Bahn-Bashing



Noch nicht barrierefrei: Bahnhof Mühlacker.


Ist es wirklich Erpressung, wenn die Bahn AG eine städtische Beteiligung an den Kosten für einen barrierefreien Umbau des Bahnhofes Mühlacker einfordert? Beim Bahn-Bashing sind manche Mühlacker Stadträte rasch dabei. Ob Frust abgeladen wird über die Niederlage im Streit um Stuttgart 21 oder es nur die Lust am Schimpfen über den Konzern ist? Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Natürlich wäre es auch mir lieber, wenn kein kommunaler Anteil an den Kosten für den Bahnsteigumbau eingefordert werden würde. Etwas nach dem Motto "Vogel friss oder stirb" mag schon mitschwingen in der Position der Bahn, die allerdings auf eigene Kosten die Aufzüge einbaut. 1,2 Millionen Euro für die Bahnsteige aus der Stadt-Schatulle werden aber nicht auf einen Schlag fällig, wie der Eindruck erweckt wird, sondern verteilen sich auf auf alle Jahre bis 2017. Natürlich ist die Bahn-Kommunikation verbesserungswürdig. Zuerst sagte sie zu, den Bahnhof Mühlacker bis 2012 barrierefrei zu machen, jetzt sind die Aufzüge 2014 an der Reihe, die Bahnsteige erst 2016/17. Was den Bahn-Kritikern Vorschub leistet ist auch, dass sich das Unternehmen vertraglich nicht auf einen Zeitplan festnageln lässt. Aber auch dafür gibt es eine Begründung. Sie braucht das Eisenbahnbundesamt als Genehmigungsbehörde und diese arbeitet nicht immer sehr rasch (da hat auch die Stadt Mühlacker beim Bau der verlängerten Ziegeleistraße ihre negativen Erfahrungen gemacht). Dass dasselbe Unternehmen seinen Zeitplan beim Bau der Lärmschutzwände an der Strecke Stuttgart-Mühlacker bisher eingehalten hat und such mit den Plänen für Mühlacker im Terminplan liegt, will offenbar niemand wissen, würde beim Bahn-Bashing auch stören.
Also: Es gibt berechtigte Kritik an der Bahn, aber für ein allgemeines Abwatschen taugt sie nicht. Und Erpressung? Das Programm zum barrierefreien Umbau der Bahnhöfe ist nicht allein auf dem Mist der Bahn gewachsen. Darauf haben sich vor einigen Jahren Landesregierung, Bahn und Städtetag Baden-Württemberg verständigt - einschließlich des kommunalen Anteils. Auf der Basis dieses Finanzierungsmodells sind zahlreiche Haltestationen in der Region Stuttgart umgebaut worden. Kommunen haben sich dort zu ihrer eigenen Interessensquote bekannt. Tatsächlich: Auch Mühlacker ist an einem barrierefreien Bahnhof interessiert. Dass die Stadt auf eigene Kosten den Busbahnhof gebaut hat, war in ihrem Interesse - Busunternehmen musstens sich aber finanziell nicht beteiligen. Aber das spielt in der jetzigen Debatte auch keine Rolle: Manche lassen sich beim Schimpfen eben nicht stören.

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