Brücke, Buch und Bringschuld
Seit 21 Monaten dauern die Arbeiten am Neubau der Herrenwaagbrücke in Mühlacker plus zweier neuer Kreisverkehre beidseits der Enz-Querung sowie der Sanierung der Herrenwaagstraße, der Straße Unterm Berg und der Enzstraße. So ruhig rollten die Fahrzeuge noch nie über die Herrenwaagstraße, seit dort der neue Belag aufgebracht ist.
Auch wenn sich trotzdem Ärger und Verdruss wegen Umleitungen oder als unzureichend empfundener Informationspolitik der bauenden Landesbehörden bei vielen Menschen festsetzten – Hand aufs Herz: Ein reibungsloser Ablauf wäre wünschenswert gewesen, doch eigentlich rechneten die wenigsten damit. Man sieht es mit bloßem Auge: Eng geht es zu auf der Baustelle, wenig Rangierraum. Dafür sorgen Zwangspunkte wie die Bebauung. Das geht eben nicht: Wasch mir den Pelz… .
Seit voriger Woche sind auch keine Straßen mehr gesperrt. Zitat Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe: Wie geplant wird es bis zur Verkehrsfreigabe der neuen Brücke im kommenden Jahr keine weiteren zusätzlichen Einschränkungen für den Verkehr geben. Die Baustellenampel an der Einmündung der Straße „Unterm Berg“ bleibt in Betrieb.
Heute schaute ich mir die Baustelle an, beobachtete die Enz, erinnerte mich an das Weihnachtshochwasser 1993, unter anderem auch Folge des unzureichenden Durchfluss-Querschnitts unter der alten Brücke, weshalb die neue auch vordringlich war.
Mehr als ein Vierteljahrhundert dauerte die Durch- und dann die Umsetzung der baulichen Konsequenzen aus dem seinerzeitigen Hochwasser. 30 Jahre! Wir sollten uns daran erinnern, dass es ein gewaltiges Unterfangen war, das große Projekt vom Land Baden-Württemberg realisiert zu erhalten. Dass dieses nicht ohne Lasten, ohne Ärger, ohne Pannen, ohne Einschränkungen abzuwickeln sein würde, zeigte sich rasch. Seien wir ehrlich: Reibungslos läuft ein solches Projekt nicht ab. 58 Meter lang, genau 17,55 Meter breit ist die neue Stabbogenbrücke, die die Stahlbetonbrücke von 1946 ersetzt.
Die Kosten wurden mit 7,6 Millionen Euro angegeben.
Bleibt noch die Frage: Informierte das Regierungspräsidium zum Beispiel über Änderungen im Bauablauf rechtzeitig? Meine Antwort: Die Behörde legte nach den Startproblemen hier einen Gang zu. Der umfangreiche Platz, den die Behörde auf ihrer Internetseite dem Vorhaben einräumt, ist vorbildlich: Pläne, Texte, alle Pressemitteilungen, immer auch die jeweils neueste. Und wer mehr wissen will, kann die angebotenen Info-Kanäle nutzen. Man muss sich einlassen auf diese Kombination von Bring- und Holschuld.
95 Jahre nach der ersten Tankstelle in Lienzingen wieder eine - aber statt Benzin lässt sich nun Strom zapfen
Im Jahr 1928 erlebte Lienzingen eine Premiere: die erste Zapfsäule, ein Jahr später die zweite, beide an der damaligen Hauptstraße, Nummer 16 und 111 (heute Friedensstraße 12 und 26). Wann sie abmontiert wurden, weiß niemand genau. Später gab es nochmals einen Versuch, eine Tankmöglichkeit zu schaffen. 1957 ließ Schmiedemeister Eugen Lepple eine BP-Kleinsttankstelle installieren, die bis 1980 bestand - gleich neben seiner Werkstatt gegenüber der Kelter in der Zaisersweiherstraße (damals Hauptstraße 149). Just gegenüber, vor der Kelter, beleben die Stadtwerke nun diese Tradition wieder.
Jetzt steht auch eine in Lienzingen: eine Ladestation für E-Fahrzeuge. Ein Angebot der Stadtwerke Mühlacker, die als Ausbauer der lokalen Lade-Infrastruktur klar Kurs halten. Das städtische Tochterunternehmen stellt jetzt kleinere Zapf-Säulen auch in den Stadtteilen auf (nur in Enzberg übernahm das die EnBW, weil der noch das lokale Stromnetz gehört). Ein inzwischen interessanter und wachsender Geschäftszweig, der gerade in den vergangenen zwei bis drei Jahren immer mehr gedieh, sagen die Stadtwerke. Ihr Bekenntnis: Elektromobilität gilt, in Verbindung mit erneuerbaren Energien, als zentraler Baustein eines klimaschonenden und nachhaltigen Verkehrssystems. Deshalb investieren die Stadtwerke Mühlacker stetig in den Ausbau des Ladenetzes, setzen in ihrem Fuhrpark vermehrt Elektroautos ein und bieten einen umfassenden Service rund um das Thema „Grüne Mobilität für Mühlacker“. Und auch hier gilt: Wer mehr wissen will, dem sei die Homepage empfohlen. Wieder die Kombi Bring-/Holschuld.
Das stolze freie Reichsdorf liefert viel Stoff für sein erstes Ortsbuch
Die Buchvorstellung wurde im unserem Stadtteil Mühlhausen zum Dorf-Ereignis. Zurecht! Nicht nur, weil die Mühlhäuser ein starkes Wir-Gefühl eint, das sie gerade bei einem solchen Thema eint, auch der Anlass ist nicht alltäglich.
Mit rund tausend Einwohnern ist Mühlhausen der kleinste Stadtteil der Großen Kreisstadt Mühlacker und gemessen an den Daten der urkundlichen Ersterwähnungen ist er auch der jüngste. Gleichwohl hat er einige Besonderheiten zu bieten, die seine Geschichte mindestens so farbig machen wie die der anderen: Zeitweise war Mühlhausen ein Dorf ohne unmittelbaren Herrn – ein freies Reichsdorf. Das hob Stadtarchivarin Marlis Lippik bei der Präsentation des im Verlag Regionalkultur erschienenen Bandes hervor, dessen zweijährige Vorbereitung ein örtlicher Arbeitskreis begleitete, dem mein Stadtrats- und Fraktionskollege Wolfgang Schreiber angehörte. Die Erfindung von Marlis Lippik und Autor Professor Konrad Dussel, die schon bei der Vorbereitung des 2016 erschienenen Ortsbuchs von Lienzingen ein Erfolgsgarant war.
Mühlhausen, der neunte Band der Beiträge zur Geschichte der Stadt Mühlacker, hat mit 312 Seiten acht mehr als Lienzingen, wegen des umfangreicheren Registers. Nächstes Jahr sollen dann die Ortsfamilienbücher Lienzingen und Lomersheim auf den Markt kommen. Namensrätsel lassen sich dann schneller lösen.
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