Das Lienzinger Gewölbe

Imposant: der Lienzinger ehemalige Bierkeller.

Bierkeller, Bierbuckel, Bierhaus - sie alle stehen für die Lienzinger Brauereigeschichte von etwa 1840 bis 1920. Und natürlich aktuell das Bier 1882. Gerade der ehemalige Bierkeller ist kommunalpolitisch ein (Rand-)Thema, das aber nicht untergehen darf. Deshalb besichtigte ich kürzlich, noch als OB-Stellvertreter aktiv, zusammen mit Mitarbeitenden der Stadtverwaltung Mühlacker das Lienzinger Gewölbe an der Friedrich-Münch-Straße. Roland Straub, erster Vorsitzender des Lienzinger-Bierkeller- und Kulturvereins e. V., führte durch die Anlage, die im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzkeller diente. Wie Fritz Benzenhöfer als Zaungast erzählte, mit etwa 150 Feldbetten. 

Schäden oder doch keine Schäden? Der Statiker muss es klären. (Fotos: Günter Bächle_2023)

Nachdem sich einige Zeit nichts getan hat, sollten Mitarbeitende des städtischen Hochbaues den Bierkeller anschauen, nachdem sich neue Zuständigkeiten für die städtische Immobilie  ergeben hatten. Als nächstes soll dann ein Statiker den Bauzustand prüfen. Beauftragt ist dieser bereits.

Im Jahr 2016 kaufte die Stadtverwaltung den Bierkeller für 3000 Euro. Hinsichtlich der Ortsgeschichte Lienzingens und deren frühere Bierbrauerkultur erachtete die Stadtverwaltung den Keller für erhaltenswert.

Mit dem Kauf gab die Verwaltung zugleich aber zu bedenken, dass mit dem Erwerb auch Kosten für Sicherungsmaßnahmen hinsichtlich der Verkehrssicherung verbunden seien. Deshalb sollte ein Statiker für eine Einschätzung hinzugezogen werden.

Dieser untersagte nach einer Besichtigung im Januar 2019 die Nutzung von Teilbereichen des Kellers und empfahl eine detaillierte Schadensaufnahme und Ausarbeitung erforderlicher Sanierungsmaßnahmen.

Einblicke in die Gewölbe-Landschaft

Diese Leistungen wurden zwischenzeitlich beauftragt, nun wartet man auf die Ergebnisse der Untersuchungen des Statikers. Roland Straub zeigte den Anwesenden die Schäden auf und betonte, man müsse tätig werden. Je länger sich die Sanierung ziehe, desto mehr verfalle der Keller. 

In der Außenwand sitzen die Steine locker, deshalb veranlasste die Stadt die Absperrung

Und noch ein Gang...

Stadt und Verein sollen ein Konzept erstellen, wie die Räumlichkeiten künftig genutzt werden können. Das Konzept soll auch baurechtliche Folgerungen aufweisen. Ein Gedanke ist, den Bierkeller künftig für kulturelle Zwecke zu nutzen – beispielsweise für Führungen, Lesungen und kleine musikalische Veranstaltungen, schrieb gestern die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung.

Das "neue" Lienzinger Bier

Teile des alten Bierkellers wurden bereits im Jahre 1883 gebaut. Der Keller diente einst dazu, Bier kühl zu lagern. 

Teile des alten Bierkellers wurden bereits im Jahre 1883 errichtet. Der Keller diente einst dazu, Bier kühl zu lagern in den bis zu 33 Meter langen drei Stollen, kunstvoll in den Hang unterm Aichert hinein gebaut. Das lokalgeschichtlich höchst interessante Bauwerk hängt eng zusammen mit der Lienzinger Braugeschichte, denn der Keller garantierte der örtlichen Brauerei Schneider einen immer gut gekühlten Gerstensaft. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte Johann Martin Schneider, der von 1829 bis 1903 lebte, eine Brauerei gegründet, die 1903 von seinem Sohn Karl Immanuel übernommen und zehn Jahre später an die Kronenbrauerei in Ludwigsburg verkauft wurde. 

Die ganze Geschichte: Privat, kommunal, privat, städtisch - die Stationen eines Bauwerkes.
 

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