Langjähriger Streit um Einbau von Wasseruhren spitzte sich zur Lienzinger Glaubensfrage zu

Der einstige Wasserhochbehälter der Gemeinde Lienzingen auf dem Spottenberg, Anwesen Münch. 1975 stillgelegt (Foto: G. Bächle, 2020)

Am Ende stand es 2:1 für Richard Allmendinger. Der Lienzinger Bürgermeister setzte sich in einem jahrelangen Kampf um die Sicherung der Trinkwasserversorgung des Ortes zweimal durch: Die Gemeinde kaufte sich bei der Fernwasserversorgung ein und sie baute im Wannenwald einen neuen Hochbehälter, doch bis über das Ende seiner Amtszeit hinaus bezahlten die Einwohner das Wasser nach Pauschalen und nicht nach Verbrauch. Nach der zum Juli 1975 erfolgten zwangsweisen Eingemeindung nach Mühlacker bereiteten die nun zuständigen Stadtwerke dem überholten Tarifwerk ein Ende, zumal im heißen Sommer 1976 fast das fließende Nass ausging. Das kommunale Unternehmen baute nun Wasserzähler ein, für die Allmendinger hartnäckig seit Jahren geworben hatte – doch bis zuletzt hatte ihm die Mehrheit im Ortsparlament in diesem Punkt die Gefolgschaft verweigert.


Lienzinger Geschichte(n) drehen sich heute um die kommunalpolitische Wasserschlacht, die den Gemeinderat und die Leut' zeitweise in Atem hielt. Wasseruhren, Wasserhochbehälter, Wasserzins, Wasserversorgung - alles Trinkwasser. In den Protokollbüchern der selbstständigen Gemeinde Lienzingen geblättert.


Noch von der selbstständigen Gemeinde Lienzingen gebaut: Wasserhochbehälter im Wannenwald

Was heutzutage nicht mehr so präsent ist: Die zweite Hälfte der Amtszeit des letzten Lienzinger Schultes stand stark unter seinem Einsatz für eine zukunftsträchtige Versorgung der Einwohner mit Frischwasser. In der Sitzung vom 26. April 1963 forderte der Bürgermeister erstmals den Bau eines neuen Wasserhochbehälters. Der seinerzeitige, auf 280 Meter über Meereshöhe im rückwärtigen Bereich des Anwesens Münch auf dem Spottenberg vorhandene Hochbehälter war mit 150 Kubikmeter Volumen zu klein, lag zudem um 25 bis 30 Meter zu tief, wie Allmendinger im Gemeinderat sagte.

Die Beratungsgesellschaft Vedewa schlug als neuen Standort das Schmidgall’sche Grundstück unterhalb des mittleren Weinbergwegs, alternativ einen Platz unterhalb der alten Burg auf Markung Schützingen vor, jeweils 310 Meter hoch. Die Variante in den Weinbergen würde 280.000 Mark kosten, die an der alten Burg 220.000 Mark. Der Haus-und-Hof-Ingenieur der Gemeinde, Bernhard Erlenmaier aus Enzberg, ergänzte mit dem Hinweis, bei beiden Standorten lasse sich ein Druck von sechs Atü erreichen. Das 1916 gebaute Rohrnetz im Ort halte einen stärkeren Druck eh nicht aus, weshalb mit zahlreichen Rohrbrüchen zu rechnen sei, steht im Ratsprotokoll (Stadtarchiv Mühlacker=STAM, Li B 326, S. 204 f).

Parallel dazu machte Allmendinger klar, dass vor dem Bau eines neuen Hochbehälters der seit 1960 unveränderte Wasserzins angehoben werden müsse, wobei er gleich dafür plädierte, Wasserzähler einzubauen. Nicht mehr nach der Kopfzahl eines Haushaltes pauschal abzurechnen, sondern nach dem Verbrauch sei gerechter. Erstmals am 16. August 1963 vorgetragen, wiederholte dies Allmendinger gebetsmühlenartig. In der Ratssitzung am 31. Januar 1964 listete er den steigenden Wasserverbrauch auf, der sich seit 1914 verdoppelt habe. Dieser Entwicklung könne nur durch den Einbau von Wasserzählern Einhalt geboten werden – eine Argumentation, der insbesondere Ratsmitglied Emil Hafner widersprach. Letztlich votierte der Rat doch fast einstimmig für einen höheren Wasserzins, allerdings weiterhin als Pauschale. Zwischen sechs Mark jährlich für eine Person ohne eigenen Haushalt und 28 Mark für einen Haushalt mit fünf und mehr Personen (STAM, Li B 326, S. 221 f und S. 246 f). Heftig umstritten war eine erneute Anhebung in der Ratssitzung am 1. April 1971 von umgerechnet 60 auf 80 Pfennig je Kubikmeter. Das Ergebnis: sechs Bürgervertreter dafür, vier dagegen. Wieder blieb es bei Kopf-Pauschalen (STAM, Li B 328, S. 84).

Das Brunnenhaus Spindelgasse 16 über der Wette-Quelle
Einweihung des neuen Hochbehälters der Gemeinde Lienzingen im Trinkwald (März 1975). Bürgermeister Richard Allmendinger legte als Zeichen der Inbetriebnahme den Schalter um. (Foto: Alfred Hannig)

Noch komplexer gestaltete sich die Trinkwasser-Debatte, weil klar war, dass das Wasser aus der Quelle der Pumpstation in der Wette zu hart und von der Menge her auf Dauer zu gering war. Also suchte die Gemeinde nach einer neuen, ergiebigeren Quelle. Aber davon wiederum war der Standort des neuen Wasserhochbehälters abhängig. Das Geologische Landesamt sollte eingeschaltet werden, was am 7. August 1964 auch beschlossen wurde. Doch just in dieser Sitzung brach der Konflikt auf: Lienzingen habe genügend Wasser, so dass nicht nach neuen Quellen gebohrt, jedoch der vorhandene Hochbehälter erweitert werden müsse (Gemeinderat Erwin Schmollinger). Allmendinger wiederum verwies auf den mangelhaften Wasserdruck (STAM, Li B 326, S. 263 und S. 279 f).

Eine Gesetzesänderung ließ am 14. Oktober 1966 den Streit um Pauschalen wieder aufflackern, denn nun reichte kein einfacher Beschluss des Gemeinderats zur Festsetzung des Wasserzinses mehr, sondern es bedurfte einer Satzung. Der Schultes warb vorsichtig dafür, gleichzeitig Wasseruhren einzubauen, und zwar generell und nicht nur auf Wunsch einzelner, bezeichnete den Pauschaltarif erneut als problematisch. Ein Vergleich zeigte, dass Lienzingen das preisgünstigste Wasser weit und breit liefere und daran wolle das Gremium nichts ändern, schrieb er ins Protokoll. Lieber verzichteten die Räte auf einen Staatsbeitrag für die Erneuerung von Versorgungsleitungen 1964. Stattdessen finanzierten sie die angefallenen Ausgaben von 110.000 Mark aus dem Ertrag des Waldverkaufs im Heidenwäldle an die Stadt Mühlacker. Dem Schultes passte der Kurs der Ratsmehrheit nicht. Daran ließ er keine Zweifel. Der tägliche Wasserverbrauch pro Einwohner steige immer mehr, der Wasservorrat sei nicht unerschöpflich, der Ort könne in heißen Zeiten rasch auf dem Trockenen sitzen. Aber sein erneuter Appell fruchtete wieder nicht. Das Ortsparlament stimmte der Satzung zu, hielt aber als generelle Linie an den Pauschalen fest (STAM, Li B 327, S. 113 f).

Wasserhochbehälter im Wannenwald, von der Gemeinde Lienzingen gebaut, ging 1975 in Betrieb

Einen erneuten Anlauf wagte Allmendinger mit ausführlichen Berichten in den Ortsnachrichten vom 25. und 30. Juli 1969 und in der Sitzung vom 1. August 1969. Da fuhr der Schultes schwere Geschütze auf. Das Wasserwerk sei unterfinanziert, habe keine Reserven, werde seit Jahren aus dem ordentlichen Haushalt der Gemeinde sowie Erlösen aus dem Holzverkauf subventioniert, seit 1948 mit 136.638 Mark. Die Nachbargemeinde Schmie habe Wasserzähler eingebaut und nehme mit halb so viel Einwohnern wie Lienzingen 15.000 Mark ein, Lienzingen dagegen im Vergleich nur 19.000 Mark. In der anschließenden lebhaften Debatte, an der sich auch Zuhörer beteiligen durften, beantragten Fritz Geißler und Emil Hafner, eine Bürgerversammlung entscheiden zu lassen. Letztlich vertagte das Gremium den Beschluss mit sechs gegen vier Stimmen (STAM, Li B 327, S. 287 f). Selbst Allmendingers Versuch, wenigstens im geplanten Wohn- und Gewerbegebiet Gaiern-Neuwiesen gleich Wasserzähler einbauen zu lassen, scheiterte in der Sitzung am 14. März 1972. Der Schultes protokollierte seine Befürchtung. Unter Umständen komme auf die Gemeinde eine Wasserknappheit zu bei unkontrollierbarem Verbrauch. Das Gremium stellte die Entscheidung zurück, sie kam auch nie mehr auf die Tagesordnung. Der Streit um die Wasseruhren war längst zur Lienzinger Glaubensfrage geworden (STAM, Li B 328, S. 150).

Erstmals am 1. März 1968 tauchte ein weiteres Thema auf, das gleich wieder strittig war: Bezugsrechte bei der Fernwasserversorgung Rheintal mit Sitz in Sinsheim, die später in der Bodensee-Wasserversorgung aufging. Nichts da, so der Rat, Lienzingen habe noch weitere Wasservorkommen, die noch nicht erschlossen seien. Die Verweigerung ging sogar soweit, dass der Gemeinderat am 17. Januar 1969 unverbindliche Verhandlungen ebenso ablehnte wie die Teilnahme eines Vertreters der Fernwasserversorgung an einer Ratssitzung. Nur Eugen Benzenhöfer und Wilhelm Tochtermann unterstützten den Antrag von Allmendinger. Doch das letzte Kapitel war noch nicht geschrieben.

1973 vergebliche Suche nach brauchbarer Wasserquelle: die Dauerwiesen, am Oberlauf der Schmie

Einen Durchbruch gab es jedoch nach zweijährigem Ringen am 23. Oktober 1970. In namentlicher Abstimmung entschieden sich nach hitziger Debatte die Gemeinderäte Eugen Benzenhöfer, Viktor Geiger, Eberhard Pfullinger, Erwin Roos, Albert Straub sowie Wilhelm Tochtermann und der Bürgermeister für den Kauf von drei Liter pro Sekunde Bezugsanwartschaft für 24.000 Mark. In der Minderheit blieben vier Gemeinderäte: Albert Bäzner, Fritz Geißler, Werner Metzger und Hermann Schäfer. Ein knapper, aber entscheidender Sieg für den Verwaltungschef. Gleichzeitig votierten alle für Probebohrungen im Scherbental. Das neue Motto hieß: Auf zwei Beinen stehen. Nachgeholfen hatte sicherlich die Mitteilung der Vedewa, die zwei Pumpen in der Wette-Station seien auszutauschen, eine davon stammte aus dem Jahr 1937. Notwendig sei zudem eine Chlordesinfektionsanlage. Gesamtkosten: 20.000 Mark. Der Gemeinderat genehmigte am 30. November 1970 die Erneuerung des Pumpwerks in der Wette, stockte nach dem Scheitern der Quellensuche im Scherbental die Anwartschaft bei der Fernwasserversorgung im zwei Sekundenliter auf. Die nun insgesamt beschlossenen fünf Liter pro Sekunde kosteten Lienzingen rund 8000 Mark jährlich (STAM, Li B 328, S. 53 f und 62 f).

Zapfstelle für Quellwasser an der Wette unter anderem zur Weinbergbewässerung

Lienzingen habe noch Wasser für 50 Jahre, prophezeite Ratsmitglied Emil Hafner – und täuschte sich. Dagegen forderte Allmendinger in derselben Sitzung am 16. August 1968, auch zur Sicherstellung des erforderlichen Feuerschutzes keine der notwendigen Maßnahmen zu scheuen. Die Verwendung des Wassers aus der Quelle in der Wette sei 1913 vom Königlich-Württembergischen Medizinalkollegium in Stuttgart trotz eines Härtegrades von 31,47 und erheblichen Gipsgehaltes lediglich aus Mangel von Alternativen und weil nur Landwirtschaft im Ort betrieben worden sei, genehmigt worden, wiederholte der Bürgermeister immer wieder. Letztlich stellte die Kommune die Ausweisung eines Wasserschutzgebietes für die Wette-Quelle wegen der gleichzeitigen Suche nach Ersatz zurück (STAM, Li B 327, S. 202, 229 f und S. 253).

Die Hoffnung auf Wasserreserven auf der Markung, um den Wasserbezug aus der Wette-Quelle ersetzen oder zumindest ergänzen zu können, erwies sich als Trugschluss. Viermal ließ die Gemeinde von 1968 bis 1973 nach Wasser bohren, viermal erfolglos:

1. Das Wasser im Stöcklesbrunnen - eine immer noch vorhandene Quelle im Vorland der Weinberge - hatte nur einen Härtegrad von 20,4, sei damit geradezu hervorragend, lobte der Bürgermeister vor dem Rat am 16. August 1968 (STAM, Li B 327, S. 229). Im Jahr 1968 vorgenommene Untersuchungen ergaben allerdings den Nachweis von Kolibakterien als Zeichen fäkaler Verunreinigungen und erhöhter Keimzahl. Es war als Trinkwasser also nicht zu verwenden.

2. Ein Flop: die Bohrung bis zu einer Tiefe von 19,5 Metern im Scherbental. Ergebnis: 96,0 Härtegrade, dreieinhalb Liter pro Sekunde. Als Trinkwasser unbrauchbar, so das Fazit des Vertreters der Vedewa in der Gemeinderatssitzung am 30. November 1970 (STAM, Li B 328, S. 62 f).

3. Im Illinger Tal: wieder nichts. Bis zu 18 Meter tief gebohrt mit einem ernüchternden Resultat – geringe Schüttung bei 53,7 Härtegraden (Gemeinderatssitzung am 3. Februar 1971, STAM, Li B 328, S. 76).

4. Letzter Versuch 1973: Trinkwasserbohrung in den Dauerwiesen, unterhalb von Schmie im Tal des gleichnamigen Baches, in der Nähe der Siedlung Kreuz, linksseitig des Baches. Doch in der Gemeinderatssitzung am 7. Dezember 1973 musste der Bürgermeister einen Misserfolg melden. Hinsichtlich Schüttung und Qualität sei die Bohrung negativ verlaufen. Bei einer Tiefe von 15 Metern werde bei einem Härtegrad von etwa 45 nur 1,6 Liter pro Sekunde geschüttet. Der Pumpversuch sei daraufhin eingestellt worden. Neue Bohrungen werde es nicht geben, sagte Allmendinger.

In Lienzingen herrscht keine Wassernot, steht im Steckbrief, den die Gemeinde in der Anhörung zum Gesetzentwurf zur kommunalen Gebietsreform 1973 nach Stuttgart schickte, um zu belegen, dass Lienzingen die entscheidenden Voraussetzungen für eine weitere Selbstständigkeit besaß. In der Stellungnahme, die der Gemeinderat einstimmig verabschiedete, heißt es, die Trinkwasserversorgung des 1740 Einwohner zählenden Ortes sei gesichert durch eine Quellschüttung mit 12 Litern pro Sekunde und Bezugsrechten bei der Rheintalwasserversorgung mit fünf Litern pro Sekunde (STAM, Li B 328, S. 271).

Mit dem Bau des Wasserhochbehälters in der Endphase der Unabhängigkeit erfolgte auch der Bezug von Bodenseewasser von 1976 an, aber da war Lienzingen schon Stadtteil von Mühlacker. Zuständig waren nun die Stadtwerke und die konnten damit einen ersten Erfolg melden: Das Lienzinger Wasser war jetzt durch die Mischung mit dem Fernwasser deutlich weicher, der Härtegrad fiel von 32 auf 10 Grad (Dussel, Konrad: Lienzingen, altes Haufendorf, moderne Gemeinde, 2016. Verlag Regionalkultur, S. 165). Eigenwasser ist aber - mit dieser Erkenntnis taten sich manche Ratsmitglieder schwer - nicht per se eine gute, da lokale Sache. Denn immer einmal wieder gab es Beanstandungen wegen Coli-Keimen. Ein Beispiel, das sich wiederholte: In der Ratssitzung vom 2. November 1950 berichtete Bürgermeister Allmendinger, eine bakteriologische Untersuchung an der Quelle in der Pumpstation habe ergeben, dass das Wasser Coli-Keime enthalte, verursacht durch tierische oder menschliche Ausscheidungen. Das Wasser müsse unbedingt vorher abgekocht werden (STAM, Li B 324, S. 42).

Allmendingers letzte große Tat: der Wasserhochbehälter

Die wachsende Gemeinde hätte gerne neben der Quelle in der Wette, am südlichen Ende der Spindelgasse, aus einem zweiten Brunnen eigenes Wasser ins Netz eingespeist, auch um dauerhaft völlig autark zu sein. Solange sich keine neue Quelle erschließen lasse, müsse man auf den Brunnen in der Wette zurückgreifen, der mit 12 Litern auf die Sekunde sehr ergiebig sei. Der Landesgeologe empfahl als neue Variante laut Bürgermeister, den Zulauf der jetzigen Quellfassung zu ermitteln, damit dieses Wasser an einer dem Ort entfernteren Stelle gefasst werden könne. Unterdessen gehe der Bau der Druck- und Fallleitung zum künftigen Hochbehälter im Wannenwald weiter. Die Arbeiten am Hochbehälter würden demnächst ausgeschrieben, er hoffe auf ein günstiges Ergebnis, sagte Allmendinger vor dem Gemeinderat.

Der Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 1000 Kubikmetern ging im Frühjahr 1975 in Betrieb - es war für Allmendinger seine letzte Einweihung als Bürgermeister.  Die Stadtwerke stellten für Lienzingen später auf alleinigen Bezug von Wasser aus dem Bodensee um. Die Quelle sprudelt weiter, ihr Wasser wird in der warmen Jahreszeit bei Bedarf in Tanks abgefüllt und zum Bewässern der Rebstöcke in den Weinberg gekarrt. Die Stadtwerke verlangen ein Entgelt für jeden Kubikmeter echt Lienzinger Wasser. Übrigens: die Quelle mit der Adresse Spindelgasse 16 hat ein Einzugsgebiet von gut elf Quadratkilometern  (STAM, Li B 328, S. 266).

* Quelle regelmäßig beprobt und instandgehalten

Heutzutage schüttet die Quelle in der Wette -  den Angaben der Stadtwerke Mühlacker, Frederik Trockel, vom 8. April 2020 zufolge auf Anfrage des Autors  - je nach Witterung ein bis zwei Liter in  der Sekunde. Das Wasser wird in einem Becken zunächst gesammelt. An dieses Vorratsbecken ist die Wasserentnahme-Möglichkeit für die GbR Wasserentnahme Lienzingen, welche das Wasser für Gießzwecke verwendet, angeschlossen. Nicht genutztes Wasser fließt in einen Überlauf, welcher den Schmiebach speist.  Die Quelle Wette wird von den Stadtwerken für eine etwaige Notwasserversorgung/Katastrophenfall vorgehalten, regelmäßig beprobt und instandgehalten. Über den Einbau eines Passstückes kann Wasser über eine Druckleitung zum Hochbehälter Wannenwald gepumpt werden. Allerdings ist die Schüttung von 1-2 l/s nicht ausreichend, um den Wasserbedarf von Lienzingen zu 100 Prozent zu decken.

Hier noch Prosa der Stadtwerke zum Übergang der Wasserversorgung 1975 von der selbstständigen Gemeinde Lienzingen auf die Stadtwerke Mühlacker:

Der Stadtteil im Schmiebachtal war 1975 die letzte ehedem selbstständige Gemeinde, die in die Stadt Mühlacker eingegliedert wurde. Auf die Stadtwerke Mühlacker kam seinerzeit die Aufgabe zu, die Lienzinger von einer „sachlichen Notwendigkeit“ zu überzeugen, wie es in einem Rundbrief damals hieß: In den Häusern mussten Wasseruhren eingebaut werden. Zuvor bezahlten die Lienzinger ihren Wasserverbrauch nämlich nach einer Pro-Kopf-Pauschale, was sicher nicht immer ganz gerecht gewesen sein mag. Familien mit hohem Verbrauch zahlten demnach auch nicht mehr, als jene, die das kostbare Nass nur spärlich fließen ließen.

Zuvor hatte Lienzingen sein Wasser aus der Quelle im Gewann „Wette“, fast im Schatten der Kirchenburg bezogen. Diese erste Wasserversorgung mit Pumpwerk wurde vor rund 100 Jahren aufgebaut. Der erforderliche erste Hochbehälter befand sich auf dem Spottenberg. Sechs, sieben Jahrzehnte später zeichnete sich dann aber ab, dass diese Anlagen für die Versorgung neuer Baugebiete längerfristig nicht mehr ausreichen wird.

Dazu kam, dass im Sommer 1975 der Wasserverbrauch in Lienzingen mehrmals größer war, als in der Quelle gefördert wurde. Erst der Anschluss des Wannenwald-Hochbehälters mit seinen rund 1000 Kubikmeter Fassungsvermögen an die Bodenseewasserversorgung brachte auf Dauer Versorgungssicherheit im Stadtteil. Immerhin liegt der Lienzinger Wasserverbrauch heute mit etwa 250 bis 280 Kubikmeter am Tag um etwa ein Drittel höher als noch vor knapp 30 Jahren. Obwohl Lienzingen aus technischen Gründen der einzige Stadtteil ist, dessen Leitungsnetz nicht mit dem Wasserturm in Mühlacker in Verbindung steht, wäre bei einem Ausfall des Fernwasserbezugs die Eigenwasserversorgung jederzeit gewährleistet.

Im Nachhinein können sich die Befürworter des Einbaus von Wasseruhren bestätigt fühlen: Der Ortsteil Lienzingen liegt mit 108 Litern 2019 unter dem bundesweiten Durchschnitt von 125 Liter pro Einwohner und Jahr. In der Zeit der Pauschalen je Kopf 239 Liter 1964.

Eine Zäsuir für Lienzingen im Juli 1976, noch forciert von Lienzingens letztem Bürgermeister, Richard Allmendinger

 

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