Die Präsidentin zum Herrenwaag-Terminplan: Bauphase der neuen Enz-Brücke wird zeitlich so kurz wie möglich gehalten

Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder: Ihre Anregung zur Kommunikation bzw. Bürgerinformation zur anstehenden Baumaßnahme nehme ich daher gerne auf. Meine Fachabteilung beabsichtigt in der zweiten Januarhälfte eine der Corona-Situation angepasste Veranstaltungsform durchzuführen.

Elektronische Post aus Karlsruhe legte sich zwei Tage vor Heiligabend in meinem Mail-Eingang ab. Ein Weihnachtsgeschenk? Die Antwort von Regierungspräsidentin Sylvia Felder zur geplanten neuen Herrenwaagbrücke in Mühlacker-Dürrmenz lässt hoffen, dass die damit verbundenen Belastungen für Autofahrer doch nicht so ganz heftig ausfallen werden wie befürchtet: In drei Mails an die Behördenchefin packte ich für die CDU-Fraktion im Gemeinderat Anregungen aus der Bürgerschaft zum vorgesehenen Ablauf der Baustelle, die auch aufgearbeitet wurden. Die Arbeiten sind vergeben, sollen im März oder April 2021 starten. Der Unmut der Betroffenen, monatelang für die relativ kurze Tour von und nach Mühlacker über Lomersheim und Pinache gondeln zu müssen, ist in Gesprächen und Briefen zu spüren.

Zudem war bisher eine durchgängige Kommunikationsstrategie des in Karlsruhe in Schloss-Nähe residierenden Präsidiums nicht zu entdecken gewesen, auch wenn die Planung auf der Internetseite des RP steht und zwar mit elektronischer Anlaufadresse. Kommunikation und ernsthafte Prüfung von alternativen Vorschlägen gehöre nicht zu den starken Seiten der Planer. Dieser Eindruck festigten in Mühlacker etwa Leserbriefschreibern. Doch Felder kündigte in ihrer Antwort an, nachzubessern. Als frühere Landtagsabgeordnete sowie Kreis- und Stadträte weiß sie, wie nahe am Volk Kommunalpolitik arbeitet.

Nein zu einem RP-Bashing, Ja zu einer konstruktiven Diskussion. Denn wir haben ein starkes Interesse daran, dass die erneut 2014 als marode eingestufte Brücke ersetzt und damit auch ein Engpass entschärft wird, wenn die Enz Hochwasser führt. In einer fast unendlichen Geschichte soll nun der Schlusspunkt gesetzt werden. Vor allem an Weihnachten 1993 litten die Dürrmenzer durch Überschwemmungen darunter. Deshalb plädiere ich dafür, die Terminpläne einzuhalten. Denn endlich ist das Projekt finanziert. Jahrelang gab es Ankündigungen, für die wir uns nichts kaufen konnten. Immerhin liefen die Planungen weiter, sie waren in öffentlichen Sitzungen des zuständigen Gemeinderatsausschusses jeweils vorgestellt und im Großen und Ganzen abgesegnet worden. Und die Konkurrenz ist groß.

Technische Details der jetzigen, im Jahr 1946 eingeweihten Brücke: ein dreistegiger gevouteter Plattenbalken über drei Felder, 55 Meter lang und 8,30 Meter breit. Nebenbei: Diese Daten finden sich sich auf einer eigenen Web-Seite über alle Brücken, die über die Enz gespannt sind. 42 zwischen Neuenbürg und Besigheim sind gelistet. Darunter jene bei Vaihingen im Zuge der B10, die nach Jahren der Bauzeit - zuerst ein Provisorium, dann der jetzige neue Übergang für etwa siebeneinhalb Millionen Euro - vor Weihnachten freigegeben wurde. Wer sich erinnern mag: Die alte Brücke war 2014 wegen akuten Sanierungsbedarfs aus Sicherheitgründen von einem Tag auf den anderen halbseitig gesperrt wurde. Das Land hatte die Sanierung immer wieder verschoben. Die Zeche bezahlten die Autofahrer. Mich hatte es auch erwischt, denn mein Arbeitsplatz war in Ludwigsburg. Die Sperrung kam Knall auf Fall, da konnten vorher keine passablen Umleitungsstrecken ausgetüfelt werden. Ganz anders jetzt bei der Herrenwaagbrücke.

Im Oktober 2010 gaben Fachleute des Landes Baden-Württemberg für den Straßenbau der Herrenwaagbrücke nur noch die Note 3,3. Dieser Enzübergang in Dürrmenz, Teil der Landesstraße 1134, war auf dem Prüfstand. Dabei zeigten sich erhebliche Mängel, die mittelfristig einen Ersatzbau notwendig machen. Das ließ sich einem Schreiben der baden-württembergischen Umwelt- und Verkehrsministerin Tanja Gönner an den seinerzeitigen Enzkreis-Vertreter, Winfried Scheuermann, entnehmen. Wir hofften auf einen neuen Überweg schon für die Zeit vor der Gartenschau 2015. Doch die Rechnung ging nicht auf.

Aber jetzt wird es ernst. Das Erreichte darf nicht verspielt werden. Zentraler Punkt des jetzigen Briefwechsels zwischen der Regierungspräsidentin und mir: Die Vollsperrung des Enz-Übergangs entweder zu vermeiden oder zumindest zeitlich zu reduzieren. Bisher war von 4,5 bis 6 Monaten Trennung zwischen Dürrmenz und Mühlacker die Rede. Felder nahm Anregungen auf, stellte differenziert diese Baumaßnahme und das Bemühen dar, die Zeit der durch eine Vollsperrung des Enz-Übergangs notwendigen Umleitung zu minimieren. Gleichzeitig griff sie den Vorschlag der Fraktion für eine Bürgerinformation im Januar 2021 auf.

Hier die durchaus inhaltsschwere Nachricht aus Karlsruhe im Originaltext:

 

Herrenwaagbrücke im Jahr der Gartenschau Enzgärten 2015

Sehr geehrter Herr Fraktionsvorsitzender,

für Ihre E-Mails vom 10. und vom 29. November 2020 sowie vom 21. Dezember 2020, in denen Sie sich für Verbesserungen der Erreichbarkeit von Dürrmenz während der erforderlichen Vollsperrung der L 1134 einsetzen, danke ich ihnen. Der interne Abstimmungsbedarf in unserem Haus hat leider mehr Zeit in Anspruch genommen, als dies gewöhnlich der Fall ist. Die eingetretenen Verzögerungen bitte ich zu. entschuldigen. In der Sache kann ich Ihnen indes Folgendes mitteilen: Eine Behelfsbrücke für Fußgänger wurde bisher noch nicht diskutiert, wohl auch deshalb, weil es mit dem Waldensersteg bereits eine fußläufige Verbindung von Dürrmenz über die Enz auf das ehemalige Landesgartenschaugelände und somit direkt in das Zentrum von Mühlacker gibt. Außerdem werden beim Bau der Herrenwaagbrücke die Fußwegbeziehungen im Baustellenbereich weitestgehend aufrechterhalten. Das Baureferat wird mit der Stadt Mühlacker über die Möglichkeit beraten, auf dem ehemaligen Gartenschaugelände zusätzliche Parkplätze anzulegen. Die Stadt hat das Thema bereits aufgegriffen.

In mehreren Verkehrsgesprächsterminen mit der Stadt Mühlacker, der Polizei und dem Landratsamt wurden die Belange der Rettungsdienste angesprochen. Mit der Stadt konnte in Abstimmung mit dem Ordnungsamt und dem Rettungszug vereinbart werden, dass der Waldensersteg als Rettungszufahrt benutzt werden kann.

Die Abstimmung zum Busverkehr konnte bislang pandemiebedingt noch nicht erfolgen. Der ursprünglich für den 9. Dezember vorgesehene Termin musste verschoben werden und wird Anfang 2021 nachgeholt. Hier wird dann abschließend geklärt, wie die Busunternehmen die Linien versorgen werden. Ihre Anregungen werden wir hierbei berücksichtigen. Bis Ende des Jahres 2021 werden die Buslinien jedoch nicht von der Vollsperrung betroffen sein.

Der Bau der neuen Herrenwaagbrücke, die Herstellung der beiden Kreisverkehrsplätze, die Anpassungsarbeiten sowie die Erneuerung der Fahrbahndecke in der Enzstraße und der Straße „Herrenwaag“ erfolgt in mehreren Bauphasen. Wie von uns zugesagt, steht dabei während der gesamten Bauzeit immer ein Brückenbauwerk zur Querung der Enz zur Verfügung. Der gesamte Neubau der Brücke erfolgt neben dem Verkehrsraum mit nur geringen Einschränkungen in Form einer halbseitigen Sperrung der L 1134 und Verkehrsregelung mittels Lichtsignalanlage für den Verkehrsteilnehmer. Erst in den folgenden Bauphasen werden einzelne Zuwegungen zur bestehenden Brücke zurückgebaut und erneuert.

Währenddessen ist die alte Brücke bis zur Mitnutzung der neuen Brücke aber durchweg offen, jedoch sind einzelne Bereiche wie beispielsweise der Marktplatz oder später die Enzstraße nicht befahrbar. Erst während des Anschlusses der alten Fahrbahn an die neuen Kreisverkehrsplätze wird die Nutzung der alten Brücke nicht mehr möglich sein und der Verkehr über die neue Brücke geführt.

Außerdem wird in der Bauphase des Neubaus des östlich gelegenen Kreisverkehrs in der Enzstraße parallel die Fahrbahndecke saniert. Durch Optimierungen im Bauablauf wird nun nur in dieser dreimonatigen Bauphase eine komplette Einschränkung in Bezug auf die Verbindung zwischen Mühlacker und Dürrmenz mit entsprechender Umleitung über Lomersheim bestehen. Die Einschränkungen sind sicher für die Verkehrsteilnehmer nicht unerheblich. Diese Bauphase wird zeitlich jedoch so kurz wie möglich gehalten werden, um die Einschränkungen bezüglich der Verbindung zwischen Mühlacker und Dürrmenz zu minimieren.

Ebenso soll eine Fahrbahndeckensanierung parallel zum Anschlussbereich des westlich gelegenen Kreisverkehrsplatzes in der Herrenwaagstraße erfolgen.

Ziel bei der Planung der einzelnen Bauphasen war, die Einschränkungen für den Verkehrsteilnehmer so gering wie möglich zu halten und die Nutzbarkeit entweder der alten oder der neuen Brücke soweit als möglich zu gewährleisten.

Die Verbindung zwischen Mühlacker und Dürrmenz kann somit durch die Nutzung eines der beiden Bauwerke bis auf eine zeitliche Dauer von ca. drei Monaten sichergestellt werden.

Ich möchte an dieser Stelle auch noch einmal betonen, dass wir den sachlichen und konstruktiven Austausch mit Ihnen schätzen und wir selbstverständlich Anregungen und Fragen offen gegenüberstehen.

Ihre Anregung zur Kommunikation bzw. Bürgerinformation zur anstehenden Baumaßnahme nehme ich daher gerne auf. Meine Fachabteilung beabsichtigt in der zweiten Januarhälfte eine der Corona-Situation angepasste Veranstaltungsform durchzuführen.

Im Hinblick auf Ihre Nachfrage bezüglich der bei meinem Kreisbesuch angesprochenen Option von regelmäßigen Verkehrskonferenzen, in der im Bau und in der Planung befindliche Verkehrsprojekte im Landkreis besprochen werden, kann ich Ihnen mitteilen, dass bislang die Landkreise auf uns zugekommen sind, wenn sie Verkehrskonferenzen im Jahres- oder Zweijahres-Rhythmus durchführen wollten. Selbstverständlich stehen wir auch vorliegend für eine Teilnahme an einer Verkehrskonferenz zur Verfügung. Unabhängig hiervon finden aber natürlich bei jeglichen Projekten stets Abstimmungen mit den zuständigen Behörden statt, so wie auch hier bei der Herrenwaagbrücke u.a. die Stadt Mühlacker und das Landratsamt Enzkreis eingebunden waren.

Wir bitten um Verständnis für die verspätete Antwort, hoffen aber zugleich, Ihrem Anliegen mit den vorliegenden Ausführungen hinreichend Rechnung getragen zu haben.

Die berechtigten Interessen der Dürrmenzer Bevölkerung werden wir selbstverständlich auch weiterhin soweit wie möglich berücksichtigen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre

Sylvia M. Felder

Antwort_Felder_Herrenwaagbruecke.pdf

 

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