Das wieder entdeckte Wochenende

Besonderes Flair: der Konrad-Adenauer-Platz als Festles-Quartier - auch in der Schräge

Ob nun die Bauarbeiten an der neuen Herrenwaagbrücke, die Rückkehr einer gewissen Normalität nach Corona oder ob andere Gründe mit hineinspielten: Das letzte Wochenende der Sommerferien 2022 war lebendig wie vormals der Pandemie. Und so ganz nebenbei setzte es auch neue Akzente. Manchmal schadet es eben nicht, wenn etwas neu gedacht werden muss.

Beispiel Straßenfest:

Premiere im 47. Jahr: Der Fassanstich durch den OB vor dem Rathaus auf dem Kelterplatz (Fotos: Günter Bächle)

Die Festmeile - wenn auch diesmal merkbar kürzer und durch gewerbliche Fahrgeschäfte auf eine Mindestgröße gebracht - quasi im Stadtzentrum zu beginnen, war richtig. Als 1975 das erste Straßenfest in Mühlacker stattfand, fehlte noch die neue Stadtmitte, die junge Große Kreisstadt hatte sich gerade nach der letzten Eingemeindung, der von Lienzingen, neuformiert. Das Straßenfest konzentrierte sich auf Waldenserstraße und angrenzende Straßen und Plätze in Dürrmenz.  So blieb es, so schrumpfte die Zahl der teilnehmenden Vereine. Höchste Zeit, auch Neues zu wagen, wenn auch auf sanften Druck von außen.

Der Fassanstich gehört auf den zentralen Platz der Stadt wie sich am Samstag zeigte, den Konrad-Adenauer-Platz zum Festquartier mit eigener Note und dem Flügelschlag zu machen, nicht zuletzt das vergessene Plätzchen hinter der historischen Kelter erstmals zu nutzen, das alles waren für mich Pluspunkte dieses 2022-er Konzepts. Auf das 2023-er dürfen wir gespannt sein. Dahinter zurück darf es nicht. Wer Tradition bewahren will, muss zu Veränderungen bereit sein.

Wir treffen uns am Hurgler hinter der Kelter. So hatte Sender-City geworben. Dieser kleine Park ist etwas ganz besonderes und in einer Woche werden wir seiner Geschichte endlich mal wieder gerecht. ????????Hurgelt euch schon mal ran . . . Leider nur am ersten Tag, doch immerhin.

Der Weinhurgler geht auf eine Spendenaktion des verstorbenen Stadtrates, meines liebeswürdigen Fraktionskollegen  Dr. Detlef Gebauer zurück, die Stadt hatte auch einen Teil der Kosten übernommen, nachdem der Spendenstrom etwas gestockt hatte. 

 

Wachgeküsst: der Weinhurgler hinter der Kelter.

Der fröhliche Weinhurgler fristet sein eher unbemerktes Dasein seit Jahren hinter der historischen Kelter. 2015 griff ich das Thema in einer Gemeinderatsanfrage schon einmal auf.  

Ungewohnte Farbkomposition auf dem vergessenen Plätzle zwischen Kelter und Bergstraße

Das Plätzchen zwischen der Stadtbibliothek, der Stützmauer entlang der Hindenburgstraße und dem Lokal Kloine Kelter werde als Bereicherung der Innenstadt gesehen und sei relativ aufwendig gestaltet, so damals OB Frank Schneider in seiner Antwort auf meine Anfrage. Es weise Pflasterflächen und Linienführungen auf, die auf den 1981 dort aufgestellten Weinhurgler, einer Skulptur des verstorbenen Illinger Künstlers Wilhelm Hager, ausgerichtet seien. Aus Sicht der Verwaltung sollte auch die Skulptur belassen werden, zumal es zum Durchgehen und zeitweise als Eventfläche genutzt wird und auch weiterhin genutzt werden soll.  Doch sofort fiel das Plätzle wieder in den Dornröschenschlaf. Bis Sender-City es jetzt wachküsste. Ruft nach Wiederholung.

Und sonst ward noch manches geboten:

Das Heimatmuseum in der historischen Kelter hatte geöffnet, zwischen Bratwurst und Bier ein Besuch bei der fast vergessenen Pieta aus der Lienzinger Frauenkirche. Hans-Peter Walther vom Historisch-Archäologischen Verein Mühlacker skizzierte die Geschichte der Skulptur aus dem 15. Jahrhundert und die von dem Bildhauer Thomas Hildebrand geschaffene Replik, die am 10. November 2022 ihren Platz in der Frauenkirche erhalten soll. Wobei gerade auch die Lienzinger diesen Termin sich notieren sollten. Ein gemeinsames Projekt von Stadt, Heimatmuseum und HAV.

Kopflos: Original der Pieta am Tag des offenen Denkmals in der Kelter Mühlacker. Hans-Peter Walther vom Historisch-Archäologischen Verein Mühlacker eifrig bei der Sache.
Die Geschichte digital und analog

Nebenan im Rathausfoyer (noch bis 30. September 2022) stellen im Rahmen der Städtepartnerschaft Bassano del Grappa - Mühlacker Fotografen der Film- und Fotogemeinschaft Mühlacker (FFM) und des Fotoclub Ezzelino aus Bassano ihre Arbeiten aus. Die seit 2010 bestehenden freundschaftlichen Beziehungen und gemeinsamen Aktionen der beiden Fotoclubs waren in den vergangenen beiden Jahren bedingt durch Corona stark eingeschränkt. Daher die Belebung durch die zusammen konzipierte Ausstellung, die 2023 in Bassano del Grappa gezeigt werden soll. So haben 16 Fotografen aus Bassano und 9 Fotografen aus Mühlacker, jeweils unabhängig in ihrem regionalen Bereich fotografiert, und den nahezu unbegrenzten Mobilitätsbegriff versucht zu interpretieren. Beste Kunst, zu sehen von Montag bis Freitag zu den Öffnungszeiten des Rathauses, zusätzlich Sonntagen jeweils von 14:00 bis 17:00 Uhr.

Mühlacker-Bassano: Fotoausstellung im Rathaus Mühlacker noch bis Monatsende

Manfred Läkemäker und die FFM bringen Herzblut in diese Städtepartnerschaft ein – aber wie pfleglich gehen wir als Stadt mit dieser Jumelage um? Bringen sich Schulen ein? Ist sie mehr als eine Dienstfahrt der Stadtspitze? Der Gemeinderat jedenfalls ist außen vor, neue Konzepte sind nicht zu erkennen.

Ähnlich verhält es sich mit Schmölln in Thüringen, deren Feuerwehr zusammen mit unserer die innerdeutsche Partnerschaft auch pflegt – so am Wochenende mit dem Schmöllner Mutzbraten-Stand am Konrad-Adenauer-Platz.

Partnerschaften als Beitrag zum Frieden in Europa haben sich nicht überholt. Siehe der Krieg in der Ukraine.

Neue Anstöße, neue Gedanken, neue Inititaiven brauchen die beiden Städtepartnerschaften. Wichtiges Signal wäre es, den Zweier- zum Dreier-Bund zu machen durch eine Städtepartnerschaft mit einer Kommune in der Ukraine, in Polen, im Baltikum oder ... Dazu braucht es Wille, Empathie und engagierte Leute.

 

 



 

 

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