Windkraft: Zurück blieb Enttäuschung



Eine Anlage bei Simmersfeld im ersten Windkraftpark des Nordschwarzwaldes.


Die Hoffnungen der Mitglieder des Regionalverbandsversammlung Nordschwarzwald haben sich heute nicht erfüllt. Ministerialdirektor Helmfried Meinel vom baden-württembergischen Umweltministerium ließ bei der Verbandsversammlung in Calw-Hirsau offen, wie der Konflikt zwischen Windkraftanlagen und Schutzgebieten gelöst werden soll. Denn auf den Höhen des Nordschwarzwalds bläst ausgerechnet dort der Wind am kräftigsten (mindestens sechs Meter pro Sekunde in 100 Meter Höhe über dem Erdboden), wo sich auch Schutzgebiete erstrecken (Flora-Fauna-Habitat sowie europäische Vogelschutzgebiete) sowie das Auerhuhn lebt. Seit Monaten erhofft sich der Regionalverband eine Klärung durch das Land, wie mit diesen naturschutzrechtlichen Belangen umzugehen ist. Klimaschutz versus Artenschutz. Wir hatten deshalb angeregt, das Land solle den Nordschwarzwald zur Musterregion erklären, in der beispielhaft diese Zielkonflikte angegangen und gelöst werden. Die zuständige Fachabteilung seines Ministeriums stehe dem Vorschlag skeptisch gegenüber, sagte Meinel zu aller Überraschung. Immerhin ließ er durchblicken, die Entscheidung sei noch nicht endgültig, der Regionalverband solle die Idee  weiter konkretisieren. Betroffen sind vor allem Bereiche bei Baisersbronn, Freudenstadt und Bad Wildbad. Geringere, aber immer noch ausreichende Windausbeute (5,5 Meter pro Sekunde in 140 Meter) gibt es vor allem im östlichen Bereich der Region, so im Süden Pforzheims, in Schömberg, aber auch auf der Platte bei Wiernsheim. Diese bieten sich auch als Vorranggebiete an. 


Wenn wir mit dem Teilregionalplan Windkraft endlich in die Gänge kommen wollen, müssen wir womöglich zweigleisig fahren: Zuerst die problemlosen Bereiche in diesen östlichen Flächen als Vorranggebiete ins Verfahren bringen und abwarten, wie sich die Probleme in den besonders windreichen Gegenden klären lassen. Ideal ist diese Politik der zwei Geschwindigkeiten aber nicht, der Teilregionalplan (den das Land - Ministerium für Verkehr und Infrastruktur - genehmigen muss) sollte doch aus einem Guss sein.


Ende Juni soll es Aussagen des Landes zu den Auerhuhn-Schutzgebieten geben. Eigentlich könnten wir es uns vom Regionalverband einfach machen und uns auf die rechtliche Position zurückziehen, dass in europäischen Vogelschutzgebieten die Windmühlen nichts zu suchen haben. Aber Meinel empfahl, vor Ort zu prüfen, ob im Einzelfall doch etwas geht. Aufschlüsse soll der Windkrafterlass des Landes bringen. Die Tendenz war spürbar, den Schwarzen Peter den Regionalverbänden zuzuschieben. Warum, zeigte sich in der heutigen Verbandsversammlung in unterschiedlichen Positionen der Grünen: Ein Regionalrat aus Freudenstadt lehnte Windkraftanlagen in Schutzgebieten rundweg ab und reklamierte, auch auf die Fledermäuse Rücksicht zu nehmen, sein Fraktionskollege aus dem Kreis Calw widersprach. Dieser Konflikt bei den Grünen widerspiegelt, weshalb sich auch die grün-rote Landesregierung so schwer tut, Position zu beziehen und lieber die lokalen Akteure fordert. Die vertiefenden Untersuchungen solle der Regionalverband erbringen, sagte der Ministerialdirektor. Wir halten dagegen: Der Regionalverband müsste sich diese Leistungen für teures Geld einkaufen, statt dass das Land seine Fachbehörden und -einrichtungen ansetzt, um dann auch politische Entscheidungen zu treffen. Unterm Strich bedeutet dies eine weitere zeitliche Verzögerung. Wie dabei das Ziel der neuen Landesregierung, im Zuge der Energiewende in Baden-Württemberg bis 2020 zehn Prozent des Stroms aus Windkraft zu erzeugen (bisher 0,9 Prozent) erreicht werden soll, ist eher schleierhaft. 

Einerseits produziert Stuttgart den Termindruck und versucht alle, die ihre Vorranggebiete nicht ausweisen, als Bremser zu kritisieren, andererseits kneift ebenfalls Stuttgart vor klaren rechtlichen Klärungen. Wir haben heute über die Fraktionsgrenzen hinweg klar gemacht: Wir wollen die Zahl der Windräder ausbauen, brauchen dazu aber das Land. Meinel versprach, diese Botschaft nach Stuttgart mitzunehmen. Nun hoffen wir auf eine zeitnahe Klärung.

Übrigens: Die Windausbeute im Stromberg ist nicht so kräftig, dass sich ein regionales Vorranggebiet lohnt, was aber laut Windatlas an einzelnen Stellen Anlagen nicht ausschließt. Das müssen nach dem neuen Landesplanungsgesetz die Kommunen in ihren Flächennutzungsplänen klären. Speziell für Mühlacker gilt:  Hier wird zuwenig Wind (gemacht). 

Windkraft: Nordschwarzwald als Modellregion?

Ohne Windkraft kommen wir beim Ausbau erneuerbarer Energie nicht genügend voran. Doch in der Region Nordschwarzwald türmen sich Hürden auf, die den Weg zur Windkraft erschweren. Ich habe darüber schon früher gebloggt. Im Planungsausschuss des Regionalverbandes hatten wir gehofft, dass der neue Winderlass der grün-roten Landesregierung die Konflikte löst. Wie vertragen sich europäische Vogelschutzgebiete, Nationalpark und Auerhahnbestand mit der Windkraft? Selbst Kollegen aus der SPD-Fraktion bekannten diese Woche offen, von dem Erlass enttäuscht zu sein. Seit Monaten warten wir auf klare Ansagen aus Stuttgart. Wenn diese ausbleiben, wird die Windkraftplanung des Landes zumindest für unsere Region zum Rohrkrepierer. Wenn wir ständig lediglich abwarten, bis Stuttgart irgendwann mit Antworten kommt, drehen wir uns in der Region immer nur im Kreis. Um die Landesregierung unter Druck zu setzen, bin ich dafür, mit der Ausweisung von Vorranggebieten für Windkraft in unserer Region zu starten. Der Planungsausschuss ist dieser Woche in Mühlacker dem entsprechenden CDU-Antrag gefolgt. Wir müssen möglichst viele Standorte mit ausreichender Windhöffigkeit ins Verfahren bringen und die Fachbehörden auch des Landes zwingen, Farbe zu bekennen. Wo ist der Naturschutz wichtiger als die Windmühlen? Wo ist der Windkraft der Vorzug zu geben vor der Auerhuhnschutzkonzeption des Landes? Dann soll uns das Land die unverträglichen Standorte "herausschießen", kann uns dann aber nicht mehr als Zögerer kritisieren. Kneifen gilt nicht.

Gleichzeitig bietet der Regionalverband an, die Region zur Modellregion zu machen - eine gute Anregung der Sozialdemokraten, die alle Fraktionen unterstützt haben. Dann lassen sich hoffentlich die Konflikte exemplarisch lösen.  

Allerdings wissen wir auch: Windkraft ist nicht unumstritten. Das zeigt sich derzeit in Schömberg-Langenbrand im Kreis Calw. Die Ausweisung von Vorranggebieten, zu der das Land die Regionalverbände verpflichtet, muss nicht vergnügungssteuerpflichtig werden. Wird es wohl auch nicht. Allerdings sind mehr Menschen dafür als vor der Energiewende. Das zeigt sich auch in Engagements bei Bürgerenergiegenossenschaften, von denen manche derzeit dringend Anlagemöglichkeiten für das eingesammelte Kapital suchen. Die Landesvorsitzende der Bürgerenergie, Elisabeth Strobel, berichtete darüber im Planungsausschuss des Regionalverbandes im Mühlacker Rathaus. Dazu gibt es lokale Erfahrungen: Die Bürgerenergiegenossenschaft Mühlacker brachte in kurzer Zeit eine Million Euro zusammen. Windkraft in der Energie sollte bald Investitionsmöglichkeiten bieten, damit die Wertschöpfung regional bleibt. "Windkraft: Nordschwarzwald als Modellregion?" vollständig lesen

Von Biomasse bis Windkraft - Energiewende in der Region



Stadtwerke und regionale Erzeugung erneuerbarer Energie: Die Wertschöpfung bleibt in der Region.

Die vorhandenen Daten über die gesamten Potenziale erneuerbarer Energie – von Biomasse bis Windkraft - in der Region Nordschwarzwald sollen in einem Gesamtkonzept des Regionalverbandes zusammengeführt werden. Dafür spricht sich die CDU-Regionalverbandsfraktion aus. In einer Sitzung in Straubenhardt plädierte die Union dafür, in jenen Bereichen, in denen der Regionalverband über Steuerungsmöglichkeiten verfügt, diese auch zu nutzen. Noch im Frühjahr muss in die Ausweisung von Windkraftstandorten eingestiegen werden.



Die CDU-Regionalräte erinnern daran, dass die Regionalverbandsversammlung im Juli 2007 beschlossen hatte, als regionalen Beitrag zum weltweiten Klimaschutz auf die Verringerung der CO2-Emissionen um 300.000 Tonnen im Jahr bis zum Jahr 2010 in der Region hinzuarbeiten. Hier ist eine Zwischenbilanz notwendig. Nachdem inzwischen die Energiewende durch den Ausstieg aus der Atomkraft an Geschwindigkeit gewonnen hat, ist auch die Regionalplanung zusätzlich gefordert. Die Potenziale müssen daraufhin abgeklopft werden, ob die Region einigermaßen autark werden kann.



Die Fraktion informierte sich bei ihrem Treffen in Straubenhardt über lokale Beiträge zur Energiewende. Bürgermeister Willy Rutschmann verwies auf die Aktivitäten seiner Gemeinde in der Solarnutzung und dem Einsatz der Biomasse Holz sowie über die Pläne eines Projektentwicklers, im Wald zwischen Schwanner Warte und Holzbachtal etwa zehn Windräder mit einer Nebenhöhe von jeweils 140 Meter zu bauen. Bis jetzt habe die Gemeinde keine Standorte im Flächennutzungsplan gesichert. Rutschmann berichtete aber auch über die Schwierigkeiten im Genehmigungsverfahren, etwa mit der Luftverkehrsbehörde. Sein Birkenfelder Kollege Martin Steiner sagte, die Markung seiner Kommune komme, je nach Windatlas, nicht als Windkraftstandort in Betracht, doch gebe es immer wieder Anfragen von Investoren wegen Projekten mit erneuerbarer Energie. Die neue Bürgerenergiegenossenschaft engagiere sich ebenfalls in dieser Richtung.  



Sollte die Änderung des Landesplanungsgesetzes, bis Ende März erwartet, in der vorgesehenen Form erfolgen, müssten die Regionalverbände Vorranggebiete ausweisen; in den anderen Flächen, an denen der Wind noch ausreichend bläst, könnten die Kommunen auch Windkraftanlagen zulassen, so die CDU-Fraktion in einer Pressemitteilung. Wie der Direktor des Regionalverbandes, Dirk Büscher, in der Sitzung sagte, gebe es Gemeinden wie jene im Heckengäu, die zuerst die weiteren Beschlüsse des Landes abwarten wollten. Andere versuchten, schon jetzt in eine Steuerung über ihre Flächennutzungspläne einzusteigen. Offen sei die Lösung der Konflikte zwischen Artenschutz und Windkraft; das Land habe die Landesanstalt für Umwelt und Naturschutz mit der Erarbeitung fachlicher Grundlagen beauftragt, was bis zu drei Jahre dauern könne. Die Regionalverbände weigerten sich, für die einzelnen Standorte eigene Gutachten in Auftrag zu geben, dies sei nicht ihre Aufgabe. Dagegen werde mit dem Windkrafterlass des Landes bis Februar 2012 gerechnet, in dem auch Aussagen zur Verträglichkeit von Windkraftanlagen und Landschaftsbild erwartet werden. Investoren und Projektentwickler stünden in den Startlöchern, die auf Landesebene zusammengeschlossenen Bürgerenergiegenossenschaften suchten händeringend nach Projekten, in die sie investieren können.



Die CDU-Position ist klar: Wir wollen den Stau bei der Windkraft auflösen. Deshalb drängt die Fraktion darauf, im kommenden Frühjahr den Aufstellungsbeschluss für einen Teilregionalplan Windkraft in der Regionalverbandsversammlung zu treffen. Man kann nicht so lange warten, bis alle Konflikte mit anderen Nutzungen gelöst werden. Dies muss dann im Verfahren geschehen. Denkbar ist, Gebiete zuerst auszuweisen, in denen Konflikte beseitigt werden können. Jene Standorten, bei denen es Probleme wegen des Artenschutzes gibt, können nachrangig behandelt werden.

Vorrang vor was?




Saubere Energie durch Windkraft.

Planungsausschuss
des Regionalverbandes Nordschwarzwald heute in Baiersbronn. Schwerpunkt des öffentlichen Teils: der Ausbau der Windkraft. Genauer: die geplante Änderung des Landesplanungsgesetzes durch Grünrot in Stuttgart. Mehr ein scheinbar sprödes Thema für Insider, aber eines mit großen Wirkungen nach außen. Werden neue Windmühlen in der Region künftig so konzentriert wie in Simmersfeld und damit in unserer Region mit Baden-Württembergs größtem Windpark? Wenn per Gesetz den Regionalverbänden nur noch das Recht gegeben werden soll, Vorranggebiete für Windkraftanlagen auszuweisen, aber nicht gleichzeitig auch Ausschlussflächen, muss man sich fragen: „Vorrang vor was?“ Wenn etwas Vorrang hat, hat logischerweise auch etwas Nachrang. Aber Logik ist nicht Sache der neuen Landesregierung. Sie stellt willkürlich die Systematik der Raumordnung auf den Kopf. Auch rechtlich ist dies problematisch.


Jedenfalls ist der Versuch von Grünrot im Entwurf zum neuen Landesplanungsgesetz, in den übrigen (Nicht-Vorrang-)Flächen den Kommunen das Recht zu geben, auch Windmühlen zuzulassen, der Beginn eines bürokratischen Verfahrens. Damit die Städte und Gemeinden dies steuern können, ist es notwendig, alle Flächennutzungspläne zu überarbeiten. Geschieht dies nicht bis zum Ende der Übergangsfrist zwischen alter und neuer Gesetzesregelung, zieht automatisch die Privilegierung nach dem Bundesrecht. Eine Steuerung ist dann ausgeschlossen. Und wer mit Flächennutzungsplänen zu tun hat, weiß um die Länge der Verfahren. Gleichzeitig ist hinlänglich bekannt, dass nicht in allen Kommunen die Windkraft bejubelt wird, sondern meist ein heftiger Streit um Pro und Contra ausbricht. Da ist es besser, aus der Gesamtschau der Region heraus die landschaftsverträglichen Lösungen zu suchen. Einerseits wird im Koalitionsvertrag von der Stärkung der Regionen geschrieben, wenn es aber darauf ankommt, sollen sie geschwächt werden. Regionale Selbstverwaltung als Störenfried? 
 

So wie es bisher ist, kann es aber auch nicht bleiben: Da gibt es nur die Schwarz-weiß-Regelung. Außerhalb der Vorranggebiete ist Windkraft nicht zugelassen. Hier müssen wir differenzieren: Vorranggebiete, Ausschlussgebiete und dazwischen Vorbehaltsgebiete, in denen die Kommunen Vor- und Nachteile einer solchen Anlage mit anderen Nutzungen abwägen können. Und dies alles auf der Basis des Windatlas Baden-Württemberg, der aktuellen Datengrundlage über das Windaufkommen. Ich denke, dann kommen wir schneller voran.

Der zügige Ausbau der Windkraft in der Region muss sein. Eine regionalplanerische Steuerung ist unumgänglich, um Wildwuchs und Zersplitterung zu verhindern.
Die Landesregierung sollte aber in einem anderen Punkt ihre Hausaufgaben endlich machen: zu klären, wie sich Nationalpark sowie Schutzgebiete nach dem EU-Recht mit Windmühlen vertragen. Im Moment schließen sie sich gegenseitig aus. Da fallen reiheweise Standorte heraus, an denen der Wind kräftig genug bläst, um wirtschaftlich Energie zu erzeugen. Ob da der Anteil der Windkraft an der Energieerzeugung in Baden-Württemberg auf zehn Prozent erhöht werden kann?


Auch die CDU-Landtagsfraktion mit ihrem Vorsitzenden Peter Hauk beschäftigt sich mit dem Thema und lud die Vorsitzenden der CDU-Fraktionen in den Verbandsversammlungen der zwölf Regionalverbände Baden-Württembergs zum Gedankenaustausch ins Haus des Landtags ein. Motto: "Wer aussteigen will, muss einsteigen."

Naturschutz versus Windkraft -was wiegt schwerer?



Windatlas Baden-Württemberg.

Die ehrgeizigen Pläne der Bundesregierung zur Energiewende bedürfen auch der regionalen und lokalen Unterstützung. Dass sich dabei aber Konflikte der seltenen Art - eine gute Sache steht gegen die andere gute Sache - ergeben, erleben wir in der Region Nordschwarzwald. Der Regionalverband hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Windkraftstandorte auszubauen. Er legt auf der Basis von Windmessungen, in Verbindung mit weiteren Kriterien, die "Bauplätze" für regional bedeutsame Windmühlenanlagen fest. Wir hofften, durch den Windatlas der Landesregierung einen entscheidenden Schritt voranzukommen. Doch die Daten waren überraschend: An weniger Stellen als gedacht bläst der Wind so kräftig, dass es sich wirtschaftlich erlaubt, eine Windkraftanlage zu betreiben. Jüngst riet ein Vertreter von TÜV Süd, der den Windatlas erstellt hat, in der Sitzung des Planungsausschusses des Regionalverbandes NSW in Empfingen, Standorte auszuwählen, an denen der Wind in 140 Meter Höhe über Grund mindestens 5,5 Meter pro Sekunde "schnell" ist. Auf 140 Meter Höhe gebe es ein steigendes Potenzial um cirka 0,2 bis 0,3 Meter je Sekunde. Der TÜV-Mitarbeiter meinte, die Windmühlen in Simmersfeld - derzeit größte Anlage in Baden-Württemberg - seien zu niedrig gebaut.


Doch inzwischen erschließen sich uns neue Konfliktfelder. Denn etwa die Hälfte aller Standorte auf der Basis 140 Meter Höhe liegen in der Region vor allem dort, wo sich entweder Vogelschutzgebiete der Europäischen Union,  Flora-Fauna-Habitat-Gebiete oder Flächen für ein geplantes Schutzgebiet für das Auerhuhn - immerhin das Wappentier des Kreises Freudenstadt - breit über die Landschaft legen. Diese Schutzflächen "erschlagen" eigentlich die Windkraft, schließen solche Anlagen aus. Gar alle Standorte in der Region Nordschwarzwald mit einer Windgeschwindigkeit von mindestens 6,5 Meter pro Sekunden befinden sich in diesen Schutzgebieten, vor allem in den Bereichen Freudenstadt, Baiersbronn, Bad Herrenalb und teilweise auch Bad Wildbad. Behalten die Schutzgebiete höchste Priorität, kann die Region das Kapitel "Windkraft" weitgehend zuschlagen.



Naturschutz ist gut, Windkraft aber auch. Gutes kontra Gutes. Was wiegt in Zeiten der Energiewende mehr? Bin gespannt, wie die grün-rote Landesregierung die Gewichte verteilt. Denn sie muss den Teilregionalplan Windkraft auch der Region Nordschwarzwald genehmigen. Wenn uns die Energiewende wichtig ist, müssen wir jeden Standort auch in diesen Schutzgebieten einzeln bewerten und abwägen, welchem Wert letztlich das höhere Gewicht beigemessen wird. Das wird eine politische Entscheidung. Das Bundesamt für Naturschutz sagt, zur Vermeidung möglicher Beeinträchtigungen von z.B. Fledermaus- oder Vogelarten sei die Wahl von geeigneten Standorten sehr wesentlich. Hierbei seien im Vorfeld der Errichtung von Windkraftanlagen entsprechende Untersuchungen vorzunehmen. Heißt: Jeden Einzelfall prüfen. Auch wenn das einen zusätzlichen Zeitaufwand bedeutet.



Eines steht schon jetzt fest: Bei der Energiewende knirscht es mancherorts ganz schön.

Keine seltenen Erden verwendet



Bereit zur Installation auf der Nordsee: Eine 280 Tonnen schwere Generatorgondel wird auf einem Schwerlastmodultransporter ins Außenlager der BARD Emden Energy GmbH & Co.KG gefahren. Bild: Bard


Gestern Abend berichtete das TV-Magazin Panorama unter dem Titel "Das schmutzige Geheimnis sauberer Windräder" über den Einsatz der seltenen Erden - Neodym - bei der Herstellung von Windrädern, um auf ein Getriebe verzichten und damit Kosten sparen zu können. Bekanntlich ist China der Hauptlieferant der seltenen Erden. Diese werden dort unter umweltgefährdenden Bedingungen abgebaut. Bei der Trennung des Neodyms vom geförderten Gestein entstehen giftige Abfallprodukte, außerdem wird radioaktives Uran und Thorium beim Abbauprozess freigesetzt. Diese Stoffe gelangen zumindest teilweise ins Grundwasser, kontaminieren so Fauna und Flora erheblich und werden für den Menschen als gesundheitsschädlich eingestuft, berichtete Panorama.

Eine Frage, die sich gleich aufdrängt: Werden beim Nordsee-Windpark Bard Offshore I, an dem die Stadtwerke Mühlacker GmbH beteiligt sind, bei der Herstellung der einzelnen Windmühlen auch seltene Erden verwendet? Es kann nicht sein, dass wir von sauberer Energie sprechen, aber in Kauf nehmen, dass es in China alles andere als sauber zugeht. Eine Anfrage bei der Geschäftsführung der Stadtwerke brachte heute Klarheit: "Bei unserem Projekt werden WKA's mit Getriebe eingesetzt (sie werden in Baden-Württemberg hergestellt, ebenfalls das Gehäuse)", antwortet Geschäftsführer Jürgen Meeh.  Das beruhigt ungemein. Und gibt ein gutes Gewissen über die Beteiligung des kommunales Unternehmens der Stadt und ihrer Bürger an diesem Objekt. 

Übrigens: Im Panorama-Blog wurde heftig diskutiert.


Hier die Details zum Gehäuse-Inneren zum Herunterladen: 
FactSheetBARD5.pdf

Mühlacker auf Windkraft-Kurs: An Nordsee-Projekt beteiligt



Grafikanimation des Windparks "BARD Offshore 1", im Vordergrund das BARD-Errichterschiff, die "Wind Lift I". Quelle: BARD


Die Stadtwerke Mühlacker sind beteiligt: am neuen Nordsee-Windparks "BARD Offshore I" 90 Kilometer nordwestlich vor Borkum. Jetzt war offizieller "Drehbeginn". EU-Energie-Kommissar Günther Oettinger und Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (beide CDU) nahmen die Anlage offiziell in Betrieb. Mit dem Hubschrauber flogen die beiden Politiker vom friesischen Sande aus in das Projektgebiet und starteten dort drei  Windräder. Die Wassertiefe liegt an dieser Stelle bei 40 Meter.

Der Windpark soll, wenn er im Frühjahr 2013 fertig ist, bis zu 400.000 Haushalte mit Strom versorgen. Allerdings gab es Startprobleme: schlechtes Wetter und technische Schwierigkeiten verzögerten den zunächst für 2010 geplanten Start. 1,6 Milliarden Euro kostet die Anlage, die Europäische Union (EU) bezahlt 53 Millionen Euro. Käufer ist "Südweststrom", ein Verbund von Stadtwerken: Von Anfang an dabei sind die Stadtwerke Mühlacker, die auf die Zusammenarbeit kommunaler Versorger setzten - auch als Gegengewicht zu den Konzernen. Deshalb war auch die Beteiligung an dem ersten kommerziellen Offshore-Windpark frühzeitig ein Thema im Aufsichtsrat der Stadtwerke Mühlacker, der inzwischen einer Aufstockung der Beteiligung zugestimmt hat, genauso wie der Gemeinderat als Organ der Stadt Mühlacker, dem einzigem Gesellschafter (auch wenn sich auf der Internetseite der SWM darüber kein einziger Hinweis findet, was sich aber noch ändern kann).

Bisher drehen sich von den 36 geplanten Windräder 17. Genau 152 Meter hoch ragen die jeweils rund 1.200 Tonnen schweren Windräder in den Himmel. Anfang Dezember wurde bereits erstmals Strom ins Netz eingespeist.


Ziel der EU sei es, in neun Jahren 35 Prozent des Strombedarfs in Europa aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, sagte Oettinger. McAllister nannte die Offshore-Technik eine Jahrhundertchance für die Nordseeküste, mit der zugleich ein Beitrag für die Zukunft Niedersachsens geleistet werde. Einig waren sich beide Politiker darin, bessere finanzielle Rahmenbedingungen für die Windkraftindustrie zu schaffen. “Wir brauchen Bürgschaftsprogramme für alle, die schnell investieren wollen”, sagte McAllister. Daran arbeitet derzeit Berlin im Zuge der Energiewende. Zudem müssten - so die Politiker - die Netze schnell ausgebaut werden, um den Offshore-Strom in die europäischen Metropolen zu transportieren und damit auch nach Süddeutschland. Zum Beispiel in das Versorgungsgebiet der Stadtwerke Mühlacker.


Frühzeitig schon setzten die Stadtwerke Mühlacker auf erneuerbare Energie: Wasserkraft, Biomethan und nun Windkraft. Dieses Engagement war nie umstritten unter den im Aufsichtsrat vertretenen Gemeinderatsfraktionen. Vor Ort liegt die CDU längst auf diesem Kurs und nicht erst seit Japan. Ich halte es für notwendig, dass sich unsere Stadtwerke daneben ebenfalls an Windkraftanlagen in der Region Nordschwarzwald beteiligen, wenn Standorte rechtlich im Regionalplan abgesichert sind. So bleibt die Wertschöpfung in unserer Heimat. 

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