Ja zur Gemeinschaftsschule
Thorsten Bohl
Wolf und Rülke ziehen schon heftige Schlussfolgerungen aus dem Papier, von dem sie fordern, dass es ihnen erst noch vorgelegt werden soll. Aber ihr Urteil fällt vor dem Lesen. Eine umgedrehte Reihenfolge, die dem Landtagswahlkampf geschuldet ist. Und was erklärt der Sprecher des Kultusministeriums im SWR-Fernsehen am Abend? Dem Ministerium liege keine Studie vor, also könne sie der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden. Eine wissenschaftliche Begleitung der Gemeinschaftsschulen sei von Anfang an vorgesehen worden. Die Frage: Für wen hat Professor Bohl nun die Studie geschrieben, hat er möglicherweise die Arbeit an einer einzigen Schule verallgemeinert? Wir wissen es nicht. Doch die Reaktionen der Opposition im Landtag, auf der ständigen Suche nach Munition gegen die Landesregierung, verrät eines: Auch wenn sie für den Fall eines Wahlsieges eine Bestandsgarantie abgibt, auf schleichendem Weg würde versucht, der GMS die Besonderheiten zu nehmen, die sie auszeichnet - das verrät der Wolf'sche 7-Punkte-Katalog. Abschaffung durch Aufweichung. Muss eine Schulform zum Gegenstand ideologischer Grabenkämpfe werden? Nein! Kinder und Eltern müssen darauf vertrauen, dass das Rad nicht zurückgedreht wird. Kommunen gaben (mit Stimmen der CDU-Ratsfraktionen) viel Geld aus, um Gemeinschaftsschulen einzurichten - auch sie haben kein Interesse daran, Opfer einer krampfhaften Abgrenzungspolitik zu werden. Ich werbe in der Union dafür, der Gemeinschaftsschule auch nach einem eventuellen Regierungswechsel alle Chancen zu lassen und weitere Schulen des neuen Typs zuzulassen.
Ich sage Ja zur Gemeinschaftsschule. Unsere Tochter haben wir bewusst auf die GMS in Mühlacker geschickt. Wir sind von der Richtigkeit dieser Entscheidung weiterhin überzeugt. Die Lehrer als Lernbegleiter, längeres gemeinsames Lernen, Lerngruppen, individuelles Arbeiten - was ist denn schlecht daran? Dass es bis zur achten Klasse keine Noten gibt, hatte mich zuerst auch irritiert, doch die Lernstandsberichte sagen mehr aus über Stärken und Schwächen, sind differenzierter und nachvollziehbarer als nackte Noten.
Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass manche über eine Gemeinschaftsschule reden, ohne jemals eine von innen gesehen haben. Und wenn sie dort waren, sich nicht auf sie eingelassen zu haben, um ihr eigenes und im dreigliedrigen Schulsystem gewachsenes Weltbild nicht zu gefährden. Die CDU verlor unter anderem die Landtagswahl 2011, weil sie dem Eindruck nichts entgegensetzen konnte, bildungspolitisch unbeweglich und neuen Formen gegenüber abhold zu sein.
Und die Studie? Niemand hat sie bisher gesehen. Mit Ausnahme der FAS-Redakteurin. Damit steht fest: Fortsetzung folgt! Garantiert.
Hierzu ein Update im Blog, das die weitere Debatte aufnimmt.
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