Ötisheim mit höchstem 7-Tage-Inzidenzwert - Odysee einer Impfwilligen - Wissen nicht alle: Auch Fachärzte setzen die Spritze gegen Corona

Wie ein Tanz auf dem Vulkan? Manchmal beschleicht einen dieser Eindruck. Bundesweit explodiert die Zahl der an Corona-Erkrankten. Allein in den Kliniken des Enzkreises in Mühlacker hat sich die Zahl von Covid-19-Patienten in einer Woche auf zwölf verdoppelt, drei davon werden beatmet. Die folgende Meldung gleicht einer Kapitulation: Mit dem Corona-Virus Infizierte und deren Kontaktpersonen erhalten vom Gesundheitsamt künftig keinen Anruf mehr - das so genannte individuelle Fallmanagement wird eingestellt, auch in ganz Baden-Württemberg. Der Grund: Aufgrund vielerorts stark steigender Inzidenzen war zahlreichen Gesundheitsämtern in den vergangenen Wochen eine zeitnahe Kontaktaufnahme zu den Betroffenen nicht mehr möglich.

Seit Mittwoch, 3. November, gilt in Baden-Württemberg die sogenannte Warnstufe. Ungeimpfte benötigen nun unter anderem für den Besuch von Veranstaltungen (auch Proben und Sporttraining) und die Gastronomie einen PCR-Test, ein Schnelltest reicht nicht mehr aus. Grund für die Ausrufung der Warnstufe ist, dass an zwei aufeinanderfolgenden Tagen 250 oder mehr Covid-Patienten und -Patientinnen auf Intensivstationen behandelt werden. Anders als früher zählen landesweite Werte und nicht mehr die von einzelnen Kreisen.Trotzdem habe ich die Daten des Landkreises umgerechnet.

Die Daten von heute

Erstmals zeigte meine Corona-APP rot an - eine Begegnung mit einem Corona-Erkrankten soll am 26. Oktober erfolgt sein. Da tagten die Stadträte im großen Saal des Rathauses. Bei mehreren Teilnehmern steht die App auf rot. Heute teilte der Oberbürgermeister mit: Ein Mitglied des Gemeinderates hat ein positives Corona-Testergebnis erhalten und befindet sich in Quarantäne. Das Mitglied war in der Sitzung des Gemeinderates am 26.10.2021 anwesend. Da entsprechende Schutzvorkehrungen zuvor getroffen wurden, ergeben sich keine weiteren Konsequenzen. Noch gestern entschieden Frank Schneider und wir Fraktionsvorsitzenden, die Sitzung am kommenden Dienstag digital und nicht in Präsenz abzuhalten. Solange die Zahl der Corona-Erkrankten weiter explodieren, muss dies meiner Meinung nach für alle Sitzungen in den nächsten Wochen gelten: Beraten via Video.

Die Nicht-Geimpften stehen unter Druck, ihr Aktionsradius wird eingeschränkt. Mancher zieht nun das Impfen vor. Ältere wollen die dritte Spritze. Doch ausgerechnet in den vergangenen Wochen baute das Land die zentralen Impfeinrichtungen ab. Schlecht!  Einen Engpass gibt es schon in Mühlacker.

Hierzu meinen Mail-Wechsel in den vergangenen Tagen mit dem Landrat des Enzkreises, hier im Original dokumentiert:

 

Meine Mail vom Donnerstag:

Mich hat heute die frühere Gemeinderatskollegin Gisela Schmid-Beck angerufen und ihre Erfahrungen beim Bemühen, die dritte Spritze zu erhalten, berichtet:

  • Sie bekam bei ihrem Hausarzt erst für Ende Februar 2022 einen Termin zum 3. Impfen.
  • Ihr wurde gesagt, wenn sie schneller dran kommen wolle, müsse sie zum kleinen Impfzentrum nach Pforzheim. Das tat sie dann gestern und musste zunächst eineinhalb bis zwei Stunden in der Schlange vor dem Gebäude ausharren. Dann teilte eine Mitarbeiterin des Zentrums mit, der Impfstoff sei ausgegangen, heute um 15 Uhr gehe es weiter.
  • Sie berichtete auch, dass erfreulicherweise viel junge Leute zur Impfung angestanden seien – die Empörung über den Abbruch sei groß gewesen, was man durchaus verstehen kann.

Die Erfahrung bestärkt mich, nochmals ein Kleines Impfzentrum in Mühlacker durchs Kreis-Gesundheitsamt einzurichten. Die Stadt Mühlacker hat sich generell während der Pandemie sehr stark engagiert (z.B. bei Schnelltests), an der Spitze der OB, so dass ich ihn ins CC setze.

Der Landrat daraufhin heute:

Ich möchte an dieser Stelle jedoch kurz berichtigen, dass das kleine Impfzentrum nicht vom Gesundheitsamt eingerichtet und betrieben wird. Dies übernehmen die niedergelassene Ärzte. Der Landkreis stellt lediglich zusammen mit der Stadt die Räumlichkeiten zur Verfügung und steht bei Bedarf den dort wirkenden Ärzten zur Seite. Sollte für Mühlacker analog eine Einrichtung angedacht werden, könnte auch hier der Landkreis maximal unterstützen, jedoch nicht betreiben. Das Impfen ist mit Schließung der KIZ wieder voll in die Zuständigkeit der Ärzteschaft übergegangen. So wird auch der Einsatz Mobiler Impfteams nicht mehr vom Landkreis, sondern rein durch das Land BW koordiniert und organisiert.

Meine Reaktion:

Wer hat noch den Durchblick? Wer ist für was zuständig?
Sie können sicherlich nichts dafür. Die Vermischung zwischen kommunalen und staatlichen Zuständigkeiten bzw. das Sozialministerium als Vorgabe-Stelle, nach deren Pfeife alle tanzen müssen, erschwert die Transparenz. Die Haltbarkeitszeit für Zuständigkeiten wird immer kürzer. Danke für diese Information. Ich leite diese Mail und meine Antwort an die Kreistagskollegen Dr. Napiwotzky und Dr. Neugebauer weiter. Vielleicht ist das auch bereits in der Diskussion bei den niedergelassenen Ärzten. Wir sollten ein solches Impfzentrum in Mühlacker haben – unter wir verstehe ich die Ärzte und alle, die das unterstützen können wie das Gesundheitsamt des Kreises und die Stadt.Über die Wartezeiten bei den Ärzten auf einen Impftermin hat mir heute ein Lienzinger sein Klagelied gesungen.

Eine erfreuliche Reaktion:

Aufgrund des großen Andrangs bei der Ärztlichen Impfambulanz in der Bahnhofstraße 28 in Pforzheim werden ab kommendem Montag (8. November) die Öffnungszeiten der Einrichtung vorläufig ausgeweitet. Damit können sich Impfwillige dort ab sofort montags bis samstags von 12 bis 19 Uhr ohne vorherige Terminvereinbarung impfen lassen. Das teilt das Landratsamt Enzkreis, bei dem das auch für die Stadt Pforzheim zuständige Gesundheitsamt angesiedelt ist, mit.

Manchmal fehlt aber auch die Information, wir mir heute ein Facharzt aus Mühlacker schrieb:

In der heutigen Ausgabe des MT haben Sie über die Odyssee einer ehemaligen Stadträtin auf der Suche nach einer Impfstelle für die Boosterimpfung in Mühlacker berichtet.Neben vielen Hausärzten impfen auch zahlreiche Fachärzte hier in Mühlacker, so auch unsere Praxis. Nur scheint das  nicht bekannt zu sein.

Ich hatte bereits vor einiger Zeit bei der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg KVBW angeregt auf deren Homepage eine Liste aller impfenden Praxen und Impfstellen zu veröffentlichen, um so der Bevölkerung die Suche nach Impfstellen zu erleichtern. Bedauerlicherweise hat die KVBW das noch nicht umsetzen können.Möglicherweise wäre die Veröffentlichung lokaler Impfstellen auf der Homepage der Stadt Mühlacker auch für die Bürgerrinnen/Bürger unserer Stadt interessant.

Alle Bemühungen und Initiativen im Kampf gegen die wieder eskalierende Pandemie sollten unterstützt werden.

Volle Zustimmung - ich setzte mich bei OB und Landrat dafür ein, diesen Vorschag rasch aufzugreifen.

 

 

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