Nach der Inventur: Wo sind sie geblieben?

Und wieder haben wir ein Problem - als Stadt Mühlacker und als Enzkreis gleichermaßen. Denn heute präsentierte das Statistische Bundesamt die Ergebnisse des Zensus 2011. Quasi die Resulatte seiner Inventur. Stichtag war der 9. Mai 2011. An diesem Tag lebten 24.689 Menschen in Mühlacker, exakt 191.086 im Landkreis. Sagen die Bundesstatistiker in Wiesbaden. Damit deutlich weniger als nach den bisher vom Statistischen Landesamt und den Kommunen geführten Statistiken. Mühlacker wies laut eigener Quelle zum 9. Mai 2011 real 25.286 Einwohner auf, der Landkreis 193.918. Aber irgendwo mussten die 1,5 Millionen Einwohner schließlich wohnen, die Deutschland nach diesen, aufgrund von Stichproben ermittelten Zensus-Zahlen weniger hat als bisher berechnet. Damit sind Mühlacker 597 Menschen (minus 2,36 Prozent) abhanden gekommen, dem Enzkreis insgesamt 2457 (minus 1,27 Prozent). In Abwandlung eines Textes von Joan Baez ließe sich singen: Sag mir, wo die Menschen sind, wo sind sie geblieben? 
Und jetzt? Jeder Einwohner bringt Geld. Aber die Steueranteile etc. sind ja gezahlt worden. Das Einwohnermeldeamt führt seine Daten doch nicht im luftleeren Raum, alles muss mit Namen hinterlegt werden. Oder mit Phantomen? Wohl kaum. Und was ist seit dem 9. Mai 2011 geschehen? Welche Zahlen verwenden wir denn für die seither stattgefundenen Veränderungen durch Zu- und Wegzüge, Geburten und Todesfälle? Immerhin schreiben wir 31. Mai 2013.
Zwischen dem 9. Mai 2011 und dem 31. Mai 2013 ist auch etwas geschehen. Alles ist nicht so einfach, wie es sich die Statistiker gedacht haben. Hauptsache Zensus! Auf Teufel komm raus. Die Stadt Mannheim überlegt sich, vor den Kadi zu ziehen. Irgendwie habe ich Verständnis für diese Gedankenspiele. Welche Kommune und welches Land finanziell wieviel dazugewinnt oder verliert, ist aber noch unklar. Die komplizierten Berechnungen dazu stehen noch aus. Es wird auch nicht sofort wirksam, sondern erst mit einigem Vorlauf. Also, dann warten wir mal: Vielleicht bis zum nächsten Zensus in acht Jahren. Möglicherweise finden sich dann die Köpfe, die die Statistiker diesmal verloren haben.

Walter Krämer, Statistikprofessor an der TU Dortmund und Buchautor, erklärt die ungewöhnlichen Ergebnisse der Volkszählung: "Ein großes Ätsch für die Volkszählungs-Gegner"

Hier die Zensusdaten für Mühlacker Muehlacker.Zensus.pdf
und jene für den Enzkreis  Enzkreis.Zensus.pdf

Der Zugang zur Zensusdatenbank? Mit den Daten aller Kommunen? Bitteschön! <

Das elektrisiert, das macht neugierig



Die Pressemitteilung der Enzkreis-Kliniken als Wort-Wolke.

Die Überschrift auf Seite eins der heutigen PZ hat mich doch leicht irritiert: "Todesfälle im Krankenhaus im Blick". Ja, gibt es denn zuviele, fragt sich der Leser folgerichtig. Erstmals hätten die Enzkreis-Kliniken an einer Aktion der Initiative Qualitätsmedizin teilgenommen und die Zahl verstorbener Patienten im Internet zugänglich gemacht, steht dann im Text. Das Motto "Jede(r) Tote ist zuviel" wird als ein besonderes Qualitätsmerkmal aufgearbeitet. Die lokalen Medien springen darauf gleich an. Der neue Medizinische Geschäftsführer der Regionalen Kliniken Holding, Jörg Martin, suchte einen spektakulären Auftakt. Und fand ihn. Die Schlagzeilen geben ihm recht. Gibt es zu viele Tote in einer Klinik? Das elektrisiert, das macht neugierig. Es sind extra für jede der drei Klinikengesellschaften - Enzkreis, Karlsruhe und Ludwigsburg - gesonderte Pressemitteilungen aufgearbeitet worden. Und dazu gab es noch eine Webkonferenz mit den Medienvertretern, aber offenbar mit bescheidenem Erfolg. Dass die Aufsichtsräte der Klinikengesellschaften die Daten bis jetzt nicht haben - geschenkt! Aber die Qualität eines Krankenhauses auf den Tod zu reduzieren, erfordert von uns allen die geistige Wende. Wie wäre es mit positiven Ergebnissen der Behandlung als Maßstab, mit der Qualität ärztlicher und pflegerischer Versorgung, mit positiver Resonanz auf das Essen, mit einem Wohlfühl-Klima in den Räumen? Neue Besen kehren gut, sagt der Volksmund. Aber alles gleich wegzukehren?
Von offener Fehlerkultur ist zu lesen, vom Club der Mutigen (Martin), von einer Premiere. Ich wundere mich. Das alles ist nicht neu. Es gibt den QuMiK-Verbund, der im Jahr 2001 von fünf großen kommunalen Klinikträgern aus Baden-Württemberg gegründet wurde. Die Abkürzung „QuMiK“ steht für Qualität und Management im Krankenhaus. Seit 2005, als die Enzkreis-Kliniken mit der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH die Holding bildeten, gehören auch die Häuser Mühlacker und Neuenbürg dazu. Und was tut QuMiK? Der Verbund veröffentlicht jährlich Qualitätsberichte, liefert sie gedruckt, mit schönen bunten Bildern und vielen Grafiken, stellt sie ins weltweite Netz und wer will, konnte schon bisher daraus ersehen, wie viel Todesfälle es in den einzelnen Kliniken gab. Nur hat es niemand interessiert. Vielleicht weil sich alle scheuten, Todesfälle zum ausschließlichen Qualitätsmaßstab (ein Widerspruch in sich) zu machen. Jedes Jahr legte die Geschäftsführung auch den Aufsichtsräten je ein Exemplar auf den Tisch, sahen aber keinen gesonderten Erläuterungsbedarf. Schließlich sollten die Zahlen für sich sprechen.
Ach ja. wer will, kann sich schlau machen. Hier stehen die QuMiK-Berichte (ab 2010) zum Lesen und Herunterladen. Zum Gruseln reichen die Zahlen jedoch nicht. Aber zum Qualitätscheck.
Und hier gibt es die Pressemitteilung der Enzkreis-Kliniken mit den Daten für die Häuser in Mühlacker und Neuenbürg - auf dieser Seite umgesetzt in eine Wort-Wolke, die die zentralen Begriffe herausgearbeitet hat. Ganz großsteht: Transparenz.