Schäfer Gallus aus Lienzingen oder Das goldene Vlies

Georg Friedrich Gallus ist 29 Jahre alt und von Lienzingen hiesigen Oberamts gebürtig und bürgerlich. Er ist zwar geheurathet und hat 1 Kind, will aber unter Bewilligung seines Weibes und seines Schwiegervatters sich mit dem Clapier gerne nach Montbard verfügen.( ... .) Er kann schreiben und lesen, und scheint, seinem Gesicht nach, nicht dumm - und von guter robuster Schäferei Natur zu sein.

So heißt es am 25. Juni 1785 in einem Rapport an Württembergs Herzog Carl Eugen über einen der Schäfer, vor denen mehr als 4000 unwägbare Kilometer lagen - ins spanische Segovia und zurück. Gallus aus Lienzingen sollte mit einem Kollegen und zwei Beamten Merinoböcke nach Württemberg holen, um der Wollqualität auf die Sprünge zu helfen. Die Geschichte findet sich in einem Beitrag von Patricia Noll über Wanderschäfer auf der schwäbischen Alb im Deutschlandradio. Am 10. September 1786 kehrte die Gruppe mit Gallus müde und abgekämpft zurück, stieß aber in Münsingen auf der rauen Alb nicht gerade auf einen freundlichen Empfang durch ihre Kollegen.
Eine interessante Geschichte - mit einem Schuss Lienzinger Lokalpatriotismus. Das darf schließlich sein.

Übrigens: Die Geschichte hier als Podcast.
Das Buch "Das goldene Vlies", von Manfred Reinhardt. 115 S. viele Abbildungen, Urkunden und Querverweise. ISBN: 3-939550-00-0. 16,90 Euro, erschien im Prologo-Verlag, Münsingen.

Nachtrag: (26. Mai 2008)
Zur Geschichte von Schäfer Gallus und dem Schaf-Import erschienen inzwischen weitere Beiträge:

"Von Segovia nach Münsingen - Wie die Marinoschafe 1786 aus Spanien nach Württemberg kamen" (in: Momente - Beiträge zur Landeskunde von Baden-Württemberg, Ausgabe Nr. 2/08; Staatsanzeiger-Verlag, Stuttgart)

"Merinoschafe von Spanien auf die Alb getrieben" (in: Schwäbische Heimat, Ausgabe Nr. 2/08, Zeitschrift für Regionalgeschichte, württembergische Landeskultur, Naturschutz und Denkmalpflege; herausgegeben vom Schwäbischen Heimatbund)

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Robin Buchmann am :

Eine wirklich nette Geschichte
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