Längst nicht mehr die grüne Sparkasse: Die Stadt und der Forst - Beispiel Mühlacker

Einen Arbeitskreis Wald des Gemeinderats von Mühlacker, drei Stellen für Forstarbeit und im September 2023 bestellt: ein Forstschlepper mit funkferngesteuerter Anbauseilwinde und Rückekran für den Forstbetrieb der Stadt zum Preis von 385.683 Euro, nach monatelangem Hin-und-her zwischen zwei Fachämtern, im September 2023 bestellt bei der Firma Kotschenreuther Forst- und Landtechnik GmbH & Co. KG, 96349 Steinwiesen. Die Kommune und der Forst, ein interessantes Kapitel, wie sich jetzt auch einer Pressemitteilung des Enzkreises zu entnehmen lässt. 

Angelegte Tümpel sollen lange genug Wasser halten, um Tieren auch über längere Dürrephasen im Sommer einen Lebensraum zu bieten.

Mit Hilfe dieses Forstschleppers, der voraussichtlich im Frühjahr 2025 geliefert wird, könne man in Mühlacker künftig Holz vermehrt in Eigenregie aus dem Wald befördern, lobt das Kreisforstamt. Damit sei man bei der Holzernte noch flexibler und könne schonender auf die Witterung und empfindliche Waldböden Rücksicht nehmen. Möglich gemacht habe dies der Gemeinderat von Mühlacker, der sich damit zum Erhalt des Waldes und zu seinen vielfältigen Ökosystemleistungen bekannt hat, loben Wald-Experten aus dem Landratsamt in Pforzheim. 

Doch der durch Hitze gestresste Wald, das Waldsterben - die Sache bleibt aktuell

Wenige Frosttage und viel Niederschlag haben die Holzernte in diesem Winter sehr erschwert. Durch den Einsatz von Forstfahrzeugen bildeten sich an einigen Stellen tiefe Fahrspuren.

Grund für die Zwischenbilanz: Die Holzerntesaison neigt sich dem Ende zu. Holz wird am besten geschlagen, wenn die Bäume noch im Winterschlaf sind. Denn um die kalte Jahreszeit schadlos zu überstehen, ziehen die Bäume im Herbst alle Stoffe aus den Blättern in Stamm und Wurzeln zurück und werfen ihre Blätter ab, erklärt Andreas Roth, Leiter des Forstamtes beim Landratsamt Enzkreis laut (enz)-Mitteilung. aus der hier zitiert wird.

Nasser Winter erschwert Holzeinschlag
Doch wenige Frosttage und viel Niederschlag haben die Holzernte in diesem Winter sehr erschwert. Die Böden waren kaum gefroren und daher bildeten sich durch den Einsatz von Forstfahrzeugen und -erntemaschinen, die die Stämme an die Waldwege transportieren, leider auch hin und wieder tiefe Fahrspuren, bedauert der Waldexperte. Um diese zu minimieren, wurden die Forstarbeiten - wo immer möglich - bei schlechter Witterung unterbrochen, betont Roth. Damit die Fahrzeuge den Waldboden nicht planlos befahren, sind sie nur auf sogenannten Rückegassen unterwegs, die mindestens 40 Meter Abstand zueinander haben. 

Aber auf trockene Zeiten oder Frost zu warten, ist nicht möglich, sagt Holger Nickel, Forstdezernent des Enzkreises: Zum einen wird das hochwertigere Sägeholz durch das Herumliegen im Wald entwertet. Zum anderen brüten jetzt im Frühjahr die Vögel oder es sind längst Amphibien unterwegs. Für diese Tiere sind die mit Wasser gefüllten Fahrspuren jedoch auch hilfreich. Wer beispielsweise im Mühlackerer Forst mit offenen Augen durch den Wald geht, kann feststellen, dass sich eine Amphibienart besonders darüber freut: die Gelbbauchunke. Sie ist auf die Besiedlung solcher kurzfristig entstehenden Gewässer sogar angewiesen, weiß Mühlackers Revierförster Maximilian Rapp.  

Tümpel helfen über Dürrephasen im Sommer
Doch nicht nur Forstarbeiten prägten insbesondere das vergangene Halbjahr: Mehrere Tümpel wurden reaktiviert und weitere neue angelegt, insbesondere an Stellen, an denen sich schnell Wasser sammelt. Diese Tümpel sollen in zukünftigen Trockenjahren lange genug Wasser halten, um den Tieren über Dürrephasen hinweg Wasser und Lebensraum bieten zu können, hoffen die drei.  

All diese Aufgaben der modernen Forstwirtschaft haben natürlich Auswirkungen auf das Personal und entsprechend hat sich im Forstteam der Stadt Mühlacker einiges getan: Im vergangenen Jahr bekam man Verstärkung durch einen Maschinenführer und einen Forstwirtschaftsmeister und sei nun eine hch qualifizierte, einsatzfähige Mannschaft, berichtet Rapp. Durch diese personelle Verstärkung sollen unter anderem Erholungseinrichtungen besser gepflegt und erhalten werden. Diese Verstärkung trägt auch insgesamt dem durch den Klimawandel gestiegenen Aufwand Rechnung und ermöglicht es, den Wald auf dem schwierigen Weg in eine trockenheiße Zukunft zu unterstützen, so Nickel abschließend.

Der Forst ist längst nicht mehr die grüne Sparkasse der Kommune. Vorbei die Zeiten, als Gemeindeprojekte wie Schulen wesentlich mit den Erlösen aus zusätzlichen Holzeinschlägen finanziert wurden wie zum Beispiel Schulbauten in Lienzingen. Das ausgewogene Öko-System, die Erholungsfunktion für die Menschen - das überwiegt die pekunären Interessen.

Und dann noch die Sache mit den Jagdpachten

Mit Wasser gefüllte Fahrspuren sind für Amphibien wie die Gelbbauchunke sehr hilfreich. (Bilder: Enzkreis; Fotograf: Maximilian Rapp)

Ruhe im Wald? Schön wäre es. Denn die neuen Jagdpachtverträge sind immer noch nicht unterschrieben, der OB ließ den für Donnerstag geplanten Termin absagen. Trotz klaren Entscheidungen des Gemeinderats am Dienstag vergangener Woche über die Pächter der acht Jagdbögen stolpern wir von einem Disput zum nächsten. Jetzt soll das Kreisjagdamt offene Vertragspunkte klären. Hätte auch vor der Entscheidung des Gemeinderates erledigt werden müssen. 

Spuren

Also stolpern wir weiter - aber am 31. März 2024 enden die alten Verträge. Und neue gibt es noch nicht. Zeitdruck tut nicht gut. 

Am Donnerstag, 28.März 2024, um 17.13 Uhr ging die Mail bei den Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderates ein. Das Fachamt:

(...) Herr Oberbürgermeister Schneider hat in Absprache mit dem Kreisjagdamt daher entschieden, dass für einen Monat in Mühlacker die Jagd ausgesetzt wird. Dh. möglicherweise auftretender Wildschaden ist von der Stadt zu regulieren. Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Wildtieren hat ebenfalls die Stadt in dieser Zeit abzuwickeln (Wildunfallbescheinigung ausstellen, ggf. Nachsuche beauftragen etc.).

Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende April die noch offenen Fragestellungen klären und die Jagdverpachtung erfolgreich abschließen können. Alle Jagdpächter sind über diese Vorgehensweise informiert worden.

Der erste Jagdpächter ist schon entnervt abgesprungen. Ausgerechnet in einem der beiden Lienzinger Bezirke, die für Beständigkeit bekannt sind.   Im Frühjahr 1933 pachtete der Mühlacker Fabrikant Friedrich Münch die Gemeindejagd - sie blieb bis 2018 in der Familie Münch.

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