Agieren statt lamentieren

Die Lienzinger Weihnachtsgaden ziehen die Besucher an

Eine Stadtgesellschaft muss das Agieren über das Lamentieren stellen und – vor allem – Gemeinsinn zeigen, schreibt PZ-Verleger Albert Esslinger-Kiefer in einem Kommentar zur Pforzheimer Debatte um die geplante Ornamenta 2024. Der Appell passt auch zur aktuellen Lage in  Mühlacker. Bei den einen ist es die Ornamenta, bei uns ein technisches Kulturdenkmal mit Seltenheitswert. Leider ist einmal mehr in meiner Heimatstadt eine große Chance vertan worden, obwohl wir es besser können – das hat die erfolgreiche Gartenschau Enzgärten 2015 gezeigt. Da gab es auch im Vorfeld Zauderer und Infragesteller und Bedenkenträger, aber gemeinsam haben wir gezeigt, was möglich ist und erfolgreich werden kann, schrieb am Samstag  eine couragierte Bürgerin in einem Leserbrief zur Gemeinderatsentscheidung über den Sender.

Die lange Nadel spaltet unsere Stadtgesellschaft. Für die einen ist sie eine emotionale Angelegenheit. Für andere ein „toter Mast“ , der nicht die Zukunft der Stadt sei. Und in der Bevölkerung herrsche die Meinung vor: Ihr werdet doch nicht … (kaufen). Mag sein, dass dies aus heutiger Sicht die klügere Haltung ist, aber hoffentlich heißt es nicht irgendwann: Wie konntet ihr nur ..? - ein passender Einwurf von MT-Redaktionsleiter Thomas Eier. Bei allem Verständnis für Fragen der Sicherheit, für Bedenken, was die Haftung angeht, für die großen finanziellen Belastungen, denen die Stadt entgegengeht: Der Sender war und ist Wahrzeichen und Alleinstellungsmerkmal.

Da werden 60.000 Euro zum Vehikel, um die Sender-Debatte jäh zu beenden, obwohl noch nicht alle Fakten auf dem Tisch lagen. In der Summe ging es nicht ums Geld, sondern um das Abwürgen einer kontroversen Diskussion, die manchen seit langem nervt. Aber es passt ins Bild der Mühlacker Kommunalpolitik: Beschleicht uns nicht immer häufiger das Gefühl, dass wir auf der Stelle treten? Keine hoffnungsvollen Botschaften nach dem Motto: Lasst uns das Problem lösen und damit der Stadt Bestes suchen.

Stattdessen im Rat - wenn ins eigene Konzept passt -  das  Lamentieren über die schlechte  Finanzlage als Abwehrmittel (natürlich schwimmen wir nicht im Geld und das neue Haushaltsrecht bringt uns keinen Euro zusätzlich, sondern ist eher eine Last). Das legt sich wie Mehltau über eine Stadt. Zusagen werden einfach kassiert. Siehe eine neue Stadthalle als Mühlehof-Ersatz.  Selbst bei Planungen für einen  Kindergarten vergeht viel Zeit, ohne dass es mit dem Projekt vorangeht.

Weg ist sie, die Aufbruchstimmung, für die die Gartenschau 2015 sorgte. Dabei hatten wir uns das Mühlacker Sommermärchen vorher auch nicht so recht zugetraut. Doch dann stand der Zeitplan, mussten Termine eingehalten, bei der Eröffnung ein buntes und breites Angebot realisiert sein. Hätte es diesen fixen Eröffnungstermin nicht gegeben, wir würden heute noch herum werkeln. Zumindest blitzt gelegentlich dieser Gedanke auf.

Was aus einer auch noch so kleinen Idee werden kann, wenn sie beherzt umgesetzt und vor den ersten  Schwierigkeiten nicht kapituliert wird, erlebten wir an diesem Wochenende bei den Lienzinger Weihnachtsgaden. Sie sind seit zehn Jahren fester Bestandteil im Jahresablauf, jedesmal freudig erwartet. Eine Garantie auf Erfolg hatte Ursula Stierle nicht, als sie damals Verbündete suchte. Wir können auch sagen: Wer wagt, gewinnt. Eine Erfahrung, die wir gerade im bürgerschaftlichen Engagement in unserer Stadt erleben - der Bürgertreff Mühlhausen, Hello Lomersheim, Herzenssache Lienzingen. Könnte doch Vorbild für die Kommunalpolitik sein.

Statt "Geht nicht" als Standard-Antwort  ein beherztes "Geht doch, packen wir's an, wagen wir's".  Auch beim Sender. Eben: agieren statt lamentieren.

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