Ziegelei: Da würde auch der Herzog gerne wohnen . . .

Historisch? Sehr wohl - wie vor fast 60 Jahren der Bau der Wohnsiedlung Heidenwäldle, in der heute gut 1000 Menschen leben. Der Gemeinderat billigte jetzt den Verkauf des Areals alte Ziegelei, seit 2017 in städtischem Eigentum, für zwölf Millionen Euro an die Hofkammer Projektentwicklung GmbH (HKPE). Deutlich mehr als vier Millionen Euro über dem von der Kommune vom früheren Eigentümer bezahlten Einkaufspreis.

Ein neuer Stadtteil für etwa 1200 Menschen entsteht in Bahnhofsnähe. Die zentrale Lage ist ein Pluspunkt. Innenentwicklung vom Feinsten. Ohne einen Quadratmeter Wiesen oder Äcker zu versiegeln.

Der Tradition verpflichtet – der Zukunft zugewandt. Das Motto der Hofkammer des Hauses Württemberg, die private Vermögensverwaltung des herzoglichen Hauses Württemberg mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee im Schloss. Schwerpunkte  bilden die Bereiche Immobilien, Projektentwicklungen, Finanzanlagen, Beteiligungen, Land- und Forstwirtschaft sowie Weinbau. Chef des Hauses ist Carl Herzog von Württemberg. Bis 1918 war es das Königshaus Württemberg. Das böte sich doch ein flotter Werbeslogan für unseren geplanten Stadtteil an: Herzogstadt? Wohnen wie bei Königs? Oder: Da würde auch der Herzog gerne wohnen . . .

Sehr zufrieden mit den Verhandlungen und dem Erlös sei die CDU-Fraktion sagte ich in der digitalen Ratssitzung, die Arbeit des Oberbürgermeisters und seines Teams lobend. Es ist jetzt an uns und der Stadtverwaltung, die Hausaufgaben zu machen, damit die erste Rate angesichts der städtischen Finanzen schnell fließt. Denn die erste Rate überweist der Käufer, wenn der Bebauungsplan rechtskräftig ist. Am Montagabend beschäftigte sich der Verwaltungsausschuss vorberatend nichtöffentlich im Uhlandbau mit dem Paket von Vorlagen, anderntags fiel die Entscheidung digital und öffentlich.

Digitale Sitzung am Dienstagabend: Alle Stadträte für den Verkauf an die Hofkammer.

Lange erwartet: Mit „zehn plus x“ Jahren rechnet der Investor für die vollständige Fertigstellung des neuen Stadtteils, in dem sich an der Ziegeleistraße Toom-Baumarkt (neben zwei Bürogebäuden), Aldi und Edeka ansiedeln werden und dahinter, in Richtung Schönenberger Tal, etwa 500 bis 600 neue Wohneinheiten unterschiedlichster Prägung vom Einfamilienhaus bis zum mehrstöckigen Mehrfamilienhaus entstehen sollen. Ich verwies darauf, dass neue Einwohner auch zusätzliche Steuereinnahmen in die Stadtkasse spülen werden.

Außerdem sind auf dem 19,5 Hektar großen Areal ein Neubau für das Altenheim St. Franziskus samt betreutem Seniorenwohnen und ein neuer Kindergarten (auf dem Edeka-Gebäude) geplant. 2023, so Investor und Verwaltung, könnten die Einkaufsmärkte eröffnen und 2024/2025 die ersten Häuser bezogen werden. Soweit die Aussagen der HKPE.

Und was macht das Logistikunternehmen Craiss? Das erfuhr der  Gemeinderat heute aus der Zeitung. Das Unternehmen werde dem Ziegelei-Investor Hofkammer Projektentwicklung GmbH die Flächen an der Vetterstraße zum Kauf anbieten und den Standort wechseln, so die Aussage von Michael Craiss am Mittwoch. Damit sind die Pläne für ein neues Warendienstleistungszentrum, für das der Gemeinderat im Herbst 2019 grünes Licht gegeben und Erweiterungsflächen bewilligt hatte, obsolet - laut MT.

Erfreulich ist die Entscheidung der Firma Craiss, den jetzigen Standort aufzugeben. Dies ohne sicheren Ersatzstandort zu tun und, laut Craiss, auf volles Risiko zufahren, macht jedoch hellhörig. Kommt der Tag X, an dem der Gemeinderat unter Druck gesetzt wird, einem solchen neuen Standort zustimmen zu müssen, weil mit dem Verlust von Arbeitsplätzen gedroht wird, obwohl der Gemeinderat dies eigentlich nicht will? Deshalb: Wusste die Verwaltung am Dienstagabend von der Entscheidung von Craiss? Gibt es Signale der Verwaltung an Craiss wegen eines Ersatz-Standortes?

Die OB-Anttwort auf meine Fragen heute: Ich habe dem Gemeinderat meinen vollständigen Kenntnisstand mitgeteilt. Aus dem Artikel wird nicht deutlich, was Herr Craiss mit Wegzug meint. Dass wir keinen Standort haben zur kompletten Verlegung ist uns allen bekannt. Ob sich die Firma das leisten kann jedoch auch nicht. Nach wie vor gilt, so ist mein Kenntnisstand aus den Zusagen von Herrn Craiss: die Verwaltung der Firma bleibt in Mühlacker auf dem neu arrondierten Areal der „Alten Ziegelei“, eventuell (hängt von der Firma Mahle ab) Verlegung der Logistik neben die Firma Mahle. Ich habe heute auch noch einmal mit Herrn Eier gesprochen, welcher wohl gestern nach der Pressekonferenz auf Herrn Craiss zugegangen war.

Ob die Hofkammer das Angebot von Craiss und damit den geforderten Kaufpreis akzeptiert hat, wird nicht berichtet. Aber das ist der entscheidende Punkt. So gesehen ist die Nachricht möglicherweise garnicht so neu.

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