Gehört und gleich erhört: Unechte Einbahnstraße seit heute vom Tisch

Was 135 Unterschriften alles bewirken können - einen knackigen Meinungsumschwung ganzer Fraktionen des Mühlacker Gemeinderats. Der Initiator der Aktion überreichte heute Abend die Listen gegen eine unechte Einbahnregelung in der Bahnhofstraße im Kleinen Ratssaal dem Ersten Bürgermeister Winfried Abicht. Quasi als Vorsorgemaßnahme hatte der Anwohner sich auf die Beine gemacht und  handschriftliche Namenszüge  bei den Anwohnern der Steilstrecke der Poststraße und in der Goldshaldenstraße gesammelt. Mit Erfolg. In Anwesenheit von Vertretern der Gemeinderatsfraktionen von CDU, LMU, FW, FDP und AfD  begründeten er und seine anwesenden 15 Mitstreiter heute sachlich die Ablehnung einer solchen Änderung der Verkehrsführung. Und stieß bei den fünf Stadträten unterschiedlicher Coleur auf Unterstützung.

Denn der Durchgangsverkehr in Richtung Südwesten werde dann statt der Bahnhofstraße andere Wege suchen. Und auch auf Wohngebiete wie die Goldshalde ausweichen, die darauf nicht ausgelegt sind, weshalb zusätzlich Gefahren entstehen. Denn Poststraße und Goldshadenstraße sind Schulweg, Radweg und Wohnstraßen in einem, nicht sonderlich breit, zudem mit einer scharfen Rechtskurve versehen. Diese Gegenargumente stechen.

Die Pläne für eine Änderung lagen bisher nur auf Halde. Denn bei der 30. amtlichen Verkehrsschau am 14. Oktober 2019, von 8.30 bis 12 Uhr, verständigten sich Behörden- und Verbandsvertreter sowie  Abgesandte der Ratsfraktionen, dass die Stadtverwaltung zum Vorschlag einer unechten Einbahnstraße eine gesonderte Vorlage für den Gemeinderat macht, was jedoch bisher nicht erfolgt ist. Als der CDU-Vertreter bei der Verkehrsschau uns in einer Fraktionssitzung darüber berichtete, zeigte er sich überrascht und verwundert zugleich. Seine unerwartete Einschätzung aufgrund der Wortmeldungen an diesem Oktober-Tag: Ein Probelauf finde eine Mehrheit unter den Fraktionen. Der  Vorschlag des Verkehrsclubs Deutschland stieß in meiner Fraktion  schon damals auf ein klares Nein, ich hätte mir als wohl einziger auch einen Probelauf vorstellen können. Doch seit heute ist die Idee vom Tisch, auch ohne Ratsbeschluss. Das können Unterschriften bewirken. Sage noch eine/r, der Bürger finde beim Mühlacker Gemeinderat kein Gehör. Nicht nur das: Er wird erhört. Und das ist doch schön.
 

Nachzutragen wäre, nach dem VCD-Vorschlag könnte die Bahnhofstraße  in einem Testbetrieb zur unechten Einbahnstraße werden – nur noch E-Autos, dem Linienverkehr sowie Fahrrädern wäre die Einfahrt vom Bahnhof kommend gestattet. Das hatte schon vor bald zwanzig Jahren der von der Stadt beauftragte Verkehrsplaner Kölz aus Ludwigsburg als Variante ins Spiel gebracht, die aber genauso wie die echte Bahnhofstraße seinerzeit keine Mehrheit im Rat fand. Letztlich setzten sich die Befürworter des Zweirichtungsverkehrs durch, zu denen auch die CDU gehörte.

Weil aber immer noch zu viele Autofahrer trotz Umleitungsstrecke - die verlängerte Ziegeleistraße - ihren Weg, und trotz Enge, durch die Bahnhofstraße nehmen, bricht die Debatte mit der Regelmäßigkeit von Regentagen auf.

So könnte die Beschilderung aussehen (Fotomontage: Jakob Lieb)

Die bis jetzt hilflose Suche nach Verbesserungen zeigt, dass der Lösungsprozess nicht einfach ist. Wir werden einen neuen Anlauf machen, warten auf Ideen der Stadtverwaltung, des Rates, des Gewerbe-, Handels- und Verkehrsvereines (GHV), der extra dafür einen Arbeitskreis gebildet hat. Schon im März 2018 legte der GHV das Ergebnis einer Umfrage vor.

Bis jetzt gesetzt ist eines - seit heute: der Status quo und damit der Zweirichtungsverkehr, und zwar ganz echt. Es sei denn . ..

Update 22. Januar 2020:

Pro:

Auch nach der Übergabe der Unterschriften der Goldshalde-Anwohner plädiert der VCD für einen Probelauf einer unechten Einbahnstraßen in der Mühlackerer Bahnhofstraße. Diesen Vorschlag hatte VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb bei der Verkehrsschau im Herbst eingebracht. Hintergrund für den VCD-Vorschlag sind die stetig steigenden Verkehrsmengen in der Bahnhofstraße und die Probleme beim Begegnungsverkehr einerseits, aber auch die fehlende Sicherheit für den Radverkehr aufgrund des zu hohen Verkehrsaufkommens. Hier die ganze Pressemitteilung: VCD.pdf     Gleichzeitig schickte der VCD eine Fotomontage, wie die Beschilderung einer unechten Einbahnstraße aussehen könnte.

Contra:

Kommentar auf meiner Facebookseite zum VCD-Vorschlag::Ich halte das auch nicht für die Lösung. Das einzige Problem in der Bahnhofstraße sind Falschparker, die halb auf der Straße stehen, sowie Autos in zweiter Reihe. Würde man da mehr kontrollieren und Strafen verhängen, hätte sich das Thema erledigt. Es reicht schon ein Smart aus, der mit seinem Hinterteil auf der Straße steht – und schon kommt der Bus nicht vorbei und alles bricht zusammen.

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