Im Reich der Reben und der Enz



Mühlhausen: Ton in Ton im Enztal


Wandern im Enztal. Der Weg links der Enz von Lomersheim bis Roßwag bietet Ein- und Ausblicke. Zwischen Lomersheim und Mühlhausen sind alle, die zu Fuß unterwegs sind, unter sich. Erst zwischen Mühlhausen und Roßwag müssen sie sich den Weg mit den Radlern teilen. Von Lomersheim nach Mühlhausen, unterhalb des Kammertenbergs, der nach Meinung von Experten viele Qualitäten hat, die unter Naturschutz gestellt werden müssten: Wer die Steilhänge sieht, bewundert all jene, die sie bewirtschaften. Denn einfach mal mit dem Auto hinfahren, geht nicht. Wer hier schafft, ist ein Überzeugungstäter. Im Enztal bei Sonnenschein und weitgehender Windstille wird der Herbst zum Sommer. Das Enztal ist eine Kostbarkeit.


Die Tour führt durch Mühlhausen. Vorbei am Aussiedlerhof Schmierer fällt der Blick auf die vielen Fotovoltaikanlagen auf den Dächern. Ein Energiedorf? An der Oberdorfstraße wirkt der Brunnen mit Trog und Geranien wie ein Motiv aus dem Bilderbuch der Idylle. Auf der Festwiese hinter der Gemeindehalle sammeln Kinder herab gefallene Kastanien. Dann kommt der "verkehrsreiche" Teil der Strecke. Immer schön rechts, damit die Radfahrer nicht immer klingeln müssen, damit ihnen der Weg durch einen Sprung zur Seite frei gemacht wird. Auf der einen Seite die Steilhänge mit den Rebstöcken, auf der anderen Seite die Enzschleife. Die Trauben hängen prall an den Stöcken. An einer Stelle wachsen gleich neben den Reben rote Rosen. Blau und rot passen gut zusammen, locken das Augen. Die Stäffele führen nach oben, ziehen sich wie schmale Pfade bergan, enden unterhalb der Muschelkalkfelsen oder ziehen sich dazwischen in die Höhe. Da kann Herbsten zur Schinderei werden. Dagegen ist das Wandern ein Vergnügen - ein Topziel. Oder: Wir tauchen ein ins Reich der Reben. Und das der Enz.

Streetfotografie - Ganz nah und doch so fern


Hinsehen - ansehen - sich aussetzen - sich besinnen: So hieß es in der Einladung des Evangelischen Kirchenbezirks Mühlacker zur Eröffnung der Ausstellung "Streetfotografie - ganz nah und doch so fern" im Mehrgenerationenhaus Mühlacker (St. Franziskus an der Erlenbachstraße). Im Mittelpunkt stehen Schwarz-weiß-Fotos von Dr. Thomas Brotzler aus Mühlacker, der schon jüngst bei der Jahresausstellung der Künstlergruppe Mühlacker im Uhlandbau mit ungewöhnlichen Mühlehof-Motiven - fotografisch erfasst - auf sich aufmerksam gemacht hat. Ergänzt wird die Schau im Mehrgenerationenhaus durch die Aufnahmen, die Hobbyfotografen aus dem Kirchenbezirk im Rahmen eines Wettbewerbs des Dekanats zum Thema "Füreinander nah - Arm und Reich in einer Welt" vorgelegt haben. Es sind die kleinen Geschichten des Alltags, die nachdenklich machen und dazu anregen, die wesentlichen von den unwesentlichen Dingen zu unterscheiden.


Sozialkritische Straßenfotografie - einige der künstlerischen Aufnahmen von Thomas Brotzler lassen sich in diese Kategorie einordnen und werden auch von anderen so bewertet. Motive suchte er sich in deutschen und französischen Städten. Nicht nur das: Auch lokale Einblicke sind eingefangen worden - so ein ungewöhnliches Durch-Schauen auf den Maulbronner Klosterhof. Die zuvor in Kassel und Leipzig gezeigte Ausstellung ist erstmals in der Heimat des Fotografen zu sehen (bis 10. November in Mühlacker). Sie macht noch Station in anderen Gemeinden des Kirchenbezirks.


Die Ausstellung lädt dazu ein, sich quasi optisch mit dem Jahresthema des Kirchenbezirks zu beschäftigen: Füreinander Nah - Arm & Reich in einer Welt. Fragen nach Armut in unserer Gesellschaft, die sich nicht nur im Streit um die Hartz-IV-Sätze ausdrückt. Dekan Ulf van Luijk betrachtete das Thema bei der Vernissage zur Fotoschau in einem breiten theologischen Spektrum. Einige Anmerkungen von ihm finden sich auch auf den Web-Seiten des Kirchenbezirks: Die Bitte um das tägliche Brot.