Nicht Mönch, sondern Münch




Idylle auch ohne Wasser: der verlandete Münchsee im Lienzinger Katzenwald.

Der Münchsee (oder Mönchsee?) ist ein Stück Lienzinger Geschichte. Da waren die eisigen Wintertage, an denen Generationen sich auf dem See beim Schlittschuhlaufen vergnügten. (...) Der Münchsee ist mangels Interessenten bereits seit 2004 nicht mehr als Fischgewässer verpachtet (im Gegensatz zum vorderen, eingezäunten See). In der Folgezeit kam es durch den starken Laubeintrag zur Eutrophierung des Sees und dem Einsturz eines Teilstücks des Damms.


Das habe ich im September 2013 gebloggt. Münchsee oder Mönchsee?  Inzwischen ist klar: Er heißt Münchsee. Denn am 11. Oktober 1957 beschloss der Gemeinderat von Lienzingen unter Vorsitz von Bürgermeister Richard Allmendinger, den im Katzenwald angelegten See als "Münch-See"  zu bezeichnen. Im Protokoll der öffentlichen Sitzung, an der sieben der zehn Räte teilnahmen, wird die Namensgebung ausführlich begründet, nachzulesen in den Unterlagen des Stadtarchivs Mühlacker. Es ist ein Stück früheren Sponsorings. 

Wörtlich steht zu lesen: "Herr Fabrikant Friedrich Münch, Mühlacker, fühlt sich als langjähriger Pächter der Gemeindejagd mit der Gemeinde Lienzingen in besonderem Maß verbunden." Dies komme insbesonders immer dann zum Ausdruck, wenn es darum gehe, in der Gemeinde eine Verschönerung durchzuführen, eine Baumaßnahme in Angriff zu nehmen, wofür der Gemeinde oder deren Einwohner die erforderlichen Mittel fehlten. Auch sei er den Vereinen jederzeit durch namhafte Spenden wohl bekannt geworden.

Dann wird angeführt: "Vor kurzer Zeit spendete er für die Instandsetzung des seinen Namen führenden Waldsträßchens DM 8000.-- u. nun will er der Gemeinde ein Kinderschulgebäude erstellen." Der Gemeinderat sei einmütig der Auffassung, dass das seitherige verbindliche Eintreten des Herrn Münch für die Gemeinde und ihrer Einwohner auch einmal anerkennend zum Ausdruck kommen müsse, obwohl Herr Münch es sich sehr wohl leisten könne, die Öffentlichkeit materiell zu unterstützen. Da es aber so sei, dass es "viele wohl könnten aber sie tun es trotzdem nicht", wäre die Gemeinde umsomehr verpflichtet, das wohlwollende Verhalten des Herrn Münch auch einmal zu würdigen, steht weiter in der Niederschrift über die Sitzung. "Herr Münch hat sich in Lienzingen in exponierter Lage ein ins Auge fallendes Wohnheim mit besonderer Anlage geschaffen, wo er jetzt Wohnung bezog." 
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Erster Weltkrieg - eine lokale Spurensuche



Ein Kriegsspiel für Erwachsene und die reifere Jugend - aus den ersten Kriegsmonaten. (Stadtarchiv Maulbronn)

Vor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg aus. Wie wirkte sich dieser auf einen kleinen Ort wie Lienzingen aus? Welche Spuren gibt es in der eigenen Familie, die aus dem Württembergischen und Badischen stammt? Eine Suche.          
In dem 1970 erschienenen Heimatbuch "Lienzingen" von Friedrich Wißmann findet sich zwar auf Seite 340 eine Liste der aus Lienzingen stammenden 24 Gefallenen, aber sonst sind die Informationen eher spärlich, müssen aus einzelnen Kapiteln zusammengetragen werden, ergeben aber dann doch ein Gesamtbild. Da findet sich im Kapitel "Schule" der Hinweis, dass 1916 Hauptlehrer Burkert "eingezogen" wurde (weshalb, muss der Leser selbst wissen). Sein Stellvertreter, der schwerbeschädigte unständige Lehrer Schwarz, angewiesen auf ein Taggeld von 3,40 Mark, forderte die Einführung von Abteilungsunterricht. Denn er war nun mit 160 Schülern alleiniger Lehrer. Der Gemeinderat beschloss dann, für 20 Mark monatlich vier Stunden Abteilungsunterricht zu genehmigen, was vom Oberamt in Maulbronn befürwortet wurde. Burkert nahm 1919 den Unterricht wieder auf, Schwarz war von 1915 bis 1919 in Lienzingen. Knapp 900 Einwohner zählte der Ort. Bürgermeister (Schultheiß) war damals Adolf Fallscheer, dessen jährliche Bezüge am 1. Oktober 1916 genau 3000 Mark betrugen. Fallscheer, 1907 mit 127 von 158 Stimmen gewählt, war zuvor Assistent des Stadtschultheißenamtes in Großsachsenheim. Er blieb bis 1920 im Amt. 


Die Pfarrstelle Lienzingen blieb von 1914 bis 1918 unbesetzt. Pfarrverweser Immanuel Pfisterer, seit 1914 am Ort, wurde zum Militär eingezogen - für ihn versah Otto Solleder, Basler Missionar in Heilbronn, den Dienst. Manchmal halfen auch der Pfarrverwalter aus Schmie und der Pfarrer aus Zaisersweiher aus. Wegen des Krieges konnte der 1918 bestellte neue Pfarrer Hans Wiest aus Tübingen seinen Stelle erst zum 15. Januar 1919 antreten, weil er zunächst "noch beim Heer stand" (Wißmann). Schultheiß Fallscheer beklagte 1918, dass die Gemeinde seit längerer Zeit keinen ständigen Geistlichen mehr habe. 

Noch ein Hinweis findet sich, und zwar bei der Geschichte des Turnvereins. Das für den 2. August 1914 angesetzte Gauturnfest musste abgesagt werden: "Der zum Ausbruch gekommene 1. Weltkrieg setzte dem Vereinsleben fürs erste ein Ende."  Erst nach Kriegsende lebte der TV wieder auf - die erste Versammlung fand am 19. Juni 1919 im "Hirsch" statt. Seinen gefallenen und vermissten Mitgliedern widmete der Turnverein eine am 8. Mai 1920 eingeweihte Gedenktafel. Ähnliches ist vom Männergesangverein "Freundschaft" Lienzingen zu berichten: Bis zum Ersten Weltkrieg habe ein reges Vereinsleben geherrscht. "Als aber viele Sänger zum Heeresdienst eingezogen wurden, ruhte während der Kriegszeit der Verein." 1919 knüpften die heimgekehrten Sänger an die Zeit vor dem 1. August 1914 an. 
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