Wann #rundumdigital ? Beim Kampf um Megabit kann auch die neue Fritzbox helfen - doch das reicht nicht aus

Fritzbox wechseln und dann mehr Megabit nutzen können. So erging es einem - doch überraschten - Kunden der NetCom-BW-Tochter NeckarCom in Lienzingen.

Und das ist die Geschichte: Bislang hatte er eine Fritzbox 7390 (Original von der NeckarCom) an seinem NeckarCom-Anschluss. Die Datenrate war 32 Mbit im Download und zirka 3 Mbit im Upload. Jetzt installierte der Lienzinger eine neue Fritzbox 7590 und siehe da, die Datenrate liegt jetzt abgeregelt bei 35.000 im Download und im 5.120 im Upload. Laut Auskunft der neuen Fritzbox ist jetzt bei ihm eine Leitungskapazität von 69.000 Mbit im Download und 23.000 im Upload möglich, aber nicht zu nutzen. Das verwunderte ihn doch ein wenig.

Nachholbedarf bei der Digitalisierung (Foto: Pixabay)

Weil aber NeckarCom das Netz der Telekom zusammen mit den Stadtwerken Mühlacker - die Glasfaserleitungen zu den Verteilerkästen legten - nutzt, informierte er auch das kommunale Unternehmen. Deren Antwort: Die Stadtwerke seien für NetCom ja nicht zuständig und aktuell gebe es halt keine andere Möglichkeit – Punkt. Er sei sich  aber sicher, dass das Thema Glasfaseranbindung komme, nur wann, sei die große Frage, sagte der Herr am anderen Ende der Leitung. Zur Nutzbarkeit der 70 Mbit könne er auch nichts sagen. Allerdings sei bekannt, dass mit einer neueren Fritzbox bessere Übertragungsraten erzielt werden könnten. Daraufhin habe ich geantwortet – nützt aber nix, wenn der Vertrag bei 50 Mbit zumacht! Wiederum die NetCom verlangte für einen Neuvertrag mit ihr (24 Monate Bindung) 69 EUR Anschlusskosten etc. Auf jeden Fall sollte allen NetCom-Kunden in Lienzingen kommuniziert werden, dass mit der neusten Fritzbox eine bessere Übertragung möglich ist – unabhängig von der Leitungskapazität.

Da kämpfen wir um jedes MB - und dann diese Kastrationspolitik

Eine freundliche Dame der NetCom half dem Kunden dann weiter. Es sei ein Tarifwechsel innerhalb der NeckarCom auf 50.000 Bandbreite (50 MB) möglich, ohne dass der Kunde zur NetCom BW wechseln müsse. Es fallen demnach keinerlei Wechselgebühren und Anschlussgebühren innerhalb der NeckarCom an. Er könne weiterhin seine Rufnummern nutzen. Jetzt stellte der Lienzinger von 36 auf 50 MB um - obwohl 70 möglich wären. Aber ist im Angebot der NeckarCom sind 70 nicht vorgesehen. Da kämpfen wir um jedes MB - und dann diese Kastrationspolitik. Ärgerlich und unverständlich.

Schneller - bald noch schneller?
Gleichzeitig aber gibt es auch dies  in Mühlacker. In ihrer Antwort der Stadtverwaltung auf meine Anfrage zur Breitbandversorgung im Wohngebiet Sommerberg in Dürrmenz werden Zahlen genannt, die einen neidisch werden lassen können. Von 61 möglichen Grundstücken - nicht alle seien schon bebaut - haben laut Mitteilung aus dem Rathaus 46 Grundstücke einen aktiven Glasfaseranschluss über die Stadtwerke Mühlacker. Dies entspreche einer Anschlussquote von 75,4 Prozent. Sämtliche Grundstücke im Baugebiet seien an das Glasfaserleerrohrnetz der Stadtwerke Mühlacker angeschlossen.

Im ersten Bauabschnitt habe die Deutsche Telekom noch klassisch in Kupfer verlegt, im zweiten Bauabschnitt dann ebenfalls in Glasfasertechnik. Es wird davon ausgegangen, dass zwei Grundstücke durch einen Glasfaseranschluss der Deutschen Telekom versorgt werden. Alle verbleibenden Grundstücke, abzüglich der unbebauten, seien dann noch klassisch mit
Kupferleitungen der Deutschen Telekom angeschlossen oder über Mobilfunk erreichbar, so die  Antwort aus dem Rathaus.

Arbeitskreis schnelles Internet tagte bisher kein einziges Mal

Die CDU-Gemeinderatsfraktion nahm dies zum Anlass, Stadtwerke und Stadt aufzufordern, zügiger für gleich hohen Standard in der Breitbandversorgung in allen Bereichen der Gesamtstadt zu sorgen. Leider komme man nicht voran, der vor mehr als einem Jahr auf Antrag der CDU beschlossene Arbeitskreis schnelles Internet sei bisher nicht ein einziges Mal einberufen worden. Die Anschlüsse am Glasfasernetz der Stadtwerke Mühlacker werden am Sommerberg durch Unitymedia, jetzt Vodafone, betrieben. Wir werden bald von unseren Nachbargemeinden überholt, wenn die über den Zweckverband Breitbandversorgung im Enzkreis akquirierten Millionen verbaut haben.

86 Millionen Euro Zuschüsse flossen in den Enzkreis für den Breitbandausbau (Hier die Liste   20210301_Anlage_PM_2_Ubersicht_Forderungen_2016-2021_nach_Stadt-_und_Landkreisen_002.pdf ).

Nachdem das Land Baden-Württemberg am 1. Februar Fördermittel in Höhe von rund 25 Millionen Euro für die Errichtung der innerörtlichen Glasfasernetze in den Gemeinden Birkenfeld, Ötisheim und Straubenhardt bewilligt hatte, konnte der Zweckverband Breitbandversorgung im Enzkreis dieser Tage weitere 12 Förderbescheide in Empfang nehmen. Konkret gefördert wird der innerörtliche Ausbau der „weißen Flecken“ (Versorgung unter 30 MBit./sec.) einschließlich der Erstellung der Hausanschlüsse bis zur Hauswand in Eisingen, Friolzheim, Heimsheim, Kämpfelbach, Keltern, Kieselbronn, Königsbach-Stein, Mönsheim, Neuhausen, Niefern-Öschelbronn, Wimsheim und Wurmberg. Hierfür erhält der Zweckverband vom Land Zuwendungen in Höhe von knapp 60 Millionen Euro.

Enzkreis-Zweckverband scheffelt staatliche Zuschüsse

Neuer, energieeffizienter Server (KfW-Bildarchiv)

Allein in dieser Übergaberunde sind dem Zweckverband knapp 40 Prozent der landesweit bewilligten Fördermittel zugesagt worden. Die Fördersummen des Landes entsprechen 40 Prozent der voraussichtlichen Ausbaukosten, 50 Prozent steuert der Bund bei und 10 Prozent sind von den Kommunen selbst zu tragen. Zusammen mit den bereits erhaltenen Bundesmitteln wurden in den vergangenen 1,5 Jahren Förderanträge des Zweckverbands mit einem Volumen von rund 254 Millionen Euro von Bund und Land bewilligt. Beim Zweckverband rechnet man mit einer zeitnahen Bewilligung der noch offenen Anträge durch das Land, schreibt das Landratsamt Enzkreis in einer Pressemitteilung.

Nachdem der Zweckverband ab 2016 zunächst eher kleinere Förderbeträge für Mitverlegungsmaßnahmen erhalten hatte, steht er mittlerweile landesweit auf Platz 4 der Förderbewilligungen. Im Verhältnis zu unserer Kreisgröße liegen wir sogar unter den ersten drei Landkreisen. Diese Bilanz zeigt, dass der Zweckverband in seinen Bemühungen zur Beseitigung der noch vielerorts bestehenden Unterversorgung hinsichtlich der Internet-Übertragungsgeschwindigkeit deutlich aufgeholt hat. Durch die seit 2019 bestehenden neuen Fördermöglichkeiten durch den Bund und die Kofinanzierung des Landes wurden neue Förderquellen angeboten. Diese nutzen wir konsequent für unser Projekt. Nun müssen die Fördergelder nur noch verbaut werden, so Verbandsvorsitzender Jörg-Michael Teply, Bürgermeister in Wurmberg.  Und Wolfgang Herz, Erster Landesbeamter und Infrastrukturdezernent des Enzkreises, ergänzt: Beim Breitbandausbau handelt es sich um das größte Infrastrukturprojekt im Enzkreis. Der Breitbandausbau ist natürlich ein langfristiges Vorhaben, und wir kommen gerade einen sehr großen Schritt voran. Nach vielen Jahren aufwändiger Vorarbeit fließen nun große Summen.

Das größte Infrastrukturprojekt im Enzkreis

Für den Ausbau in den Gemeinden Birkenfeld, Ötisheim und Straubenhardt wurde bereits die Netze BW beauftragt. Dort sollen die Arbeiten zeitnah beginnen. Es ist geplant, dabei möglichst viele Privat- und Gewerbekunden an das verbandseigene Netz anzuschließen. Bis zum Sommer sollen auch die weiteren Ausschreibungen veröffentlicht werden.

Dass Mühlacker nicht dabei ist, hat einen entscheidenden Grund: Bis auf ganz wenige Lücken erreicht die Stadt in der Versorgung schon 30 MB, liegen teilweise darüber. 2012/13 steckten Stadtwerke und Stadt mehr als eine Million Euro in die Brandband-Aufrüstung von Lienzingen, Enzberg und Mühlhausen auf bis zu 50 MB - ohne eine damals noch nicht angebotene staatliche Förderung. Und nachträglich gibt's nichts. Gleichzeitig verlegten aber die Stadtwerke in allen Straßen, die sie aufgruben, Leerrohre, durch die Glasfaser geschossen werden können. Eine Vorausleistung, die zunächst kostet, aber erst dann einen Ertrag bringt, wenn Glasfasern eingelegt werden. Das wird hoffentlich bald erfolgen. Unter anderem Kernstadt und Lomersheim werden von der Kabel-BW, jetzt Vodafone, versorgt. Doch zwischendurch hatte Kabel-BW eine Pause beim Ausbau eingelegt.

Inzwischen ändert sich aber auch die staatliche Förderpolitik. Zuschüsse für den Ausbau sollen künftig fließen, wenn in einem Gebiet 100 MB (bisher 30 MB) nicht erreicht werden. Die Europäische Union (EU) schaltete dafür die Ampel auf Grün. Das Internet der (nahen) Zukunft muss gigabitfähig sein  – dies funktioniert am besten mit einem Glasfaseranschluss bis in jedes Gebäude (FTTB). Die bisher geltenden Förderrichtlinien von Bund und Land sahen ausschließlich einen geförderten Ausbau der sogenanten weißen Flecken vor: Das Förderprogramm war begrenzt auf Bereiche, in denen nach Breitbandatlas des Bundes eine maximale  Internetgeschwindigkeit von 30 Mbit./s. im Download gegeben war (Aufgreifschwelle). Dies betrifft im Stadtgebiet von Mühlacker allenfalls noch entfernt gelegene Gebäude wie zum Beispiel landwirtschaftliche Aussiedlerhöfe. Seit 1. Januar 2021 gilt eine erhöhte Aufgreifschwelle von 100 Mbit./s. im Download (graue Flecken).

2023 entfällt die Schwellen-Vorgabe dank Europäischer Union

Das Förderprogramm liegt bisher nur im Entwurf vor.  Danach können nunmehr auch Bereiche mit einer VDSL-Versorgung von bis zu 100 Mbit/s im Download gefördert ausgebaut werden. In einem weiteren Schritt soll diese Aufgreifschwelle vom 1. Januar 2023 an gänzlich entfallen und somit unabhängig vom verfügbaren Übertragungstempo einen geförderten Aufbau gigabitfähiger Breitbandinfrastruktur ermöglichen, wo keine Glasfaser- oder Kabelnetz-Infrastruktur besteht.

Der Gemeinderat stimmte kürzlich einem CDU-Antrag zu diesem Komplex zu und brachte auch eine  Zusammenarbeit zwischen Zweckverband Breitbandversorgung Enzkreis und Stadtwerken Mühlacker ins Gespräch.

Glasfaser bis ins letzte Haus - das ist das anspruchsvolle Ziel (Foto: Adobe Stock, Innenministerium B-W)

Vor etwa acht Jahren taten wir im Breitbandausbau den ersten großen Schritt. Der zweite ist höchst überfällig. Zufallstreffer durch Fritzbox-Wechsel reichen wahrlich nicht aus, um mit der Digitalisierung Anschluss zu finden. Digitale Schulen, Entwicklungsspielraum für Unternehmen, Home-Office … eine hochleistungsfähige digitale Infrastruktur ist wichtiger Standortfaktor einer Kommune sowohl bezüglich des Wohnens als auch des Arbeitens und Lernens. Was derzeit als Heimat 4.0 bezeichnet wird, erfordert den Ausbau des Glasfasernetzes. DSL, Vectoring, Super-Vectoring etc. sind Kompromisse, aber keine Lösungen auf Dauer. Ein reines, kupferfreies Glasfasernetz deckt auch den zukünftigen Breitbandbedarf (Begründung zum CDU-Antrag).

#rundumdigital - wie die Esten.

 

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