Rot!!! Was verordnet der Landkreis? Das sagt morgen der Landrat

Rot! Risikogebiet Pforzheim und Enzkreis. Sowohl gemeinsam als auch jeweils für sich haben am Mittwoch der Stadt- und Landkreis den Schwellenwert von 50 Neuinfizierten je 100.000 Einwohnern in sieben Tagen übersprungen. Wie reagiert das Landratsamt darauf? Das erfährt die Öffentlichkeit morgen Nachmittag (Freitag, 23.10.2020) vom Landrat und Oberbürgermeister bei einer Pressekonferenz.

Die Zahl der Neuinfizierten von heute, Donnerstag, 22.10.2020): Pforzheim 11 - Enzkreis 30 (Birkenfeld 3, Eisingen 1, Engelsbrand 1, Friolzheim 2, Kieselbronn 1, Knittlingen 2, Mühlacker 5, Neuenbürg 2, Niefern-Öschelbronn 3, Ötisheim 4, Remchingen 1, Sternenfels 1, Wiernheim 2, Wimsheim 2). - 7-Tage-Inzidenz auf 100.000 Einwohner (Warnwert 35; Grenzwert 50)    Pforzheim 58,8    Enzkreis 65,1, daraus für beide gemeinsam 62,7

Grafik: Landratsamt Enzkreis, 21.10.2020

Die stark angestiegenen Corona-Fallzahlen in Pforzheim und im Enzkreis bringen das Gesundheitsamt bei der Kontakt-Verfolgung an die Grenze des Leistbaren, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes von heute: Wir erreichen derzeit nicht alle Kontaktpersonen von Corona-Fällen noch am gleichen Tag, sagt Dr. Brigitte Joggerst, Leiterin des Gesundheitsamts. Wer Kontakt mit einem positiv Getesteten hatte, solle daher zunächst zuhause bleiben und sich dort isolieren, insbesondere keinen Besuch empfangen, so ihr Rat, wie in der Mitteilung des Landkreises nachzulesen ist.

Unabhängig davon werden - so die Kreisverwaltung weiter - bei Ausbrüchen in Kitas und Grundschulen die Gleichaltrigen aus der Klasse oder der Kindergruppe nicht mehr automatisch als Kontaktperson der Kategorie 1 eingestuft. Wenn ein Kind getestet worden ist, klären wir mit der Einrichtungs- oder Schulleitung, wie die Situation gewesen ist. Nach unserer bisherigen Erfahrung ist es völlig ausreichend, die Kinder dann als Kategorie 2-Kontakt einzustufen, sagt Angelika Edwards, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamts: Seit Beginn der Pandemie hatten wir keinen einzigen Fall, in dem sich Kinder in der Kita oder in der Grundschule bei einem anderen Kind angesteckt haben. Eine Auswertung des Landesgesundheitsamtes vom Sommer bestätigt diese Beobachtung: Kleine Kinder stecken sich in der Regel in der Familie an und nicht in der Kita oder Grundschule.

Die Mitteilung aus dem Landratsamt weiter im O-Ton:

Anders verhält es sich, wenn eine Erzieherin oder eine Lehrkraft positiv getestet worden ist: „Hier müssen wir zunächst davon ausgehen, dass diese Person mit allen Kindern in Kontakt und ansteckend war – deshalb stufen wir sie dann in die Kategorie 1 ein“, erklärt Edwards. Umgekehrt klärt das Amt auch, ob Lehrkraft oder Betreuerin des infizierten Kindes in Quarantäne muss oder nicht.

Die beiden Ärztinnen beruhigen besorgte Eltern: Nach den bisherigen Erfahrungen ist das Risiko sehr gering, dass sich Kinder in Schule oder Kita anstecken. Dennoch sei es natürlich sinnvoll, auf mögliche Symptome wie trockenen Husten, Fieber oder den Verlust des Riech- und Geschmacks-Empfindens zu achten – bei den Kindern ebenso wie bei den Eltern. Wer sein Kind sicherheitshalber testen lassen möchte, kann dies selbstverständlich tun, sagt Joggerst. Die Kapazitäten insbesondere im Testzentrum in der Pforzheimer Nordstadt seien völlig ausreichend.

Mehr Fälle bedingen erheblich mehr Kontakt-Verfolgungen

Die Eltern eines Kontaktkindes müssen in keinem Fall in Quarantäne: „Kontaktpersonen von Kontaktpersonen haben ein äußerst geringes Ansteckungsrisiko, so Angelika Edwards.   Auch wenn Ihr Kind in der Kategorie 1 eingestuft wird: Bitte haben Sie Geduld und versuchen Sie nicht, bei uns anzurufen, appelliert Brigitte Joggerst. Wir melden uns – es kann nur sein, dass es dauert.

Gleiches gelte für Menschen, die bei der Arbeit oder anderswo Kontakt zu einem Infizierten hatten. Denn parallel zu den Fallzahlen und noch deutlich stärker als diese ist auch die Zahl der Kontaktpersonen gestiegen. Im Gegensatz zum Frühjahr, als es deutliche Kontaktbeschränkungen gab, erleben wir derzeit nicht selten 20 und mehr Kontakte bei einem einzigen Fall, sagt Joggerst. Ein Beispiel seien Feiern, bei denen meist sämtliche Teilnehmer als Kontaktpersonen der Kategorie 1 gelten. Die müssen wir alle anrufen, informieren und mündlich eine Quarantäne anordnen. Zudem würde dabei ein Termin für einen Test vereinbart.

Das sind oft längere Telefonate, weil die Menschen natürlich verunsichert sind und fragen, wie sie sich verhalten sollen, berichtet Heike Theilmann. Sie ist eine der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kontaktverfolgung. Die meisten wissen ja nicht, was Quarantäne bedeutet, sagt sie. Hinzu kämen Fragen nach Entschädigungen (gibt es über die Website www.ifsg-online.de) oder nach einer schriftlichen Bescheinigung, zum Beispiel für den Arbeitgeber (erstellt das Rathaus der Wohngemeinde). Informationen zur Quarantäne von Kontaktpersonen hat auch das Robert-Koch-Institut (RKI) herausgegeben.

Kontaktpersonen der Kategorie 1, so definiert es das RKI, hatten Kontakt mit einem nachweislich mit Corona Infizierten. Wichtig ist dabei, wann dieser Kontakt stattgefunden hat: Höchstens zwei Tage vor dem Test bei asymptomatischen oder zwei Tage vor Auftreten von Symptomen bei infizierten Patienten – noch früher sind Ansteckungen bislang nicht dokumentiert, sagt Dr. Joggerst. Wichtig sei zudem die Art des Kontakts. Die Faustregel: Enger Kontakt, zum Beispiel in einem persönlichen Gespräch, mit weniger als 1,5 Metern Abstand und länger als 15 Minuten; oder der Aufenthalt mit einem Infizierten über einen längeren Zeitraum in einem engen oder schlecht gelüfteten Raum, beispielsweise bei Veranstaltungen oder beim Sport.

Weitere Informationen finden sich auf den Seiten des Enzkreises unter www.enzkreis.de/corona. Fragen können auch an die Hotline des Gesundheitsamtes unter 07231 308-6850 oder per E-Mail an corona@enzkreis.de gerichtet werden. (enz)

Steil nach oben zeigt die Kure der Kontaktpersonen: Aktuell befinden sich 844 Menschen, die das Gesundheitsamt Enzkreis ermittelt hat, in Quarantäne. Grafik: Enzkreis

 

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