verbindung mit weiteren Kriterien, die "Bauplätze" für regional bedeutsame Windmühlenanlagen fest. Wir hofften, durch den Windatlas der Landesregierung einen entscheidenden Schritt voranzukommen. Doch die Daten waren überraschend: An weniger Stellen als gedacht bläst der Wind so kräftig, dass es sich wirtschaftlich erlaubt, eine Windkraftanlage zu betreiben. Jüngst riet ein Vertreter von TÜV Süd, der den Windatlas erstellt hat, in der Sitzung des Planungsausschusses des Regionalverbandes NSW in Empfingen, Standorte auszuwählen, an denen der Wind in 140 Meter Höhe über Grund mindestens 5,5 Meter pro Sekunde "schnell" ist. Auf 140 Meter Höhe gebe es ein steigendes Potenzial um cirka 0,2 bis 0,3 Meter je Sekunde. Der TÜV-Mitarbeiter meinte, die Windmühlen in Simmersfeld - derzeit größte Anlage in Baden-Württemberg - seien zu niedrig gebaut.


Doch inzwischen erschließen sich uns neue Konfliktfelder. Denn etwa die Hälfte aller Standorte auf der Basis 140 Meter Höhe liegen in der Region vor allem dort, wo sich entweder Vogelschutzgebiete der Europäischen Union,  Flora-Fauna-Habitat-Gebiete oder Flächen für ein geplantes Schutzgebiet für das Auerhuhn - immerhin das Wappentier des Kreises Freudenstadt - breit über die Landschaft legen. Diese Schutzflächen "erschlagen" eigentlich die Windkraft, schließen solche Anlagen aus. Gar alle Standorte in der Region Nordschwarzwald mit einer Windgeschwindigkeit von mindestens 6,5 Meter pro Sekunden befinden sich in diesen Schutzgebieten, vor allem in den Bereichen Freudenstadt, Baiersbronn, Bad Herrenalb und teilweise auch Bad Wildbad. Behalten die Schutzgebiete höchste Priorität, kann die Region das Kapitel "Windkraft" weitgehend zuschlagen.



Naturschutz ist gut, Windkraft aber auch. Gutes kontra Gutes. Was wiegt in Zeiten der Energiewende mehr? Bin gespannt, wie die grün-rote Landesregierung die Gewichte verteilt. Denn sie muss den Teilregionalplan Windkraft auch der Region Nordschwarzwald genehmigen. Wenn uns die Energiewende wichtig ist, müssen wir jeden Standort auch in diesen Schutzgebieten einzeln bewerten und abwägen, welchem Wert letztlich das höhere Gewicht beigemessen wird. Das wird eine politische Entscheidung. Das Bundesamt für Naturschutz sagt, zur Vermeidung möglicher Beeinträchtigungen von z.B. Fledermaus- oder Vogelarten sei die Wahl von geeigneten Standorten sehr wesentlich. Hierbei seien im Vorfeld der Errichtung von Windkraftanlagen entsprechende Untersuchungen vorzunehmen. Heißt: Jeden Einzelfall prüfen. Auch wenn das einen zusätzlichen Zeitaufwand bedeutet.



Eines steht schon jetzt fest: Bei der Energiewende knirscht es mancherorts ganz schön.

Kulturlandschaft und Heimat - zwei Begriffe, eine Bedeutung

"Zwischenbilanz" hieß es gestern Abend in der Stadthalle Maulbronn, dem einstigen Fruchtkasten des Klosters. Schwäbischer Heimatbund, Stadt Maulbronn und Naturpark Stromberg-Heuchelberg zogen Zwischenbilanz der bisherigen Veranstaltungen zur Kulturlandschaft des Jahres 2009/2010. Eine festliche Veranstaltung, umrahmt von der Kurrende, dem Jugendchor der Evangelischen Kirchengemeinde Maulbronn.

Erstmals hat der Schwäbische Heimatbund im 100. Jahr seines Bestehens eine Kulturlandschaft ausgewählt: Stromberg, Heuchelberg und Zabergäu. Damit rückte unsere Heimat in den Blickpunkt, ist Thema von Tagungen und Exkursionen. Dies wird auch 2010 der Fall sein.

Anliegen ist, für die Bewahrung, Pflege und schonende Entwicklung dieser Landschaft zu werben. Sie ist über Jahrhunderte gewachsen und sozusagen zur Persönlichkeit gereift. Unter den Bildern, die als Beispiele für die Erhaltung dieser Landschaft gezeigt wurden, war auch eines, das den noch intakten Scheunengürtel zeigt, der Lienzingen nach Nordwesten hin abschließt. Maulbronns Bürgermeister Andreas Felchle legte, vor allem auch als Vorsitzender des Naturparkvereins, ein Bekenntnis ab zu Lebensqualität statt starkem Wachstum.

"Kulturlandschaft - der moderne Heimatbegriff?" Dieser Frage ging Dr. Herlind Gundelach, Wissenschaftssenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg sowie Präsidentin des Bundes Heimat und Umwelt in Deutschland, nach. Sie verwies auf die leider von Deutschland noch nicht unterzeichnete Landschaftskonvention des Europarats hin. Wichtig sei es, dass die Menschen vor Ort ihre Kulturlandschaft schätzen und sich ihre Heimat nicht nehmen lassen. Weil der Heimatbegriff mehr emotional besetzt sei, riet sie dazu, auf nationaler und europäischer Ebene den Begriff "Kulturlandschaft" zu verwenden. Die Senatorin hofft, dass der Heimatbegriff wieder moderner, damit entstaubt und - vor allem in der politischen Diskussion - einer rechtslastigen Bedeutung entzogen wird.

Dr. Albrecht Rittmann, höchster Beamter des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum, skizzierte die Anstrengungen der Landesregierung zur Stärkung unserer Dörfer.

Wie die Finger einer offenen Hand ziehen sich die Höhenrücken von Stromberg und Heuchelberg von West nach Ost. Die Sandsteine der Keuper-Formation als markante Höhen, daneben Laubwälder und Rebenhänge, ein Reichtum an alten Dörfern und Schlössern, eine Gegend mit viel Kultur und Zeugnissen einer wechselvollen Geschichte, mit Burgen und Schlössern sowie dem Weltkulturerbe Maulbronn, zu dem auch die Frauenkirche Lienzingen gehörte. Wer will da nicht stolz sein auf seine Heimat. Das heißt aber auch, sich der Historie bewusst zu sein und pfleglich mit dieser Landschaft umzugehen.

Jetzt ist es fertig: Das Naturparkzentrum

Das Naturparkzentrum Stromberg-Heuchelberg an der Ehmetsklinge in Zaberfeld präsentierte sich heute erstmals der Öffentlichkeit. Rund 1,1 Millionen Euro hat es gekostet und ist das neue Schaufenster unseres Naturparks, zu dem auch Mühlacker gehört - genauer Lienzingen. Denn die südliche Grenze dieses Naturparks verläuft über die Lienzinger Markung. Und so präsentiert sich auch die Stadt Mühlacker in einem großen Buch der Mitglieds-Kommunen. Der Nachtwächter und die Frauenkirche von Lienzingen, die Enz bei Mühlhausen - neben der Löffelstelz sind dies die fotografischen Visitenkarten, die sich auf den beiden Blättern finden. Und im Beiprogramm zu den beiden Tagen der offenen Tür (heute und morgen) präsentierten sich auch Falkner von Tripsdrill.

Der Stromberg-Heuchelberg zählt mit einer Fläche von 330 Quadratkilometer zu den kleineren Naturparken in Baden-Württemberg und Deutschland. Das Motto "Wein, Wald, Wohlfühlen" spiegelt sich auch in der Dauerausstellung im Naturpartzentrum wider, für das Geothermie und Photovoltaik Wärme, Kühlung und Strom liefern. Die großen Fensterfronten wirken wie Bilderrahmen. Motive liefert die Landschaft rund um das Gebäude und die Ehmetsklinge, einem auch zum Baden beliebten Stausee. Alle Facetten einer wunderschönen Region erschließen sich den Besuchern. Die Öffnungszeiten von Mai bis Oktober: mittwochs bis sonntags und feiertags jeweils 10 bis 17 Uhr.

Der Besuch lohnt. Wie kann es anders sein - schon am ersten Tag gab es auch Besucher aus Mühlacker.

Naturparkzentrum in Zaberfeld

Nachtwächter, Frauenkirche und Enz auf Mühlackers Visitenkarte

Heute ein Zaungast aus Tripsdrill