Herzenssache: Unstrukturiert und doch ganz schön mit gewachsenen Strukturen

Jetzt durften sich die Lienzinger, die sich für die Anti-Corona-Impfterminaktion für die Ü80 sowohl beim Terminieren als auch beim Fahren engagierten, über ein kleines Präsent an Backwaren zum Kaffee freuen. Ein herzliches Dankeschön an die Lienzinger Senioren, denen wir Impftermine und teilweise auch einen Fahrdienst vermitteln konnten, für die Spenden, die wir Organisatoren des Seniorenclubs, des Arbeitskreises Herzenssache Lienzingen und HELLO e.V. Lomersheim erhalten haben.

Ein herzliches Dankeschön für die Helfer der Impfterminaktion aus Lienzingen

Alles begann mit einer Mail des HELLO-Vorsitzenden Georg Henle unter anderem an Herzenssache Lienzingen, das im Handumdrehen nicht alltägliche Aktivitäten auslöste. Natürlich würden die Lienzinger sich daran beteiligen, Impftermine für die über 80-Jährigen zu vereinbaren und ihnen damit eine große Hürde wegzuräumen. Eine ähnliche Nachricht schrieben Aktive des Bürgertreffs alte Schreinerei in Mühlhausen. Daraus entstand über Nacht eine Hilfsaktion, die zeigt, wie ausgeprägt das Wir-Gefühl in den einzelnen Stadtteilen ist.

In den zurückliegenden Wochen hatten sich mehr als 370 Senioren und Seniorinnen an HELLO gewandt, um Hilfe bei der Terminvergabe zu erhalten, so die Bilanz von HELLO. Alle diejenigen, die einen Termin wünschten, konnten auch bedient werden, sagt Henle. Bis alle vereinbarten Erst- und Zweittermine abgearbeitet sind, wird es noch fast zwei Monate dauern. Gleichfalls solche Fahrdienste leisten die Helfer aus Lienzingen und Mühlhausen.

Große Unsicherheit den Ü80 genommen

Ich denke, es war wichtig, zu dem Zeitpunkt so zu reagieren, wie wir es mit HELLO gemacht haben. Wir konnten den Senioren und ihren Familien ein große Unsicherheit nehmen, sagen Reiner und Irene Schmollinger, die sowohl im Seniorenclub als auch bei Herzenssache Lienzingen aktiv sind und bei denen die Fäden in Lienzingen zusammenliefen.

Nach dem neuen System mit einem garantierten Rückruf sollte es den Bürgern nun möglich sein, selbst Termine zu vereinbaren; zudem seien die 70 plus Mitbürger zu einem großen Teil besser mit den Kommunikationsmedien vertraut. Weitere Aktive des Arbeitskreises Herzenssache Lienzingen und des Seniorenclubs Lienzingen, sowie andere hilfsbereite Lienzinger Mitbürger hatten rasch Unterstützung signalisiert.

Nachtarbeit für Impftermine

Vor Corona-Zeiten: Einer der Treffs von Herzenssache im kleinen Saal der Gemeindehalle Lienzingen

Mit Irene und Reiner Schmollinger, Hans Herfort, Ulrike Steiner und zuletzt auch ich buchten fünf von ihnen in Nachtarbeit die Termine, die jeweils um 24 Uhr freigeschaltet worden waren. Durch blitzschnelles Tippen, rascher Anforderung des notwendigen Codes und rasches Eintragen der persönlichen Daten ergatterten die Lienzinger für ihre Lienzinger Termine in den Impfzentren Stuttgart, Robert-Bosch-Krankenhaus; Ludwigsburg, Mönsheim, Sulzfeld und Bruchsal-Heidelsheim. Habe gerade wieder 2 Termine Stgt. gebucht. um 0:05 war Schluß. Und ich schickte gleich eine Mail über meinen Anfangserfolg: Juhu, ich hab einen Termin gebucht - nach erfolglosen Versuchen in den zwei Nächten zuvor.

Manchen war auch schon geholfen, wenn ihnen gesagt wurde, dass es nichts bringt, den gesamten Tag über anzurufen oder sich mit dem PC einzuwählen, in der Hoffnung auf freie Termine, sondern bis Mitternacht zu warten und dann rasch auf die neuen Termine zuzugreifen. Rückmeldungen kündeten vom Erfolg.

Den Senioren wurden die Bestätigungen persönlich überbracht und das Impfverfahren erläutert. Die Erst-Termine lagen in der Spanne von 23. Januar bis 28. Februar, die Zweit-Termine sind im Zeitrahem von 13. Februar bis 21. März 2021. 66 Senioren Ü80 aus Lienzingen hatten sich gemeldet, davon 64 erhielten die Termine im Rahmen der Aktion. Für 43 buchte das Lienzinger Team die Termine, einen Berg von 21 Anmeldungen übernahm das blitzschnell agierende Team um Georg Henle in Lomersheim. Von den Senioren und ihren Familien wurde die Unterstützung dankbar angenommen.

Auch schon angeboten: Mähen mit der Sense (auf der Wiese vor der Frauenkirche Lienzingen)

Günter Poetsch, Ulrike Steiner,  Anbjørg Rydland-Adam, Stefan und Christine Ebert, Heike Koch-Walter, und Johannes Bächle erklärten sich bereit, Senioren im Rahmen der HELLO-Aktion zu den Impfzentren zu fahren und dort beim Impfgang zu begleiten; elf der über 80-Jährigen nutzten in Lienzingen dieses Angebot. Insgesamt 18 Fahrten werden dies sein. Doch bei 84 Prozent übernehmen den Transport eigene Familienmitglieder, in Einzelfällen setzen sich die Impflinge selbst hinters Steuer. Das ist ein schönes Zeichen und zeigt die gute Vernetzung der Senioren hier im Ort.

Danke auch von uns Lienzingern für das Angebot von HELLO Lomersheim, bei der Aktion dabei zu sein, das Basissystem nutzen zu können sowie die hervorragende Zusammenarbeit mit Henle und seinem Team während der Projektarbeit. Die Zusammenarbeit mit HELLO Lomersheim soll keine Eintagesfliege bleiben. Der Seniorenclub will weiter den Kontakt halten und überlegen, in welcher Form eine Zusammenarbeit künftig möglich ist.  Im Gespräch ist, dass Seniorenclub und Herzenssache das gemeinsam in Angriff nehmen, wenn von der Pandemielage her wieder Möglichkeiten dazu bestehen.

Die Sache mit Herzenssache

Schön und belebend finde ich an Herzenssache, dass wir seit drei Jahren damit ein Forum aus unserem schönen Dorf haben, auf dem Dinge wachsen. Eine Ideen-Werkstatt. Einer - Günter Poetsch - entdeckt, dass wir zu wenig Jugend in der Runde haben, entwickelt eine seiner vielen Ideen, fand mit der Schulleiterin eine Mitstreiterin und belebt Lienzingen seitdem mit einem KidsClub, sorry: dem! KidsClub, dem Einzigartigen.

Ein anderer - Roland Straub - macht den für ihn mit Jugenderinnerungen gespickten Bierkeller zu einem zentralen Projekt, lebt dafür, gründet mit Unterstützung von Leuten aus der Herzenssache den Bierkeller- und Kulturverein e.V., konzentriert sich ausschließlich darauf, manche von Herzenssache machen auch dort mit, aber der Initiator findet etliche Mitstreiter, die mit Herzenssache nichts am Hut haben – aber die ohne diesen Verein sich wohl nicht für die Bewahrung der Brauereigeschichte Lienzingens so engagieren würden.  

Da fanden sich um einen Kern Menschen aus dem Flecken, die Auf Lienzinger Wegen vielfältig und nach Bedarf unterwegs sind. Eine Wanderkarte mit drei Touren. Ähnliches beim Flyer  Wir in Lienzingen – nicht immer sind es dieselben Personen, aber alle, die hier oder dort mitmachen und zeigen wollen, wie schön und lebenswert ihr Lienzingen ist. Sozusagen Bekenntnis zur Heimat als die alles umfassende Klammer.

Markierung der Lienzinger Wege mit dem Ortswappen

Dazu zählt ganz besonders auch der Wiesenpark bei der Frauenkirche, lange vorbereitet, braucht er etwas mehr Zeit zum Wachsen, doch jetzt ist die Fläche auf der Wiese eingemessen. Sie legen los. Ruhebänke, bunter Weihnachtsbaum, Lienzingen wird bunter – Blumen auf einer geistigen Dorfwiese, von jemandem gepflanzt (Idee) und gewachsen zu einem Blumenteppich (Mitmachende). Und jetzt die superschnell umgesetzte Impfaktion, eine Herzenssache für die Lienzinger Ü80.

Herzenssache - ein loser Verbund, vor drei Jahren entstanden aus den Zukunftswerkstätten der Stadt Mühlacker. Lienzingen als einer der Hochburgen des bürgerschaftliches Engagements. Herzenssache - ganz ohne Verein, ohne Konto, ohne Vorstände, ohne Beiträge, ohne Satzung. Unstrukturiert und doch ganz schön mit gewachsenen Strukturen. Reiner  Nährboden.

Ein loser Klub, hölzern genannt Lienzinger Arbeitskreis, offen für alle, die immer dabei sind oder nur gelegentlich, je nach Lust und Laune. Ich weiß, juristische Absicherung, Kasse und so schaffen

Ersatz für das wegen Corona erstmals 2020 ausgefallene Maibaumstellen des Männergesangverein: Herzenssache startet die Aktion Lierzingen wird bunter

Sicherheit. Aber brauchen wir einen solchen Apparat? Nein, wir nehmen durch Formales der Herzenssache ein Stück ihrer Eigenheit, Einzigartigkeit und Unbefangenheit. Verordnen wir einem losen Forum für Ideen zur Entwicklung unseres Ortes – so starteten wir seinerzeit -  nicht ein Korsett aus Fristen, Paragrafen…

Mit dem Faktor Zufälligkeit

Nur so ein paar Gedanken: Vielleicht bin ich in der Tiefe meines Herzens ein kleiner Anarchist. Oder es ist die persönliche Freude an Unstrukturiertem mit dem Faktor Zufälligkeit. Jedenfalls ein Projekt zum Mitmachen - keine Konkurrenz zu Vereinen, sondern Gemeinschaft für unser Etterdorf.

 

 

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