Sitzplatz im Quadrat
Ein Dreiklang der Natur, für den Herzenssache Lienzingen sorgt: Denn das 1100 Quadratmeter große Eckgrundstück beim Friedhof und nahe der Frauenkirche Ist zum einen eine artenreiche Blumenwiese, nur zweimal im Jahr vom örtlichen Bäckermeister Ulrich Schmid gemäht. Das städtische Areal entwickelt sich auch zur Obstwiese: Bisher sieben, später einmal zwölf Bäume alter Apfel- und Birnensorten wachsen, seit 2015 jährlich gepflanzt vom jeweiligen Lienzinger Konfirmanden-Jahrgang. Und nun – als dritter Klang – lockt auf diese Wiese eine Sitzanlage im Quadrat, auf allen vier Seiten ummantelt von einer Trockenmauer aus Natursteinen, die Insekten & Co einen Lebensraum und Unterschlupf bietet.
Ein Projekt, verwirklicht nach einer Idee von Jutta Heugel-Appu, umgesetzt von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern. Die Materialkosten bezahlte die Stadt Mühlacker aus dem Topf zur Förderung bürgerschaftlicher Aktivitäten, zudem begleitete das Umwelt- und Tiefbauamt die Planung. Dieses Gesamtkunstwerk ist nun fertig.
Heute gab es zunächst eine offizielle Vorstellung in Anwesenheit von Oberbürgermeister Frank Schneider, Bürgermeister Winfried Abicht und Amtsleiter Holger Weyhersmüller sowie von Herzenssache Lienzingen Jutta Heugel-Appu, Stadtrat Günter Bächle, Günter Poetsch und Reiner Schmollinger.
Sitz-, Innehalte-, Plauder-, Begegnungs- und Ruheplatz in einem soll der „Treffpunkt im Wiesenpark bei der Frauenkirche“ sein - je nachdem, wo man Platz nimmt, mit dem Blick auf die Frauenkirche oder auf die Blumenwiese mit dem stattlichen Haus Ulmer im Hintergrund. Für die Trockenmauern verwendet wurden Sandsteine des abgebrochenen Wohnhauses Bolay am Mühlweg.
Jutta Heugel-Appu - Fachwartin für Obst und Garten – sagte bei der Präsentation, die Bäume sollen bei jungen Menschen den Bezug zu unserer Kulturlandschaft stärken und zudem das Bewusstsein für den Erhalt der ökologisch wertvollen Streuobstwiesen wecken. „Wenn die ersten Äpfel geerntet werden können, sollen diese mit den Kleinen aus dem Dorf geerntet und zu Saft verarbeitet werden“ sagte die Initiatorin des Gesamtprojekts. Premiere für die Baumpflanz-Aktion war 2015. Die Wiese wird nur zweimal im Jahr gemäht, damit die Blumensamen reifen und sich selbst aussäen können.
Die ersten Überlegungen zur Sitzanlage gehen auf das Jahr 2017 zurück. Gemeinsam mit dem Leiter des städtischen Umwelt- und Tiefbauamtes, Holger Weyhersmüller, wurde der erste Entwurf nach einem Vor-Ort-Gespräch mit Bürgermeister Winfried Abicht überarbeitet. Die Stadt wird nun am Rand des kommunalen Wiesengrundstückes sechs Längsparkplätzen für Besucher von Friedhof und Frauenkirche mit Schotter versehen und mit einem niedrigen Holzlattenzaun zur Blumenwiese hin sichtbar begrenzen.
Ich erinnerte sich daran, dass es vor Jahren einen Antrag im Gemeinderat gab, aus der Wiese für damals 50.000 Mark einen einzigen Parkplatz für maximal 34 Autos zu machen. Das Stadtarchiv Mühlacker lieferte die Ratsprotokolle als Beleg. Tatsächlich stand ein entsprechender Antrag aus dem Gemeinderat am 1. September 1987 auf der Tagesordnung des Technischen Ausschusses. Die Planung fand zunächst eine knappe Mehrheit, wurde aber später in den Haushaltsplanberatungen des Gemeinderates endgültig abgelehnt. Zum Glück, Denn sonst hätten wir heute weder Sitzanlage noch Blumen noch Obstbäume. Das wäre sehr schade.“ Was der Oberbürgermeister mit einem Augenzwinkern kommentierte: Manchmal ist es eben gut, wenn ein Antrag abgelehnt wird.
Reiner Schmollinger legte einen Zwischenbericht des Arbeitskreises Herzenssache vor – ein loser Verbund, im Jahr 2017 aus der Zukunftswerkstatt der Stadt Mühlacker entstanden. Für dessen Grundsätze stehe auch diese neue Anlage: Ein Platz, an dem die Lienzinger (und andere) ohne große Hürden und ungezwungen zusammenkommen können. Ein Beitrag zur Integration, wie er in den Zielen der Zukunftswerkstatt formuliert worden war: Schwellen abbauen bei einem gemeinsamen Treffpunkt für Menschen, unabhängig von Religion, Herkunft, Landsmannschaft, gleichzeitig aber die Erhaltung der Natur. Auf der Erfolgsbilanz der Herzenssache, so Schmollinger, stehen die Gründung des von Günter Poetsch geleiteten KIDS Club Lienzingen, der jüngst eine mobile Wasserspielstraße vorstellte, die ausgeliehen werden kann, die Herausgabe der Wanderkarte Auf Lienzinger Wegen, die Broschüre Wir in Lienzingen als Nachschlagewerk über das Dorf, Sensen- und Baumschnittkurse, das Aufstellen von Ruhebänken auf der Markung. Speziell in der Corona-Zeit erfolgte die Organisation von Buntes Lienzingen als Ersatz für das ausgefallene Maibaumstellen des Männergesangvereines, vor allem aber auch die Unterstützung von Hello Lomersheim e.V. bei der Vermittlung von Impfterminen für die mehr als 80-jährigen Lienzinger.
In Vorbereitung sind unter anderem ein Kochbuch mit landsmannschaftlich verschiedenen Rezepten, wobei Bächle die Gelegenheit nutzte, dafür auch Schneider, Abicht und Weyhersmüller in die Pflicht zu nehmen, je ein Rezept beizusteuern. Weiteres Projekt: eine Aussichtstele auf dem Lienzinger Eichelberg.
Kommentare
Noch keine Kommentare