Die verflixte Sache mit dem Schrägstrich – Blaue Tonnen nur bei „voller“ Hausnummer

Container am Sportplatz in Lienzingen vor vier Tagen: aufgestellt von der Entsorgungsfirma Pre Zero in Knittlingen, aber nicht rechtzeitig geleert.

Farbenspiele über Zuständigkeiten im Zusammenhang mit dem neuen Entsorgungssystem im Enzkreis: Der Landkreis ist verantwortlich für Grau, Braun und Grün, die Dualen Systeme komplett für Gelb und Blau. Doch ist für die Leute nicht immer klar, wer der richtige Adressat ist. Mit dem Landkreis wird häufig der Falsche geprügelt.

Komplexer mache es die Sache noch, erzählt Dezernent Frank Stephan, dass über die bleibende Grüne Tonne genauso eine Verzahnung bestehe wie beispielsweise beim Abfallkalender mit Terminen für die einzelnen Orte und bei vielen anderen Punkten Abstimmungen stattfinden müssten, damit das System von zwei Verantwortlichen aus einem Guss geschehe.

Der Landkreis hat mit den Dualen Systemen das Gesamtsystem verhandelt: Gelbe Tonnen statt Gelber Sack, Blaue Tonne und Körbe und Abholung statt Glascontainer in den Siedlungen, Mitbenutzungsentgelt für den Landkreis für die Mitnutzung der Grünen Tonne etc., da der Gesetzgeber hier eine Einigung der Akteure Landratsämter/Duale Systeme vorsieht.  Wir versuchen dennoch, bei Beschwerden, mit denen wir im Landratsamt unzuständigerweise förmlich bombardiert werden, jeweils mit den Dualen Systemen beziehungsweise vor allem der Firma Pre Zero, die Fehler zu beseitigen.

Die Position des Dezernenten ist auf Kunde ausgerichtet.

Die Leute meinen, Pre Zero sei eine neue Firma. Bei dem Entsorger wurde aber nur der Namen gewechselt. Es ist die gute alte Suez, Sita und einst Pfizenmaier und Rau in neuer Form. Die Firma Zentek als Vertreter von den Dualen Systemen und nicht das Landratsamt hat diesen Entsorgungsauftrag ausgeschrieben und aufgrund der Ergebnisse Pre Zero beauftragt. Der Kreisbeamte stellt dem Unternehmen mit neuem Etikett für die Umstellungsarbeit ein gutes Zeugnis aus.  

Warten wir bis zur letzten Tonne! Und werten dann.

Trotzdem: Beschwerden zum Beispiel aus der Königsberger Straße oder der Gustav-Schwab-Straße in Mühlacker sind auch an mich von verärgerten Menschen herangetragen worden. Vor allem dann, wenn nach Anrufen oder Online-Anmeldungen im Landratsamt nach Tagen noch keine Reaktion erfolgt ist.

So diese Klage aus der Königsberger Straße: Wir haben gar nichts bekommen. Weder Körbchen noch eine blaue Tonne. Der einzige Haushalt in unserer Sackgasse, der eine blaue Tonne erhalten hat, ist die Familie mit der Hausnummer 31 – alle Zusatznummern wie 31 /2 od. 31 /1 bekamen nichts. Genauso ist es in der Sackgasse vor uns. Komischerweise haben alle eine gelbe 240-Liter-Tonne bekommen. Die Logik, die da dahintersteckt, verstehe ich noch nicht.

Das Problem mit dem Schrägstich. Eine Panne! Denn die Strich-Hausnummern wurden enzkreisweit nicht berücksichtigt. Dieses Problem gibt es somit nicht nur in der Königsberger Straße, sondern flächendeckend, räumt das Landratsamt Enzkreis in Pforzheim ein. Eigentlich sei es aber gar kein so großes Problem, in den allermeisten Fällen würden sich die Anrufer mit der Auskunft zufriedengeben, dass die Tonne bei der Hauptnummer steht und einfach geholt werden kann. Vielen geben wir auch noch den Tipp, mit einem wasserfesten Stift einfach die genaue Hausnummer zu ergänzen. Gleich richtig stellen wäre aber besser!

Im Enzkreis-Sprech weiter: Bei den Glasbehältern gibt es Leute, die es gut finden, einen Behälter gemeinsam zu nutzen, andere wiederum besorgen sich einfach einen eigenen Glasbehälter und überbrücken die Zeit bis zur Auslieferung mit heimischem Sammeln oder den Glascontainern. In der Königsberger Straße kommt dann noch hinzu, dass es in den Gebäuden oft mehrere Wohneinheiten gibt und diese dann auch teilweise die Behälter gemeinsam nutzen (müssen) und nicht jeder seinen eigenen hat. Diese Argumentation gefällt aber nicht allen.

In der Nummer 37 wurden so dreimal 1100 L Behälter gelb und   zweimal 770 L blau (für Glas) aufgestellt.

Die gelbe und die blaue Tonne ersetzen quasi die bisherigen Tonnen rund.

Jedenfalls ist es richtig und für die Akzeptanz des neuen Systems Bunt entscheidend gewesen, dass Kreistag und Dezernent gegenüber den Dualen Systemen darauf bestanden hatten, dass jeder Haushalt für das Glas eine eigene blaue Tonne erhält und kein blaues Körbchen, wobei die Möglichkeit zum Wechseln besteht. Muss ja nicht alle sehen, was im jeweiligen Haus gesüffelt wird.

Im Kreis Ludwigsburg war dies umgekehrt geregelt worden: Zuerst bekamen dort alle das Körbchen, auf Wunsch tauschbar gegen eine Tonne. Jetzt ist der Teufel los – der wäre vermeidbar gewesen. Aber die Ludwigsburger hatten nur ein müdes Lächeln für den kleineren Nachbarn Enzkreis übrig und der das gleiche System hat. Und der nun am besten lacht.

Die Nachfrage nach einem Tausch ist im Enzkreis gering, erfahre ich aus dem Kreishaus. Bezüglich der Glaskörbe erreichen Pro Zero und Kreisverwaltung nur sehr wenige Umtauschwünsche. Das könnte daran liegen, dass wir im Enzkreis die 120-Liter-Tonne als Standartgefäß haben und deshalb nur relativ wenige Körbe verteilt wurden. Änderungswünsche über die Hotline oder www.verpackungsabfall-enzkreis.de landen direkt bei PreZero, versichert die Kreisverwaltung. Vorausgesetzt, die Webseite ist erreichbar: Im Moment, zehn Minuten nach 24 Uhr, 19. Januar 2022, ist sie dies jedenfalls nicht.

Geld und Blau - dafür ist nicht der Landkreis zuständig, sondern das sind die Dualen Systeme

Das Unternehmen muss künftig der Abfuhr wieder exakter nachkommen. Es kann nicht sein, dass am vergangenen Freitag die Leerung der blauen Tonne plus Körbe in Mühlhausen auf dem Abfuhrplan steht und heute Montagnacht diese Behältnisse noch immer voll und nicht geleert am Straßenrand stehen, beschwerte sich mein Stadtratskollege Wolfgang Schreiber beim Landratsamt.  Kürzlich standen die Müllbehälter von Haus halten beim Sankt Peter in Mühlacker eine Woche lang an der Straße, erst dann sind sie geleert worden. Das Landratsamt hat zwar die Beschwerden der Bürger, die mehrmals angerufen hatten, immer weitergegeben – zunächst leider ohne Echo. Das geht nicht!

In diesem Zusammenhang müssen von Pre Zero auch interne Abfuhrpläne für die dem Unternehmen gehörenden und von diesem aufgestellten Glascontainer in den Gemeinden zu erarbeiten und auch einzuhalten. So laufen die Container am Lienzinger Sportplatz über. Deshalb lief am Sonntag ein Appell in der Whats-App-Gruppe Lienzinger Schneckenpost. Der Enzkreis gab den Hinweis von mir genauso an die Knittlinger Firma weiter (dringender Handlungsbedarf) wie das Ordnungs- und Bürgeramt der Stadt Mühlacker schreibt. Amtsleiter Ulrich Saur in der Antwort aus dem Rathaus: Es zieht sich über die Jahre durch, dass insbesondere um den Jahreswechsel die Glascontainer volllaufen, auch bei mir zuhause in Knittlingen. Dies ist also nicht nur ein Mühlacker Problem.

Ob für dieses Problem verlängerte Leerungszeiten aufgrund der Feiertage oder ein erhöhter Glasanfall - auch aufgrund der Feiertage - verantwortlich ist, weiß die Stadtverwaltung nicht.  Die Kreisverwaltung will die Firma künftig jeweils auch Ende November/Anfang Dezember auf die Leerung der Glascontainer hinweisen. Vielleicht entspannt sich künftig auch die Situation durch das neue Leerungssystem (blaue Tonnen).

Wenn alle einmal die neue Farbenlehre beherrschen. Was zu hoffen ist.

PS: Da bestellte ein Haushalt an der Königsberger Straße in Mühlacker online eine blaue Tonne. Wie lange dauert die Auslieferung Ihrer Erfahrung nach – oder hängen noch einige Tonnen im Rotterdamer Hafen? Meine Frage ans Abfallwirtschaftsamt. Am 10. Januar Mail abgeschickt, am 18. Januar eine automatische Antwort ohne Zeitangabe.. Ich weiß nicht. Da müsste das Duale System doch Druck machen.

 

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