Gold-Awards statt Goldener Leoparden

Steckbrief Enzkreis

Erfolgsquote: 81,3 Prozent. Punkte: 269,2 von 331,2 möglichen. Das sind die entscheidenden Daten, die dem Enzkreis zum zweiten Mal den European Energy Award (EEA) in Gold einbrachte. Den holte eine siebenköpfige Delegation in Locarno im Tessin ab. Mitarbeiter der Kreisverwaltung und Vertreter von Kreistagsfraktionen reisten mit der Bahn nach Süden - zum Super-Sparpreis (DB) von nicht mal 50 Euro pro Person hin und zurück. Für sie hieß es: 24 Stunden Locarno, denn anderntags ging es gleich wieder retour.

Dort, wo sonst beim Festival Filme laufen und sich Cineasten treffen, im Palazzo del Cinema, - offiziell PalaCinema Locarno – trafen sich Vertreter von mehr als hundert Kommunen aus einem halben Dutzend Ländern.  In dem Kinosaal mit samtenen Wänden und steil ansteigenden Sitzplatz-Reihen (500 rote Sitze) gab es nicht die Goldenen Leoparden, die Auszeichnungen für die besten Filmemacher, sondern den Award in Gold, mit dem die EEA die erfolgreichen Klima-Schoner belohnt. Seit 2010 macht der Enzkreis mit, ließ sich in den vergangenen vier Jahren (re)zertifizieren und schaffte damit zum zweiten Mal Gold. Rauf auf die Bühne, Händeschütteln, voran Landrat Bastian Rosenau, der Award und Urkunde in Empfang nimmt, zwei EEA-Mitarbeiterinnen greifen hinter sich und überraschen mit einem ordentlichen Stück Schokolade, in Goldpapier gewickelt. Dann das obligatorische Foto und zurück auf die Plätze. Ich will abkürzen, verschätze mich in der Höhe, hüpfe von der einen halben Meter hohen Brüstung und da liege ich nun. Immerhin: Keine Verletzung, kein blauer Fleck, maximal ein kurzer Schreck.

Seit 2012 ist der Enzkreis beim EEA dabei und erfüllt nun 81,3 Prozent der geforderten Kriterien. „Wir stehen damit im europäischen Vergleich in der Spitzengruppe der Kommunen, die eine kontinuierliche Klimaschutz- und Energiepolitik betreiben“, sagt der Landrat. Insgesamt 48 Kommunen aus Luxemburg, Frankreich, Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz freuten sich über Gold - dafür müssen mindestens 75 Prozent erreicht werden. 14 Kommunen schafften mehr als der Enzkreis-Wert. 

Enzkreis-Delegation mit Gold-Urkunde

Der European Energy Award basiert auf dem schweizerischen Programm Energiestadt, dem österreichischen (vorarlbergerischen)  Programm für energieeffiziente Gemeinden und dem nordrhein-westfälischen Aktionsprogramm 2000 plus, die sich schon 2003 auf ein harmonisiertes System einigten. Mittlerweile sind europaweit über 1500 Gemeinden mit an die 50 Millionen Einwohnern beteiligt, und über 800 Gemeinden und Landkreise  zertifiziert (Stand 2018).

Der Preisverleihung vorgeschaltet war der Schweizer Energietag. Die protokollarisch höchste Eidgenossin begrüßte in ihrem Heimatkanton Tessin die Gäste: Marina Carobbio Guscetti, Präsidentin des Schweizer Parlaments, dem Nationalrat. Drei Energie-Regionen präsentierten sich, eingerahmt vom Schweizer Bundesamt für Energie.

Energieeffizienz, mit mess- und sichtbarem Erfolg, kommunaler Klimaschutz, das alles ist höchst aktuell. Der Enzkreis listet auf seiner Website seine ganz praktischen Beiträge auf. Im jährlichen internen Audit prüft der EEA-Berater den Fortschritt, der alle vier Jahre in ein externes Audit mündet und bei Erfolg zur Auszeichnung führt. Im Landratsamt heißt es, die Kreisverwaltung könne ihre Klimaziele 2020 nicht nur erreichen, sondern mit 33 % CO2-Einsparung gegenüber 2010 sogar deutlich übererfüllen. „Ein umfangreiches energiepolitisches Arbeitsprogramm mit über 100 Maßnahmen, das kontinuierlich vom Lenkungsteam erstellt und umgesetzt wird, ist Grundlage des Erfolges“, lässt sich der Vorsitzende des Lenkungsteams, Erster Landesbeamter Wolfgang Herz, in einer Mitteilung der Behörde zitieren.

Die Präsidentin des Schweizer Parlaments

Der Enzkreis muss vor der aktuellen Diskussion über Klimaschutz nicht mit bloßen Ankündigungen reagieren, er ist schon Musterknabe beim Bemühen, unser Klima zu retten und auch insoweit zum Frieden auf dieser Welt beizutragen. Das passt gerade in Locarno, der 16.000-Einwohner-Stadt am Lago Maggiore, dem Ort mit einer wunderschönen Altstadt. Um den globalen Klima-Frieden müssen wir uns kümmern. Am Lago Maggiore spielte auch ein Kapitel deutscher Geschichte. Um den Frieden ging es am 5. Oktober 1925, als in der kleinen Stadt die internationale Konferenz über europäische Sicherheitsfragen begann, an der neben dem deutschen Reichskanzler Hans Luther und Außenminister Gustav Stresemann die führenden Staatsmänner Italiens, Frankreichs, Großbritanniens, Belgiens, Polens und der Tschechoslowakei teilnahmen. Ergebnis der Friedensverhandlungen war der Locarno Pakt die Aufnahme des Deutschen Reichs in den Völkerbund.

Weshalb damals Locarno? Ruhig, Ein angenehmes Klima? Jedenfalls hat die Stadt 2300  Sonnenstunden im Jahr. Die wärmste Stadt der Schweiz. Das spürt auch die kleine Enzkreis-Delegation am zweiten Tag, als sie die Stadtbahn nach Bellinzona besteigt, um dort den ICE zu erreichen.  Sommerlich warm ist es. Da sind wir wieder beim Klima.

Im Kinosaal des PalaCinema

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