Das globale Thema: Fußball

Auf dem Weg zu Fußball total

Passt doch farblich ganz genau: Schwarz, rot, grün und gelb. Die politischen Farben im Landtag von Baden-Württemberg. Ein Bild, entstanden auf dem Weg zur neuen Landesausstellung im Kunstgebäude am Stuttgarter Schlossplatz. "Gefühle, wo man schwer beschreiben kann" (Zitat Jürgen Klinsmann). Das globale Thema: Fußball. Und Politik sucht bekanntlich die Nähe zum Volkssport Nummer eins.

Manche mögen die Balltreter-Schau des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg als langweilig empfinden, informativ ist sie auf jeden Fall. Der Besucher muss sich einlassen auf die Texte in der riesigen Rundvitrine. Das bereitet allerdings vor allem Kindern viele Probleme, aber sie können ja als Ausgleich Tipp-Kicker bemalen (Stückpreis: zwei Euro), Tischkipper spielen, sich als Sportreporter am SWR-Platz versuchen und/oder auf dem Soccer-Court bolzen. Was generationsübergreifend begeistert sind der FIFA-Pokal, Erstabguss aus dem Besitz des Stuttgarter Unternehmers Rolf Deyhle, einziges Exponat im Kuppelsaal als Mittelpunkt eines runden roten Teppichs, sowie der Nationalmannschaftsbus für Südafrika vor dem Gebäude.

Bis 11. Juli: Die Geschichte des Fußball in Südwestdeutschland. Ein interessantes Stück Landeshistorie. Es war der Badener Emil Walter von Germania Brötzingen in Pforzheim, der der erste deutsche Fußball-Legionär in Spanien war und für den FC Barcelona spielte. Da ist aber auch die Geschichte von Sepp Herberger, dessen Baupläne für sein Haus in Hohensachsen zu sehen sind, garniert mit Amateurfotos von seinem Familienheim: Herberger, der 1954 die deutsche Nationalmannschaft in Bern zur Weltmeisterschaft führte, der aber schon Trainer der Reichsnationalelf unter den Nazis war. Und da ist der 6. Oktober 1968, als der vom Deutschen Fußballbund noch nicht zugelassene Frauenfußball doch stattfand: bei einem Benefizspiel zwischen dem TSV Affalterbach und dem FSV Weiler zum Stein auf dem alten Sportplatz am Lemberg in Affalterbach (Kreis Ludwigsburg) - Schiedsrichter war der Pfarrer von Affalterbach. Zurück ins Jahr 1909: Karlsruhe - ein Verläufer des heutigen KSC - spielte in Breslau gegen Viktoria Berlin, siegte mit 4 gegen 2 Tore und war deutscher Meister; in einer Zeit ohne Radio und Fernsehen teilte der Spielführer voller Stolz das Resultat per Telegramm dem heimischen Stadtrat mit.

Es sind so viele Geschichten dieser Fußball-Geschichte, die die Ausstellung interessant machen. Noch eine davon aus dem Internet-Blog zur Ausstelllung: Als Ausstellungsleiterin Paula Lutum-Lenger an diesem Nachmittag aus Stuttgart-Botnang zurückkehrt, hat sie ein Bäckertüte dabei. Das Wissenschaftler-Team, das mit Hochdruck die letzten Vitrinen-Texte für die Fußballausstellung schreibt, freut sich schon: Lecker, jetzt gibt’s Kuchen. Weit gefehlt: In der Tüte ist ein Trikot, und zwar das mit der Nummer 18. Jürgen Klinsmann trug es, als die deutsche Nationalmannschaft 1996 die Europameisterschaft gewann und der Stürmer danach glücklich sprach: Das sind “Gefühle, wo man schwer beschreiben kann”.

Es gäbe noch vieles zu schreiben. Doch besser ist: anschauen! Lohnt sich, meine ich. Auch wenn der Titel zeigt, wie Klinsmann auf Kriegsfuß steht mit dem Genetiv. Aber sind wir Schwaben nicht alle irgendwie Klinsmann. Was den Genetiv betrifft. Zumindest.


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