Nur 4350 Strom-Autos mehr im Enzkreis seit 2016

Tagebuch eines E-Mobilisten hieß meine Serie in der Ludwigsburger Kreiszeitung, gestartet bald nach dem Erwerb meines ersten reinen Stromautos im Frühjahr 2016. Nissan Leaf gegen Volvo V 70. Ein durchaus ungewöhnlicher Tausch. Manche dieser Beiträge schlugen sich auch in diesem Blog nieder. Insgesamt 19 mal stand das Thema im Mittelpunkt.

Vor allem aber galt es, die Entwicklung der Nachfrage nach Stromern im Enzkreis zu beobachten und zu notieren.  Im Enzkreis waren im Frühjahr 2016 knapp 150 E-Autos pur angemeldet, dazu 310 Hybrid (Kombi: Benzin plus Elektrizität). Und jetzt? Die Grafik zeigt den stetigen, aber eigentlich zu langsamen Zuwachs im Enzkreis. Es blieb die Statistik der kleinen Zahlen. Jetzt sind rund 4500 reine Stromautos amtlich gemeldet und gut 7100 Hybridfahrzeuge mit Sprit und Strom. Bei rund 197.000 Kraftfahrzeugen insgesamt (2018: 183.256), davon 136.632 Personenkraftwagen (2018: 129.576) . Die Zahlen rücken die Größenordnungen wieder zurecht.

31. März 2016. Abendtermin in Tübingen, dort aber leider in den seinerzeit ladefreien Zonen auf dem Berg. Eine Gelegenheit, im bisher erst dreiwöchigen E-Mobilisten-Dasein, zum Praxistest Reichweite aufzubrechen: Lässt sich mit einer einzigen Ladung der 30-kW/h-Batterie die Strecke Ludwigsburg-Tübingen-Mühlacker bewältigen, wenn in Tübingen nachgezapft wird? Die Zeit dafür plane ich ein, fahre eine Stunde früher ab. Wie viel Ladestationen bietet die Stadt? Das Erlebnis war alles andere als der neuen Antriebsart förderlich, der Bericht über dieses Husarenstück keine Werbung für Elektromobilität. Die einzige E-Tankstelle, die auf dem Display für Tübingen angezeigt wurde, verweigerte meinem Wagen die Stromabgabe. Ob der Rest im Akku reicht? Heimfahrt mit vollem Risiko, auf freier Strecke stehen zu bleiben. Immerhin: Bei der Ankunft vor der heimischen Garage zeigte das Display noch elf Kilometer Reichweite an. Schwacher Trost.

Märchenhaft und am langen Kabel: Vor dem CCP in Pforzheim (Foto: Günter Bächle)

Seitdem hat sich in der Infrastruktur rund ums Stromauto viel zum Guten, gar zum Besseren getan. Trotzdem blieb bei den Verkaufszahlen der große Sprung nach vorne aus.  
Jedenfalls ist Pioniergeist gefragt. Denn die Kleinstaaterei bei den Ladekarten, relativ geringe Reichweiten von Leaf & Co., Wirrwar bei den Ladekabeln, ein sehr dünnes Netz von E-Tankstellen ließen sich vor sechs Jahren nicht verschweigen. Aber irgandwann musste der Umstieg auf die neue Antriebsart beginnen, verbunden mit allen Kinderkrankheiten. Wer wartet, bis alles perfekt organisiert ist, wird ewig nicht an den Start gehen können. Die Praxis macht's.

 In etwa sieben Jahren ein Plus von nur 4350 Strom-Autos - trotz spürbarer Fortschritte bei Reichweiten, Ladenetz-Dichte, genormten Kabeln. Diskussionen für und wider die E-Mobilen sind zwar teilweise sachlicher geworden. Aber Zweifler und Gegner halten sich in der öffentlichen Diskussion, verunsichern, weil ideologisch geführt. Die staatliche Förderung abzuschaffen, war ein Fehler. Nun werden weniger Menschen ihre Stromauto-Erfahrungen selbst machen. Dabei geht hier nichts über die Praxis. 
Wir werden 15 Millionen E-Autos bauen. Aber bauen wir die in Deutschland? Eine Feststellung mit Frage, die die Präsidentin des Verbandes der deutschen Automobilwirtschaft, Hildegard Müller, jüngst bei einem Besuch in Pforzheim traf.  Sie rückte die Ganzheitlichkeit des E-Mobil-Konzepts in den Vordergrund: Wir brauchen bis 2030 eine Million Ladesäulen. Wenn wir das erreichen wollen, müssen wir das Tempo verdreifachen. 
 

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