Einmalig gute Sache: Fast fünf Millionen für ein Projekt von Mühlacker Tüftlern - RegioWin 2030 entschieden

Was bringt uns die Europäische Union? Oder: Was bringt Mühlacker die Wirtschaftsförderung Region Nordschwarzwald GmbH? Allesamt Fragen nach dem Mehr-Wert. Nicht immer gibt es so klare Worte und Zahlen so wie bei RegioWIN 2030. Mühlacker gehört erstmals zu jenen, die von diesem Wettbewerb unter den Regionen Baden-Württembergs profitiert; mit einem Fördervolumen von knapp fünf Millionen Euro für ein ambitioniertes Projekt der Stadtwerke Mühlacker gemeinsam mit der Mühlacker Firma Geltz. Das Vorhaben mit dem schwierigen Namen: Up Cycling Plus, grüne Land- und Energiewirtschaft durch Upcycling von biogenen Reststoffen kam zum Zuge - zusammen mit den anderen beiden Leuchtturmprojekte Innovationszentrum Wirtschaft und Wissenschaft Nordschwarzwald und H2BlackForest - Forschungszentrum für biointelligente Wasserstoff-Kreislaufwirtschaft im Schwarzwald.

Up-Cycling-Plus - aus der Präsentation (Stadtwerke Mühlacker)

Ein großartiger Erfolg, mit dem niemand gerechnet hatte. Immerhin machten sich die Projekte aus der Region Nordschwarzwald gegenseitig Konkurrenz. Und Up Cycling Plus war regionsintern auf dem dritten Rang gelandet, nur zwei Punkte vor dem Zweiten und drei vor dem Ersten. Alle eng aufeinander. Eine harte Konkurrenz. Dass für den dritten Wettbewerbsvorschlag ans Land Baden-Württemberg für RegioWin 2030 dann auch noch die volle Fördersumme zugesagt wurde, ist ein doppelter Erfolg. Das tut unserer Stadt gut. Und dieses Ergebnis ist bei weitem nicht alltäglich. Eine einmalig gute Sache, die fürs vorherige Zittern entschädigt. Eigentlich Anlass, die Sektkorken knallen zu lassen. Aber dazu sind wir zu schwäbisch-zurückhaltend.

Im Rahmen von RegioWIN 2030 wurden die Regionen in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr eingeladen, ihre Zukunftsstrategien aufzuzeigen und umsetzungsreife Leuchtturmprojekte im Bereich Innovation und Nachhaltigkeit zu entwickeln. Der Wettbewerb war eingebettet in die Vergabe von Fördermitteln der Europäischen Union mit dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Unter der Federführung der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) hatte sich die Region Nordschwarzwald für die Neuauflage des Wettbewerbs RegioWIN 2030 mit dem Konzept Erfolgreiche Gestaltung von Transformationsprozessen in strukturverändernden Innovationsfeldern beworben. Als Lead-Partner koordinierte die WFG den gesamten Prozess, unterstützte die Entwicklung von Projekten und brachte mit dem ausdrücklichen Mandat der Region auch konkrete Projektüberlegungen mit ein. Es war richtig, dass die Stadt Mühlacker nachträglich Mitglied der WFG wurde.

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hatte die neue Förderperiode des Wettbewerbs „RegioWIN 2030“ im Februar 2020 eröffnet. (Foto: Franziska Kraufmann)

In Zusammenarbeit mit über 200 beteiligten AkteurInnen aus der Region entstand das regionale Entwicklungskonzept (REK) für den Nordschwarzwald. Im Mittelpunkt des Wettbewerbsbeitrag standen drei konkrete Leuchtturm- und fünf Schlüsselprojekte, die zur nachhaltigen Verbesserung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit beitragen sollen. Klares Ziel war es, aus dem RegioWIN Fördertopf von EU und dem Land Mittel in Millionenhöhe für Innovation und Wissenstransfer in die Region Nordschwarzwald zu holen.

Die drei eingereichten Leuchtturmprojekte mit einem jeweiligen Projektvolumen zwischen 8 und 12,5 Millionen Euro verdeutlichen - so die WFG - den Anspruch und die Notwendigkeit, die regionalen Forschungskapazitäten und die Innovationsfähigkeit in den strukturverändernden Innovationsfeldern zu steigern: Attraktive und anspruchsvolle Projektvorhaben, die ihren Beitrag dazu leisten sollen, die Region Nordschwarzwald zukunftsfähiger, für Unternehmen noch attraktiver und für Fach- und Führungskräfte noch lebenswerter und interessanter zu machen. Jochen Protzer von der WFG ist überzeugt: Mit diesen Projekten und einem Volumen von fast 30 Millionen Euro werden Investitionen und Wertschöpfung der drei- bis vierfachen Summe ausgelöst.

In Anwesenheit der Landesministerinnen Theresa Bauer und Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut sowie Minister Peter Hauk erfolgte die landesweite Prämierung der Gewinner-Regionen und der Leuchtturmprojekte. Insgesamt wurden landesweit 24 Leuchtturmprojekte aus 11 Regionen prämiert. Eines nur aus der Region Stuttgart. Aber die Region Nordschwarzwald hat auch noch einen Nachholbedarf. Kernerarbeit steht noch bevor: Feinarbeit, wie es die WFG formuliert, steht an. In den nächsten Monaten müssen die detaillierte Projektanträge ausgearbeitet werden - Fördermittel in der Gesamthöhe von rund 20 Millionen Euro bieten die notwendige Motivation. Hier die Liste der prämierten Vorschläge: PM_82_Anlage_PM_RegioWIN.pdf

Up Cycling Plus – Grüne Land- und Energiewirtschaft

Jochen Protzer, Geschäftsführer und Antriebsfeder der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH

Lesen wir einfach, wie Up-Cycling-Plus in der Trägerschaft der Stadtwerke Mühlacker mit ihrer Biomethananlage beschrieben wird: Es schließt den landwirtschaftlichen Nährstoffkreislauf nachhaltig, indem in einem innovativen Core-Cycle Gülle und Gärreste in ihre Bestandteile zerlegt werden. Daraus werden reine Rohstoffe gewonnen, die vermarktbar sind. Der Core Cycle- Demonstrator ist die Grundlage für die weiteren Up Cycling-Schritte des Vorhabens und die damit verbundene Erschließung neuer, hochwertiger Verwertungskreisläufe. Der Demonstrator wird nach der Fertigstellung im Rahmen des Projekts getestet, betrieben und der interessierten Öffentlichkeit vorgeführt.

Überzeugt vom so ausgezeichneten Ergebnis der Arbeit von Tüftlern aus Mühlacker ist auch Jochen Protzer, Geschäftsführer der WFG und mein Kreistagskollege aus Illingen: Die Gesamtkosten sind mit rund acht Millionen Euro kalkuliert, und bei einer Förderquote von 60 Prozent ist mit einer Fördersumme von annähernd fünf Millionen zu rechnen. Die Chancen seien sehr gut, dass mit diesem Leuchtturmprojekt von Mühlacker aus der landwirtschaftliche Nährstoffkreislauf nachhaltig geschlossen werden könne, indem mit innovativen Verfahren Gülle und Gärreste in ihre Bestandteile zerlegt und daraus neue Rohstoffe und vermarktbare hochwertige Produkte gewonnen werden. Das hat das Zeug zum Exportschlager.

Das Zentrum für Präzisionstechnik (ZPT) auf dem Gelände der Hochschule Pforzheim, an dem derzeit gebaut wird, ist auch ein RegioWIN-Produkt, aber aus der Förderperiode 2014 bis 2020. Weil der Stadt das Geld nicht mehr reichte, suchte sie beim Enzkreis um milde Gaben nach, was eine heftige kreispolitische Debatte auslöste. Am Kreistag vorbei war dies zunächst vom damaligen Landrat eingefädelt worden. Letztlich rangen wir Kreisräte uns zu einer Unterstützung durch. Denn die Idee hat letztlich überzeugt und es ist ein Leuchtturm, der auf die Region ausstrahlt.

Die virtuelle Preisverleihung steht als Video bei YouTube.


 

 

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