Einen neuen Anlauf braucht die Stadt(halle)

Vor dem Theater im Uhlandbau am Freitagabend

Oh, der Uhlandbau ist schöner als ich ihn im Gedächtnis habe, hörte ich einen jüngeren Mann bewundernd sagen, als er mit seiner Frau am Freitagabend vor der Sitzreihe 8 stand und sich im Saal umschaute. Merkte einer, der schon Platz genommen hatten, von der Seite an: Für größere Sachen kommt ihr dann weiter nach Aize - und lachte. Wow, das saß! Das werden wir aber nicht. Oder für eine Übergangszeit. Doch wie lange dauert diese?

Für das Interesse an Bank, Banker Bankrott, das kabarettistisches Theaterstück mit Hans-Jörg Frey als Alleindarsteller, reichten an diesem Abend trotz guten Besuchs die Plätze im Uhlandbau aus. Atmosphärisch passte es auch. Aber Anfang Dezember, bei der Großen Physikanten-Weihnachtsschau, stieß der Saal inklusive Empore an seine Grenzen. Ausverkauft! Jedoch ist das Theaterprogramm der Volkshochschule Mühlacker  nur einer der Nutzer des 1921 als Turn- und Festsaal erstellten Kulturtempels.

Eindeutig platzt der Saal aus den Nähten, wenn zum Beispiel der Verein Gym and Dance zu seiner Jahresfeier in den Uhlandbau bittet.  Nicht bei jedem der  Vereine herrscht ein solcher Ansturm, andere wichen schon, als der Mühlehof noch stand, auf den Uhlandbau aus, weil er mehr als eine Nummer kleiner ist.  Gefragt ist also Flexibilität in der Raumgestaltung. Nebenbei, was einem am Theaterabend nicht auffällt, ist die mittägliche Nutzung des Saales von Montag bis einschließlich Donnerstag als Schüler-Mensa der Gemeinschaftsschule.

Die Physkanten-Schau im Uhlandbau

Unten in der Stadtmitte das Mühlehof-Loch, oben der Uhlandbau und dazwischen ein Gemeinderat, den der Mut für eine neue Stadthalle auf dem Mühlehofareal verlassen hat, seit die Stadtverwaltung die Kosten spekulativ auf 20 Millionen Euro geschätzt hat und gleichzeitig 64 Millionen Euro für den Bildungscampus im Lindach zur Rede stehen. Inzwischen denkt ein Amtsleiter darüber nach, zwei Millionen Euro in den Uhlandbau zu stecken, weil der wohl in den nächsten zehn Jahre Spielstätte bleibe.

Wie aus einer fernen Welt muten Zeitungsüberschriften an wie jene aus dem MT vom 5. Juli 2017 an: Gemeinderat beschließt einstimmig einen Neuanfang am Kelterplatz – und drückt beim Zeitplan gleich mächtig aufs Tempo. Oder: Künftige Besucher aus Mühlacker und dem Umland sind gefragt – Teilnehmer können Gutscheine der Vhs gewinnen (MT vom 12. Januar 2019).

Die Beschlüsse 2017 und 2019

Tatsächlich beschloss der Gemeinderat am 4. Juli 2017:  1. Die Stadt Mühlacker wird eine neue Stadthalle bauen. 2. Die Stadthalle wird am bisherigen Standort des Mühlehofes errichtet. Dieser wird abgebrochen. 3. Die Verwaltung wird beauftragt, die notwendigen Schritte einzuleiten. 4. a) Der Terminplan wird zur Kenntnis genommen. b) Der Abbruch des Mühlehofs soll bis zum 31.12.2018 abgeschlossen sein.  c) Der Baubeginn der neuen Stadthalle soll unmittelbar nach Beendigung der Abbrucharbeiten des Mühlehofs stattfinden.
Erledigt: Punkte 3 und 4 a und b. Offen: 1, 2 und 4c.

Vor nicht einmal einem Jahr begann der Gemeinderat mit der Umsetzung von 1, 2 und 4 c. Beschluss vom 19. Februar 2019 zu neuer Stadthalle - Projektsteuerer, Zeitschiene: Die Verwaltung wird ermächtigt 1. eine geeignete Anwaltskanzlei zu suchen, die bei der Ausschreibung eines Projektentwicklers/Projektplaners unterstützend tätig wird; 2. einen Projektentwickler/Projektsteuerer auszuschreiben, der die Stadt stufenweise bei vorbereitenden und baubegleitenden Maßnahmen bei der Realisierung der neuen Stadthalle unterstützt; 3. eine zusätzliche Vollzeitstelle, befristet auf fünf Jahre mit Verlängerungsoption, im Hochbau auszuschreiben.
Erledigt: nix.

Nach der am 19. Februar vorgestellten Zeitschiene sollte im Oktober 2019 der Projektentwickler/Projektsteuerer die Arbeit aufnehmen und mit allen Beteiligten (GR, VHS, Vereine, Bürger etc.)  einen Grobentwurf für die neue Stadthalle als Grundlage des Architektenwettbewerbs erarbeiten.  Hier die öffentlichen Vorlagen für den 19.02.2019:2019-02-07_GR_Top5_Vorlage1.pdf 2019-02-19_GR_TOP_4-oeff_Beschlussvorlage_428-2018_Anlage_1-1.pdf 2019-02-19_GR_TOP_4-oeff_Beschlussvorlage_428-2018_Anlage_2.pdf

Im Mai bestritt ein Stadtrat aus der Mitte des Ratssaales gar die Existenz des Beschlusses vom 19. Februar 2019, was möglicherweise ein Signal für die Verwaltung war, den Auftrag nicht umzusetzen. Der OB begründete, weshalb sich nichts getan hat: Im Kommunalwahlkampf hätten sich Fraktionen dafür ausgesprochen, den Lindach-Schulen den absoluten Vorrang einzuräumen - eine zumindest für mich gewagte Interpretation. Seit dann die 64 Millionen auf den Tisch kamen, herrscht Stillstand pur. Jetzt soll Mitte März den Gemeinderat in Klausur gehen, um die Lindach-Kosten zu klären. Ob es danach in punkto Stadthalle einen Ruck gibt? Für was kämpft der OB?

Falscher  Alarm

Studenten-Idee für das Mühlehof-Loch

Überraschung im November 2019, als eine Gruppe Studenten am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)  unter Regie ihres Dozenten Andreas Krüger Visionen für eine Bebauung des Mühlehof-Lochs im Rathaus-Foyer vorstellten. Manche in der Stadt meinten, nun gehe es mit der Stadthallen-Planung los.  Die Master-Studenten, die sich teilweise in Zweierteams an die Arbeit machten und letztlich neun Entwürfe vorlegten, stehen für den neutralen Blick von außen, wenngleich sie sich in der Vorbereitung mit der Situation vor Ort vertraut gemacht haben. Die Besonderheit sei, dass im ersten Schritt der Standort Mühlacker und Umgebung gründlich analysiert worden sei, zitiert das MT den Dozenten. Doch als die Pläne abgehängt waren, verstummte auch die Hallen-Diskussion. Falscher Alarm.

War eigenlich die Bürgerumfrage 2016 der Imakomm-Akademie für die Katz? Die Stadtverwaltung nennt Kosten in Höhe von 14.268,12 €  angefallen für die Bürgerbefragung plus fakultative Kosten Präsentation Einwohnerversammlung in Höhe von 2.356,20 €, insgesamt 16.624,32 €. Den Antrag für die Befragung hatte die SPD gestellt Eine Kultur-/Stadthalle erreichte auf einer Skala von 1 bis 5 von der Wichtigkeit her den Wert 1,82:  48,2 Prozent hielten sie für sehr wichtig, 30,4 Prozent für eher wichtig und immerhin noch 15,2 Prozent teils/teils. Für die Resultate interessiert sich offenbar kaum noch jemand. Hier für alle, die die Ergebnisse nachschauen wollen: S_Muehlacker_Befragung_Auswertung.pdf

Kleinere Planungsrate

Noch ne Idee

Wie geht es weiter? Ich will mich nicht so einfach von Zusagen verabschieden, die wir vor dem Abbruch des Mühlehofs einstimmig gegeben haben, wiewohl ich die Finanzen sehe. Nicht Stillstand ist angesagt sondern gemeinsam zu überlegen, wie wir Wort halten können, wenn auch schon jetzt mit zeitlicher Verzögerung. Für die Großprojekte wie das neue Schulgebiet im Lindach ebenso wie für die neue Stadthalle seien, zunächst, lediglich kleinere Planungsraten eingestellt, sagte der OB vor Weihnachten 2019 in seiner Rede zum Haushalt 2020 im Gemeinderat. Wenigstens das. Ein klitzekleines Signal. Wie wäre eigentlich ein öffentlicher Diskussionsprozess über ein Projekt Stadthalle mit offenem Ausgang? Wie viel Halle brauchen wir?

Apropos Schulen:  Eine Stadthalle brauchen auch sie - sei es auch nur für Schuljahrabschlussfeiern. O-Ton PZ: Wenn die Absolventen der Mühlacker Mörike-Realschule ihren Abschluss feiern, dann wird daraus ein großes Fest – mit vielen Gästen in der voll besetzten Erlentalhalle in Ötisheim. Aize lässt grüßen. und Pforzheim auch. Der Abi-Ball 2020 des Theodor-Heuss-Gymnasiums Mühlacker findet im CCP statt.

Deshalb: Einen neuen Anlauf braucht die Stadt(halle) Mühlacker!

 

 

 

 

 

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