Echt gut! Einer von 52 Musterfällen im Ländle

Knittlinger Straße in Lienzingen (Foto: LBBW Kommunalentwicklung)

Was haben Alt-Haslach in Freiburg, der alte Schlachthof in Karlsruhe, die Altstadt in Reutlingen, Klein-Venedig in Konstanz, der  Ortskern von Wolfach und die Bahnstadt in Heidelberg mit dem historischen Ortskern von Lienzingen gemeinsam? Sie gehören zu den 52 Musterfällen der Städtebauförderung in Baden-Württemberg in den vergangenen 50 Jahren, präsentiert auf der Homepage des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg. Garniert mit Videos.

Die Stadt Mühlacker ist seit 1971 in den Programmen der Städtebauförderung vertreten. Bei der städtebaulichen Erneuerungsmaßnahme „Ortskern Lienzingen“ (seit 2006) liegt der Fokus darauf, die historische Ortsanlage zu erhalten und die zahlreichen denkmalpflegerisch wertvollen Gebäude zu modernisieren. Die Maßnahme wurde mit Finanzhilfen des Landes in Höhe von 2,9 Millionen Euro sowie Finanzhilfen von Bund und Land in Höhe von rund 300.000 Euro für die Sanierung der Festhalle unterstützt, schreibt das Ministerium in dem Steckbrief Ortskern Lienzingen - und da läuft derzeit einiges. Eine Frage: Wie geht es weiter nach 2022?

Mittelalterliche Struktur erhalten geblieben

Der Dorfkern gilt als einzigartig. Experten ermittelten nicht nur eine Vielzahl von denkmalgeschützten Häusern und Scheunen, sondern auch den einzigartigen Konservierungsgrad. Es hat den prägnanten Ortsrand (Etter). Das Gebiet der Gesamtanlage Etterdorf Lienzingen umfasst  den historisch belegten und auch heute noch ablesbaren Ortskern wie im Primärkatasterplan von 1835. Diese Urkarte aus dem 19. Jahrhundert und der heutige Ortsplan übereinander gelegt, belegt, dass die Struktur erhalten geblieben ist.

Fachwerk: Herzenbühlstraße / auch -gasse und/oder Hintere Gass'. (Fotos: G. Bächle, 2021)

Erhalt der historischen Ortsanlage und Schutz der denkmalpflegerisch wertvollen Bausubstanz - historisches Erbe bewahren und behutsam weiterentwickeln

Weiter in der Darstellung des Ministeriums: Der Stadtteil Lienzingen in Mühlacker mit seinem dörflichen Charakter besteht aus einem fast geschlossenen Scheunengürtel mit zahlreichen Fachwerkhäusern. Mit Hilfe der Städtebauförderung konnte diese historische Ortsanlage erhalten und zahlreiche denkmalpflegerisch wertvolle Gebäude mit insgesamt rund 55 Wohnungen modernisiert werden. Funktionslose Scheunen konnten umgenutzt und rückwärtige Bereiche erschlossen werden. Auch viele Gassen und Wege, Grünflächen sowie der Vorplatz der Festhalle wurden neugestaltet. Das Rathaus sowie die Kelter wurden saniert; im Rathaus ist nun das Heimatmuseum untergebracht.

Zwischen 2008 und 2011 wurde zudem im Rahmen des Bund-Länder-Programms Investitionspakt energetische Modernisierung sozialer Infrastruktur die Festhalle energetisch und baulich saniert. Mit Hilfe der Städtebauförderung konnte das historische Ortsbild erhalten und die vorhandenen Strukturen zeitgemäß weiterentwickelt werden.

Sammlung von Erfolgsgeschichten

Die Städtebauförderung – als Gemeinschaftsinitiative von Bund und Ländern – feiert in diesem Jahr ihr fünfzigjähriges Bestehen. Welchen vielfältigen Herausforderungen sich die Kommunen in den vergangenen fünf Jahrzehnten gestellt haben, wie sich die Städte und Gemeinden mit Hilfe der Städtebauförderung verändert und welche städtebaulichen Entwicklungspotenziale sie dabei erfolgreich genutzt haben, wird in eine Sammlung von Erfolgsgeschichten wie der von Lienzingen veranschaulicht.

Seit 1971 leistet die Städtebauförderung in Baden-Württemberg einen bedeutenden Beitrag zur zukunftsgerechten Weiterentwicklung der Städte und Gemeinden. Fast 900 baden-württembergische Kommunen – in Ballungsräumen ebenso wie im Ländlichen Raum – konnten seither in über 3.350 Sanierungs- und Entwicklungsgebieten ihre städtebauliche Entwicklung mit Hilfe der verschiedenen Programme der Städtebauförderung voranbringen, Missstände beseitigen und wichtige Orte der Begegnung schaffen. Hierzu wurden den Städten und Gemeinden in den vergangenen 50 Jahren rund 8,37 Milliarden Euro Bundes- und Landesfinanzhilfen zur Verfügung gestellt.

Die Antragsfrist für die Programme der städtebaulichen Erneuerung für das Jahr 2022 läuft. Bis zum 2. November 2021 können alle Städte und Gemeinden im Land Anträge für Zuschüsse aus der Städtebauförderung stellen.

Es tut sich noch einiges

Das Sanierungsgebiet Lienzingen soll 2022 abgerechnet werden. Eine Frist, die nicht dazu führen darf, Projekte in der Luft hängen zu lassen. Es tut sich noch einiges: Sanierung des Anbaus am Wohnhaus in der Herzenbühlstraße 4 (Baujahr: um 1725) ist genehmigt , auch am Wohnhaus/Scheune der Herzenbühlstraße 3 - erbaut 1607/08 - fand Gott sei Dank einen neuen, sanierungswiligen und -erprobten Eigentümer, der die Scheune allerdings nicht mehr retten konnte. Erneuert und auf eine Wohnnutzung ausgerichtet ist die laufende Sanierung der ehemaligen Zehntscheuer (erbaut um 1700. Echt gut!

Die Scheune von Herzenbühlstraße 3 war nicht zu halten

Doch aufgrund der sich momentan abzeichnenden Entwicklung beim Bezug von Baumaterialien/-stoffe (Holz, Betonstahl, PVC-Rohr, Dämmstoffe usw.) kann unter Umständen (mit einem gewaltigen Preisaufschlag) das benötigte Material momentan nicht bzw. erst in ein paar Wochen, unter Umständen auch erst nach Monaten lieferbar sein. Damit ließen sich die Sanierungsarbeiten innerhalb der jetzigen Frist  nicht abschließen und somit auch nicht mit der Stadtverwaltung abrechnen.

Unter diesen Umständen sollte die Stadt beim Land eine Verlängerung der Abrechnung der Handwerkerrechnungen oder eine passgenaue Verlängerung des Sanierungsgebietes beantragen, schrieb ich jetzt in einer Gemeinderatsanfrage. Oder sieht die Verwaltung einen anderen Weg? Die CDU-Fraktion im Gemeinderat wird einen generellen Antrag zur Sicherung der Unterstützung von Bund und Land auch über 2022 hinaus stellen.

Neues Sanierungsgebiet möglich

Baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hofmeister-Kraut (CDU) antwortete im Juli 2019 auf einen Brief von mir: Sie deutete darin die Möglichkeit an, wenn das bisherige Sanierungsprogramm beendet ist, ein neues zu beantragen und zu bewilligen, das das jetzige Areal weitgehend übernimmt. Sabine Morar von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH bestätigte dies im Gemeinderat.

Der Ortskern von Lienzingen mit den zahlreichen denkmalgeschützten Häusern, der Wehrkirche und seinem historischen Grundriss ist, so Hoffmeister-Kraut weiter, städtebaulich herausragend und baugeschichtlich sehr bedeutungsvoll.

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