Die Angst des Landratsamtes vor dem Zahlenvergleich

Diese Zeilen an die Pressestelle des Enzkreises konnte ich mir doch nicht verkneifen:

Zugegeben, nicht jede/r ist ein/eine Freund/in von Zahlen. Zugegeben, ich liebe Statistiken und Vergleiche von Daten. Und zugegeben, Pressesprecher müssen sprechen für Positionen, die Linie des Hauses sind.

Aber trotzdem: Die Begründung Ihrer Ablehnung der Bekanntgabe von lokalen Inzidenz-Quoten in einem Schreiben an einen Bürger hat mich schon erstaunt zurückgelassen. Dieser Satz ist es:  Eine kleinräumige Regelung, orientiert an Inzidenzwerten z.B. in Mühlacker, Illingen oder Ötisheim, wäre weder sinnvoll zu kommunizieren (...)

Gerade dies wäre sinnvoll. Es geht darum, die Dinge ins Verhältnis zu setzen. Nicht umsonst wurde die jahrelange Kriminalstatistik seit längerem schon ergänzt durch die Statistik der Fallzahlen bezogen auf 100.000 Einwohner. Natürlich sind solche Daten aussagekräftiger als die nackten Zahlen pro Gemeinde, wenn sie nicht in einen Bezug gesetzt werden. 

Was Sie mir nicht abnehmen, akzeptieren Sie vielleicht, wenn ich von einer Webseite des NDR zitiere: 

Um die Corona-Neuinfektionen zwischen Bundesländern oder Landkreisen zu vergleichen, ist es irreführend, die absolute Zahl an infizierten Menschen gegenüberzustellen. Denn die ist in einem bevölkerungsstarken Bundesland wie Niedersachsen fast immer größer als in einem weniger besiedelten wie Mecklenburg-Vorpommern, selbst wenn die Pandemie im kleineren Land viel stärker grassiert. Denn es gibt in der stärker bevölkerten Region einfach viel mehr Menschen, die sich anstecken könnten. Darum bestimmen wir zum Vergleich verschiedener Regionen den Anteil der infizierten Gesamtbevölkerung, indem wir die Infektionen pro 100.000 Einwohner berechnen. So spielt die Bevölkerungsstärke keine Rolle mehr, und es wird nur noch die Intensität des Corona-Ausbruchs verglichen. Diesen Wert nennen Epidemiologen "Inzidenz".


Dass die Öffentlichkeit zum Beispiel die Fallzahlen in sieben Tagen im Verhältnis zur Einwohnerzahl interessiert, zeigen die Zugriffszahlen auf meinen Blog.  Wir wissen, dass Mühlacker überdurchschnittlich belastet ist und die Talfahrt der Quote derzeit stockt. Das muss auch Signal sein, nicht leichtsinnig werden, sondern Vorsicht walten lassen.

Mit welcher Berechtigung verweigert das Landratsamt den Menschen im Enzkreis die Information über diese Zahlen? Eine Verschleierungspolitik des Kreis-Gesundheitsamtes oder die Angst des Enzkreises vor einem Vergleich?

 

 

 

 

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