Morgen ist schließlich auch noch ein Tag

Die vergessenen Schlaglöcher am östlichen Zipfel des Enzkreises. Wer auf der B 10, an der Einmündung der Straße zum Vaihinger Gewerbegebiet "Perfekter Standort" und damit unmittelbar vor der Grenze zum Kreis Ludwigsburg, fährt, erfährt buchstäblich ein besonderes Erlebnis. Vor allem in Richtung Illingen, gleich nach der Ampel. Die einen weichen aus, die anderen bremsen ab, die anderen ziehen wagemutig durch: Eine Schlagloch-Piste der besonderen Art. Ja, das ist wirklich eine Bundesstraße. Keine Straße in einem vergessenen Winkel der Ex-DDR. Heute wollte ich mich überraschen lassen, denn der Enzkreis hatte angekündigt, vom 15. Februar an eine dauerhafte Reparatur mit Heißasphalt vorzunehmen. Also: Heute ist noch nichts geschehen. Nichts? Irgendwie ein paar Striche zierten die lädierte Fahrbahn. Sie lassen Hoffnung schöpfen. Dass endlich etwas geschieht. Und die Bundesstraße ihren Namen wieder verdient. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.

Schlägt das Imperium zurück?

Schlägt das deutsch-österreichische Imperium nun zurück? Die Echo GmbH in Berlin, Tochter der Premium AG in Wien, hat jetzt den Pachtvertrag für einen Teil der Tiefgarage in der Innenstadt gekündigt. Die Garage gehört der Stadt, doch diese überließ 2005 der Firma Echo pachtfrei den Betrieb und sicherte sich im Gegenzug vertraglich die Sanierung des Bauwerks zu. Saniert worden ist nichts. Genausowenig ist der Mühlehof revitalisiert worden, was der seinerzeitige OB Schütterle immer versprochen hat. Die Stadt hatte den kulturellen Teil damals an Echo verkauft und wieder zurück gemietet. Weil aber nicht geschah, was vertraglich vereinbart war, stellte die Stadt vor einem Jahr die Mietzahlungen ein. Die Folge: Echo verklagt die Kommune, die Stadt wiederum will im Gegenzug Schadensersatz von dem Unternehmen. Der Verhandlungstermin vor dem Landgericht Karlsruhe ist vom 10. Februar auf den 10. März, 14.30 Uhr, verschoben worden. Zur schrillen Begleitmusik aus Berlin gehört nun die Kündigung des Pachtvertrags für jenen Teil der Tiefgarage, der nicht zum Mühlehof gehört und im Eigentum der Kommune steht. Der OB hat heute Abend den Gemeinderat informiert. Die Stadtverwaltung prüft nun die Konsequenzen. Das sollten wir in Ruhe abwarten. Die Kündigung - auch von Dauermietern - erfolgte zum 15. Februar.
Die Position der Stadt lässt sich erst nach dem 10. März bewerten. Und auch die vom Echo. Es bleibt spannend im Fall Mühlehof. Jedenfalls kam Bewegung in die Sache. Das ist besser als die Friedhofsruhe vorher. Wir brauchen die Klärung, auch die rechtliche. 

Pestel-Institut: Enzkreis krisenanfällig

Krisenanfällig stuft das Pestel-Institut den Enzkreis ein. Eine für uns überraschende Erkenntnis. Die erstmals vorgenommene bundesweite Untersuchung zur regionalen Krisenfestigkeit will die Diskussion über zukunftsweisende Ausprägungen von Indikatoren in verschiedenen Bereichen beleben. "Denn die nächste Krise wird sicher kommen! Lediglich der Auslöser ist gegenwärtig offen: Es können Banken kollabieren, Rohstoffe knapp werden oder der Klimawandel kann die Ernährungssicherheit bedrohen", heißt es auf der Internetseite des Instituts. In einer komplexen und global vernetzten Welt könnten entfernt entstehende Krisen unmittelbar die Versorgung von Bevölkerung und Unternehmen bedrohen. Selbst eine globale Krise werde tatsächlich erst durch die Konsequenzen vor Ort und in der Region spürbar.

Das seit 35 Jahren bestehende Institut in Hannover entschied sich für 18 Indikatoren als Bewertungsmaßstab. Sie sind aus den Bereichen "Soziales", "Wohnen", "Flächennutzung", "Energie" und "Wirtschaft". Die Autoren wollen damit die Verletzbarkeit einer Region, einer Stadt oder eines Landkreises beschreiben. Sie sollen zeigen, wie gut auch im Krisenfall die Handlungsfähigkeit durch Flexibilität, Ressourcenausstattung und Sozialkapital erhalten bleibt. Jeder einzelne Indikator und seine Bewertung nennt das Institut "diskussionswürdig". Es hofft auf solche Debatten in den nächsten Monaten, um dann mit den neuen Erkenntnissen eine neue Bewertung vornehmen zu können.

Hier sind die Werte für den Enzkreis, die dazu geführt haben, dass er als krisenanfällig eingestuft worden ist (es gibt drei Kategorien 1 für oberes Drittel, 2 für Mittelfeld und 3 für unteres Drittel):

Schulabgänger o. Abschluss in v.H. aller Schulabgänger
Mittelfeld
SGB II-Quote
oberes Drittel
Hausärzte je 100.000 Einwohner
unteres Drittel
Wanderungssaldo im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2008 je 1000 Einwohner
Mittelfeld
Mietenquote
unteres Drittel
Wohnfläche je Einwohner
Mittelfeld
Verkehrsflächen je Einwohner
Mittelfeld
ÖPNV-Fahrzeugkilometer je Einwohner
Mittelfeld
Pkw-Bestand je 1000 Einwohner
unteres Drittel
Landwirtschaftsfläche je Einwohner
Mittelfeld
Anteil ökologischer Anbau an der Landwirtschaftsfläche in Prozent
oberes Drittel
Waldfläche je Einwohner
Mittelfeld
Windkraftleistung je Einwohner
unteres Drittel
Biogasleistung je Einwohner Mittelfeld
Solarthermie und Fotovoltaik je Einwohner oberes Drittel
Anteil der Beschäftigten am Wohnort, die nicht über die Regionsgrenze auspendeln in Prozent unteres Drittel
Industriebeschäftigte je 100 Erwerbsfähige
unteres Drittel
kommunale Schulden je Einwohner (einschl. Kassenkredite)
oberes Drittel

Übrigens: Die Stadt Pforzheim liegt mit "mittlere Krisenfestigkeit" besser im Gesamtranking, das von "sehr krisenfest" bis "sehr krisenanfällig" reicht. Das Ranking besteht aus sieben Stufen. Der Enzkreis ist auf der vorletzten Stufe.

 

 

Treppe für Strömer und Groppe

Am Samstag soll mit Rodungsarbeiten im Bereich des Enz-Flusskraftwerks in Mühlacker zwischen Wehr und Erlenbach begonnen werden. Wie Bürgermeister Winfried Abicht in einer Mitteilung der Stadtverwaltung, die heute auch an den Gemeinderat ging, erläutert, ist es für den geplanten Bau einer neuen Fischtreppe am Wehr nötig, einige Bäume zu fällen. „Der Bau des Umgehungsgerinne ist eine der Maßnahme zur Erfüllung der Anforderungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, nach der die Enz bis zum Jahr 2015 in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden soll“, verdeutlicht Abicht. „Die Maßnahme ist zwar nicht der Beginn der Baumaßnahmen für die Gartenschau, aber es ist eine von mehreren Maßnahmen zur Renaturierung der Enz.“ Der Grund für den frühen Baubeginn der Fischtreppe liege vor allem auch darin begründet, dass sich die Stadtwerke Mühlacker schon ab diesem Jahr entsprechende finanzielle Vergünstigungen sichern können. Es gibt zusätzlich Geld aus dem Topf nach dem Gesetz zur erneuerbaren Energie.


Die Umgehungsrinne dient als Fischaufstieg zwischen Unter- und Oberwasser am Wehr und damit der Wiederherstellung der Durchgängigkeit des Wehres für Fische und Kleinlebewesen.


Von besonderer Bedeutung für die Enz sind insbesondere die streng geschützten Arten Strömer und Groppe. Das Umgehungsgewässer soll einen naturnahen Charakter erhalten und seine Funktion sehr viel besser erfüllen als die ungeeignete alte Fischtreppe zwischen den beiden Wehrklappen. Es handelt sich künftig um einen kleinen Bach, der um das Wehr herumfließt und noch vor der Einmündung des Erlenbachs in die Enz mündet.
Für die Bauarbeiten muss zuerst Gehölz entfernt werden. Dies soll in zwei  Abschnitten erfolgen. Zuerst im Bereich zwischen Wasserkraftwerk und dem Erlenbach. Hier müssen sieben größere Bäume weichen. Etwa gleich viele folgen dann bis Ende Februar im zweiten Abschnitt oberhalb des Wehres. Entfernt werden bei den Maßnahmen auch Gebüsch und kleiner Bäume der Baumarten Esche, Ahorn, Erle, Pappel, Tanne, Birke und Robinie.
„Diese Maßnahmen sind mit Landratsamt abgestimmt worden“, betont Bürgermeister Abicht „und kommen uns zeitlich auch deshalb gelegen, weil der Enztalradweg dort momentan ohnehin wegen der Herstellung der Außenanlagen der Gymnasiumserweiterung gesperrt ist.“