Geschichte erfahren dürfen - Plädoyer für sichtbare Spuren der alten Ziegelei im neuen Quartier
Da ich selbst als gebürtige Mühlackerin auch nach meinem Wegzug immer noch ein großes Interesse an der Stadt habe, würde ich mir wünschen, dass die Stadtverwaltung und der Projektentwickler der Hofkammer die Chance nutzen, hier neben dringend benötigtem Wohnraum auch ein optisch interessantes und nachhaltiges Projekt zu schaffen.
Da ich öfters nach Besuchen in Mühlacker am Bahnhof stehe und auf die Brachfläche schaue, drängen sich gewisse Gedanken doch auf, wie dieser Blick in einigen Jahren wohl aussehen wird. Bedauerlicherweise wurde von dem alten Werksgelände außer dem Schriftzug nichts erhalten. Hier hat man meines Erachtens eine Chance verpasst, alte Strukturen oder zumindest Elemente in das neue Wohn- und Nutzviertelgroßflächiger zu intergrieren.
Beispiele wie in München das Werksviertel, in Mannheim das "Glückstein-Quartier oder die alte Ziegelei in Toronto, Kanada, zeigen, wie Altes und Neues verbunden werden kann. Dadurch entsteht ein ansprechender neuer Raum, der zu gemeinsamen Leben anregt und gleichzeitig etwas des alten Charakters in die Zukunft transportiert.
Dennoch besteht auch so die Chance, die Geschichte der Ziegelei aufzugreifen und in den Grünflächen, Fassaden, Freiflächen, etc. Elemente entsprechend einzubauen (zum Beispiel Ziegelmauern, Fries, oder ähnliches) Auch durch gewisse künstlerische Elemente und Skultpuren könnte an die Vergangenheit des Geländes und der Stadt Mühlacker hingewiesen werden.
Damit könnten auch die Grünflächen, Lärmschutzwände (oder grüne Wände) aufgewertet werden, die - besonders in Zeiten des Klimawandels - ein wichtiges Element neuer Bebauung sind und zur Mikro-Klimatisierung und Feinstaubfilterung benötigt werden.
Dies ist auch ohne großen Zusatzkosten zu bewerkstelligen, gegebenenfalls würden sich gewiss auch Sponsoren finden. Alles was es braucht, ist ein gewisses Interesse an kreativen Ideen.
Ansonsten besteht meiner Meinung nach die Gefahr, dass das neue Wohnviertel zu einem weiteren farb- und charakterlosen Viertel wird, wie es gerade vielerorts in Deutschland und ganz Europa in monotoner Gleichheit entsteht. Im Inneren und funktional werden alle Bedürfnisse versorgt, doch außen bleibt wenig Aufenthaltsqualität erhalten.
In Wohnvierteln der Gründerzeit, des Jugendstils, des Modernismus, der 50er und 60er Jahre geht man heute gerne spazieren, betrachtet die Fassaden und die Gärten.
Ohne Zweifel ist die Schaffung von Wohnraum eine drängende Angelegenheit, ohne gleichzeitig neue Flächen zu versiegeln. Dies sollte aber kein Widerspruch sein, dem neuen Ort ein eigenes Gesicht zu geben, dass man auch in 50 Jahren noch gerne betrachtet.
Vielleicht ist etwas in dieser Art auch schon bereits geplant?
Autorin: Janina Walther
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