Die, die neue enzJOY-App erfanden oder Alles hat eine Vorgeschichte

Die neue enzJOY-App ist da!

Bei meinem I-Pad klappt es mit dem Herunterladen via App Store sofort, doch Google Play kennt die neue App der Stadtwerke Mühlacker offensichtlich (noch) nicht, dreht sich munter im Kreisel, aber liefert nicht. Also bleibt mein Smartphone joyfreie Zone (bis heute, Update 17. April 2021). Dass die Display-Seiten wie bei der App der Stadt nicht umspringen, wenn das Gerät quer gebracht wird, ist die Fortsetzung des bisherigen Ärgernisses.

Die neue enzJOY-App

Ganz leise schlichen sich die Macher der App mit ihrem Produkt (Basis: Wordpress) auf den Markt: Die, die neue enzJOY-App erfanden. Der Name erschließt sich mir nicht so recht. Enz - das ist klar, aber Joy? Ich google. Ein paar Filmtitel, dann wird doch deutlich, für war die App steht: Freude, Vergnügen, Fröhlichkeit, Erfolg. Synonym für eine heile Welt? Der Name soll modern klingen, ist eher peinlich, Mischung zwischen lokalem Fluß und Anglizismus. Auf Jugend getrimmt. Doch die Kundschaft der Stadtwerke ist auch älter. Diejenigen Menschen über 65 Jare, die online sind, sagen einer Umfrage zufolge mehrheitlich: Ein Leben ohne Internet kann ich mir nicht mehr vorstellen. 62 Prozent der Onliner stimmen dieser Aussage zu. Im Januar waren dies nur 56 Prozent. Laut der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse aus dem Jahr 2020 gaben rund 57,8 Prozent der Senioren an, dass sie das Internet nicht nutzen. Ergo: Fast jeder Zweite doch. In der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren lag dieser Anteil bei rund 16,3 Prozent.

Die Stadtwerke Mühlacker haben mit ihren Kooperationspartnern dem Mühlacker Tagblatt, der Stadt Mühlacker und der MühlackerCard die App enzJOY veröffentlicht.

Sie beinhaltet  nützlichen Funktionen rund um Mühlacker und die Region wie beispielsweise lokale und überregionale Nachrichten, Mobilitätsangebote wie den ÖPNV oder die E-Mobilität, das SWM-Kundenportal, das E-Ticketing-System für die Bäder oder den aktuellen Mittagstisch. So gesehen ist sie eine Bereicherung. Was wundert ist, dass die großen strittigen Debatten über die Einführung ausblieben - die Stadtwerke bezogen die Gremien einfach entscheidend nicht ein, brachten die Kombi aus SWM-Teil, Stadt-Auftritt und MT ohne Getöse auf den Markt.

War vielleicht die beste Lösung. Denn die Einführung der Stadt-App erwies sich vor Jahren als zähe Sache. Störfeuer aus den Zeitungsverlagshäusern in Pforzheim und Mühlacker verunsicherten Stadträte. Dann, im Frühjahr 2018 im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats mit einer einzigen Stimme Mehrheit angenommen, der entsprechende Verwaltungsantrag. Eine abgemagerte App, um das Zeitungsgeschäft nicht zu stören, kam dann im Dezember auf die mobilen Endgeräte. Es durften ausschließlich die Module Öffentlichkeitsarbeit/Aktuelles, Veranstaltungskalender, Mängelmeldung/Bürgermeldung und Stadtplan integriert werden. So stand es im Beschluss, quasi als Kompromiss.

Die CDU-Fraktion machte sich für diese App von Anfang an stark, hätte sich gewünscht, mehr Möglichkeiten zu nutzen, zum Beispiel das Modul Bürgerbeteiligung. Mein kleiner Vergleich im Blog mit den Apps anderer Kommunen zeigte auf, was sonst noch möglich gewesen wäre, wenn man nur gewollt hätte. Aber die Verwaltung wollte keine der ihr lieb gewordenen Kreise stören. Antwort im Januar 2019 auf meine Anfrage: Technisch ist es möglich, das Modul e-Beteiligung zu implementieren. Es würde aber den bisherigen Umfang des Beschlusses sprengen.

Vor dem Beschluss 2018 vergingen schon zwei Jahre ohne Taten. Im November 2016 antwortete die Verwaltung, sie wolle sich 2017 an die Aufgabe heranwagen. Im Juli 2017 präsentierten sich zwei Anbieter dem Verwaltungsausschuss - da war der Enzkreis schon längst mit einer, wenn auch anders gestrickten App, was den Inhalt betraf, unterwegs. Seit der Einführung der Enzkreis App 2014 bis aktuell (25.04.18 ) wurde diese bisher 6.931 Mal aus den App Stores von Google (Android: 4.848) und Apple (iOS: 2083) geladen.


Im Stillen scheint sie sich in die mediale Öffentlichkeit zu schieben. Denn jetzt ist sie da: die Stadt-App Mühlacker, bloggte ich am 9. Dezember 2018. Ein App mit Mängelmelder, der - wie die Erfahrung zeigt - von den Bürgern auch genutzt wird. Wenn die Menschen überhaupt davon erfuhren, denn die Werbung für diese App lief maximal auf kleiner Sparflamme. Bis dato hüllte  sich die Stadtverwaltung in Schweigen, nicht der kleinste Hinweis auf der kommunalen Internetseite. Nur durch die Suche aus Neugier im App-Laden stöberte ich sie seinerzeit auf, zuerst für Android zu downloaden, dann einige Zeit später auch für iOS.  

Auf meine Anfrage antwortete die Verwaltung im März 2020: Nach Auskunft des Betreibers (Stand 29.06.2020): IOS: 270 aktive Nutzer, Android: 267 aktive Nutzer. Auf meine Frage: Wirbt die Stadtverwaltung aktiv für diese App? - die Antwort: Nein, mit Ausnahme eines Posts während der Corona-Zeit im Mai auf Facebook, in dem für die App geworben wurde und der 1604 Personen erreicht hat. Vor dem Hintergrund der im Gemeinderat geäußerten Bedenken einer zu großen Konkurrenz zu den Tageszeitungen wurde die App nicht stärker beworben.

Eine durchaus interessante Vorgeschichte. Jetzt macht das Mühlacker Tagblatt (ob die Pforzheimer Zeitung auch angefragt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis) als Partner mit - in der gestrigen Ausgabe ein satter Aufmacher darüber auf der ersten Lokalseite als Lohn. Irgendwie ist die neu gestaltete städtische Internetseite integriert. Und auf letzterer gibt es - juche! - endlich auch ein Icon für die Stadt-App. Neue Zeiten!

Die neue App - ein gutes Angebot. Das weiter verbessert werden darf. Die App sei als eine Art Plattform konzipiert, heißt es bei den Stadtwerken, die offen sei für die Integration weiterer Institutionen und auch Vereine. Zum umfangreichen Paket, das das Angebot zum Startschuss bereithält, gehören bereits viele Funktionen. Das unterscheidet sie denn auch von der Stadt-App. Bin gespannt, wann sie voll in enzJoy integriert wird. Und welche zusätzlichen Module scharf gestellt werden. Die Senderstädter App-Lage ist inzwischen ausgesprochen entspannt. Ein Verdienst der Stadtwerke. Und der freien Fahrt an den Gremien vorbei.


 
 

 

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