CO2-Quelle Nummer 1 in Mühlacker: der Verkehr

Eine Bilanz der energiebedingten CO2-Emissionen für Mühlacker legte das Statistische Landesamt Baden-Württemberg gestern auf Anfrage hin vor. Der Blick auf die Entwicklung der Daten seit 2010 zeigt: Größter und einziger gewachsener Verursacher in Mühlacker ist der Verkehr,  deutlich zurück ging die CO2-Last durch Industrie, Feuerung und Kraftwerke, mehr oder minder  unverändert blieb der private Sektor einschließlich Verbraucher.

Nochmals zu CO2 lokal gebloggt: Als energiebedingte Emissionen wird die Freisetzung von Treibhausgasen und Luftschadstoffen bezeichnet, die durch die Umwandlung von Energieträgern zum Beispiel in Strom und Wärme entstehen. Sie machen nach Angaben des Bundesumweltamtes etwa 85  Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen aus. Der Trend sei seit 1990 leicht rückläufig. Als Hauptverursacher mit etwa der Hälfte der energiebedingten Treibhausgas-Emissionen gilt die Energiewirtschaft. Sektoren nennen die Fachleute die einzelnen Ursachenquellen. Kohlendioxid (CO2) - eines der Treibhausgase - trägt am stärksten zu dem vom Menschen verursachten Klimawandel bei.

Mühlacker belastete die Umwelt 2010 mit 111.930 Tonnen energiebedingter CO2, errechnet für die Quelle der Entstehung. 2017 - das sind die aktuellsten Zahlen des "Stala" - waren es 104.786 Tonnen (2016: 103.626 t), unterm Strich ein Rückgang trotz gestiegener Einwohnerzahl der Stadt von 25.369 auf 26.008 Menschen. Einen satten Zuwachs gab es nur beim Verkehr: von 35.525 t in 2010 auf 39.687 t in 2017. Deutlich umweltfreundlicher dank eines dicken Minus: Industrie, Kraftwerke und Feuerungen, deren CO2-Last in sieben Jahren von 36.653 t auf 26.879 t absackte, offenbar in der Senderstadt stärker als landesweit. Private und Verbraucher sorgten für 39.752 t Kohlendioxid-Ausstoß 2010, im Jahr 2017 waren es 38.220 t.

Der prozentuale Anteil der drei Sektoren macht für Mühlacker deutlich, dass in sieben Jahren der Anteil des Verkehrs nicht nur von 31,74 auf 37,87 Prozent wuchs, wobei dieser Sektor gleichzeitig sich vom zweiten auf den ersten Platz schob. Mühlacker liegt somit im Trend von Enzkreis und Land.

Damit wird deutlich, wo wir ansetzen müssen. Als Beitrag zum Monitoring kommunaler Klimaschutzkonzepte stellt das Statistische Landesamt CO2-Bilanzen auf Kreis- und Gemeindeebene ab dem Jahr 2010 bereit. Hier die gesamten Daten für Mühlacker (Quellenbilanz nach Sektoren):Stala_CO2_QB_Muehlacker_original.pdf

In der aktuellen Klimaschutz-Diskussion haben solche statistischen Auswertungen Konjuktur. So legt die Stabsstelle Klimaschutz beim Landratsamt Enzkreis für 28 Kommunen eine Energie- und CO2-Bilanz vor. Eine Vielzahl von Daten ausgewertet, verfeinert, breiter angelegt als die Sammlung des Stala. Andere Sichtweise bringt auch neue Varianten fürs Handeln.

Zur Methodik heißt es in dem Papier: Eine CO2-Bilanz stellt die Endenergieverbräuche unterschieden nach Energieträgern (Strom, Gas, Öl, usw.) und die daraus resultierenden THG-Emissionen für das gesamte Gebiet der Kommune für verschiedene Verbrauchssektoren (private Haushalte; Gewerbe, Handel, Dienstleistungen/Sonstige (GHD); verarbeitendes Gewerbe/Industrie; Verkehr) dar. Das verwendete BICO2 BW-Tool des Umweltministeriums Baden-Württemberg orientiert sich an der im Rahmen des Projektes „Klimaschutz-Planer“ des Bundesumweltministeriums festgelegten Methodik zur kommunalen Energie- und CO2-Bilanzierung. Auf dieser Basis können sich laut Ministerium Kommunen bei der Anwendung dieser Methodik bundesweit sowohl beim Endenergieverbrauch als auch bei den daraus entstandenen CO2-Emissionen miteinander vergleichen.

Fazit für Mühlacker: Weniger CO2 je Einwohner als im Landesvergleich, dennoch aber mehr Endenergie je Einwohner als im Landesdurchschnitt verbraucht. Ursache dafür sei der günstige Primärenergieeinsatz mit einem sehr hohen Anteil von Erdgas. Auch bei den Privathaushalten liegt der Endenergieverbrauch je Einwohner sowie je Quadratmeter Wohnfläche über dem Durchschnitt von Baden-Württemberg. Der Anteil Erneuerbarer Energiequellen (EEQ) übertrifft deutlich den Durchschnitt des Landes. Vor allem durch den Betrieb der Biomethananlage steigt der Anteil erneuerbarer Energien am Wärmeverbrauch auf 23,5 Prozent. Die Stromerzeugung aus EEQ bleibt (noch) unter dem Landesdurchschnitt. Die erneuerbaren Quellen teilen sich in Biomasse, Photovoltaik sowie Wasserkraft auf. Schlussfolgerung in der Studie: Wasserkraftanlagen an der Enz sind nicht nennenswert weiter ausbaufähig, wohl aber die Photovoltaik.
Hier die Studie: Auszug_Bericht-CO2-Bilanz-Muehlacker.pdf

Und dazu noch der Klimaschutz-Steckbrief Stadt Mühlacker, 2018 gefertigt von der Klimaschutz-und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH (KEA). Muehlacker_Klima.pdf

Ihre Aussage: Die Emissionen pro Einwohner der Stadt liegen 7,6 Prozent über dem landesweiten Mittelwert, jedoch nicht eingerechnet der Verkehr. Um die Klimaschutzziele 2050 zu erreichen, sei ein Rückgang von 2,6 Prozent pro Jahr erforderlich, wiederum ohne Verkehr. Der aber wiederum macht einen erheblichen Anteil der energiebedingten CO2-Last aus, wie wir durch die neueste Übersicht das Statistischen Landesamtes erfahren haben.

Über welche Daten reden wir eigentlich?

Im Kampf gegen den Klimawandel habe die Stadt bereits einige Erfolge erzielt, so Mühlackers OB Frank Schneider beim Neujahrsempfang diese Woche im Uhlandbau und nannte als Beispiel die Erweiterung und Modernisierung der Kläranlage in Lomersheim, wodurch die Strommenge für circa 400 Haushalte eingespart würden, was gleichzeitig 800 Tonnen weniger CO2-Ausstoß bedeute. Damit habe Mühlacker die Ziele der europäischen Klimaschutzkonvention für 2020 bereits seit 2013 erfüllt.

Dank weiterer technischer Umstellungen inklusive des Einsatzes von grünem Enzstrom der Stadtwerke „emittieren wir somit jährlich 2000 Tonnen weniger CO2“, zog der Rathauschef eine Zwischenbilanz. „Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen“, verwies er auf die Anschaffung neuer E-Fahrzeuge für den städtischen Fuhrpark, auf den Millionenbetrag aus der Stadtkasse für einen modernen Bahnhof samt Mobilitätszentrale, auf die Verbesserungen am Radwegenetz und die erfolgreiche Aktion „Stadtradeln".

Aber es ist auch die Zeit der Zuschüsse. Kommunen können sich wieder Geld für Umweltvorhaben beim Bundesumweltministerium holen. Bereits seit gut drei Jahren investiert das Ministerium in Modellprojekte, die zur Treibhausgasminderung beitragen und so konzipiert sind, dass sie als Vorbild für andere Kommunen dienen.Nun gibt es eine Novellierung des Programms. Die Förderquote für jedes Projekt beträgt jeweils bis zu 70 Prozent, für finanzschwache Kommunen bis zu 90 Prozent.

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