„Schweizer-Impf-Taschenmesser“ nicht als Dauerzustand

Mehr als ein Vierteljahr Impfstützpunkt in der Enztal-Sporthalle in Mühlacker. Eine notwendige Bilanz. Mit einem dicken Lob für die, die dies möglich machten. Das niederschwellige Angebot gilt als Erfolgsgeschichte. Rund 8200 Menschen unterschiedlichen Alters haben sich im Vorraum der Halle  seit Ende November bis zur Schließung am 31. März 2022 ein Vakzin gegen Corona verabreichen lassen. Zeitweiliger Massenandrang mit Wartezeiten vor dem Pieks wechselte sich mit jenen ruhigeren Tagen ab, in denen die Leute gleich geimpft wurden. Wie ich bei meiner vierten Impfung.

 

Quelle: vhs Mühlacker (Stand 19.3.2022)

Ein  exemplarischer Fall mitdenkender Bürgerinnen und Bürger.  Umgesetzt hat diese Offerte der Stadt an die Menschen vor allem das Team der Volkshochschule Mühlacker - es organisierte nun Impfaktionen satt statt Kulturveranstaltungen und Angebote  zur Weiterbildung, wobei die zwei letzteren Bereiche eh weitgehend Corona und den Einschränkungen des täglichen Lebens zum Opfer fielen. 

Der Anstoß für ein solches Angebot in Mühlacker kam Anfang November 2021 von Hans-Joachim Fischer, Vorstandsmitglied von Hello Lomersheim e.V.  Er schrieb mir morgens eine Mail. Zwar meinte der Landrat eine Woche lang, dafür nicht zuständig zu sein, drehte dann aber zum Glück bei. Der Oberbürgermeister antwortete am 8. November auf meine Anfrage vom Vortag: Ich habe die Anregung hausintern weitergegeben. Es sollen die Möglichkeiten geprüft werden.

Am 19. November 2021 hier die Blog-Nachricht:  Impfstützpunkt in Mühlacker ab 26. November. 

Nun, nach gut drei Monaten, die Bilanz mit der Summe der Impfungen bis zum erfassten Datum 19. März 2022. Wer dafür alles auf den Beinen war und mit  zupackte? Trotz aller Probleme: In den letzten drei Monaten hat man die Empfehlungen mehrfach so verändert, dass sie sich bisweilen konträr widersprochen haben. Insgesamt 28 Ehrenamtliche aus Mühlacker halfen vor allem in den Monaten November bis Dezember. Das gesamte Team der Volkshochschule Mühlacker war in die Impfambulanz mittelbar oder unmittelbar eingebunden. Sei es für den direkten Dienst vor Ort, sei es in der Geschäftsstelle, um Auskunft gegenüber Pandemiestab, Bewohnern und beteiligten Partnern zu geben.

Die siebte Impfaktion: die Volkshochschule kämpft gegen die Pandemie, seit Juli 2021 - jeweils vorbereitet, unterstützt und organisiert. hat

Diese siebte war aber auch die anstrengenste, da Anfangs 6 Tage die Woche – eine Menge Überstunden notwendig, hieß es beim Abschlusstermin.

Parallel zu den laufenden, eigentlichen Aufgaben der vhs

Die Vielzahl an Impfstoffen und Variationen gilt als kaum mehr überschaubar – das grenzt bisweilen an höhere Mathematik, sagte VHS-Chefin Dr. Martina Terp-Schunter. Ihr Team zögerte keine Sekunde.

  • Trotz krankheitsbedinger Ausfällen in den eigenen Reihen das Ganze jederzeit am Laufen gehalten
  • nie die gute Laune dabei verloren, auch wenn die Anwürfe seitens der Bewohner und anderer durchaus habhaft waren. Besonders ein Leserbrief-Schreiber aus Maulbronn mäkelte sich durch seinen Text. 
  • Eigentlich sollten auch andere Ämter und Einrichtungen der Stadtverwaltung rotierend das kommunale Impfen organisieren, doch das blieb aus. Terp-Schunter blieb so die Impf-Aktionsmeisterin. Aber als  Schweizer-Impf-Taschenmesser der Stadtverwaltung versteht sich die VHS nicht.- 
Solche alltägliche Erfahrungen rufen geradezu nach Ratschlägen an die poltisch Führenden der Landes- und Bundespolitik. Hier sind sie:
  • Eindeutigere Planbarkeit erzeugen
  • Einheitlichkeit in den Aussagen
  • Erklärbarkeit der Impfvorgaben nicht außer Acht lassen
  • In den letzten drei Monaten hat man die Empfehlungen mehrfach so verändert, dass sie sich bisweilen konträr widersprochen haben
 
Für die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Enzkreis (LRA) gab es die Note sehr gut. Leidensgenossen: Stadt, VHS und Enzkreis waren sie beim Impfen - sie beklagten die wenig klaren Angaben aus Stuttgart.
 
 
Terp-Schunter und dem Team der Volkshochschule der Stadt Mühlacker sowie den weiteren Helfern  ist zu danken dafür, dass und wie engagiert sie sich alle in die Arbeit des Impfzentrums in der Enztalsporthalle einbrachten. Dafür gebührt allen der größte Respekt.  Zwar war es keine Kultur- und Weiterbildungsarbeit im herkömmlichen Sinn, aber für diesen Einsatz lässt sich sicherlich der aus der Mode gekommene Begriff  Volkskunde  in einem weiteren Sinn verwenden. Impfaktionen als Phänomene der Alltagskultur?
 
Letztlich war es das VHS-Team zusammen mit Ärzten und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern etc., die diese Möglichkeit real werden ließ.  Da schließt sich der Kreis. Rund 8200 Menschen unterschiedlichen Alters haben sich hier seit Ende November ein Vakzin gegen Corona verabreichen lassen, stand in den Lokalzeitungen. Obwohl auf der VHS die Hauptarbeit lastete, war darin mehr von vielen allen anderen die Rede. 
 
Der Erfolg hat viele Väter (und Mütter).  Aber das ist keine neue Erkenntnis. Vielleicht reicht es noch zur Ehrung durch den OB vor dem Gemeinderat. Wäre zu  wünschen. Sehr sogar.
 

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