Wer informiert und fragt, kommt auch mal mit einem anderen Plan heim

Infos und Debatte bei der Informationsveranstaltung in der UvD-Schule

Wir haben's geschafft, eine Lösung zu finden, die offenbar von einer großen Mehrheit der Eltern und wohl auch der Lehrer akzeptiert wird, teilweise aktiv beworben wurde. Nicht die Dreier-Lösung, sondern die Zweier-Variante beschloss der Gemeinderat gestern Abend zur Schulstruktur auf Antrag von CDU und  Freien Wählern: Die Grundschule Mühlhausen ist künftig nicht mehr selbstständig, sondern wird zur Außenstelle der nach dem Unternehmer Wendler benannten Grundschule Lomersheim, die damit ihre Eigenständigkeit behält. Ganz im Gegensatz zur Position des Staatlichen Schulamtes Pforzheim und der Stadtverwaltung, die Lomersheims Bildungsanstalt  für die Erst- bis Viertklässler genauso zur Außenstelle der UvD-Schule machen wollten  wie die Einrichtung in Mühlhausen.

Dreimal Informationen, dreimal Diskussionen, dreimal hörte ich zu, dreimal - ja was? Die Infoveranstaltungen der Stadt nacheinander in Lomersheim (das Interesse der Eltern hätte größer sein dürfen), in Mühlhausen (volles Haus) und dann in der UvD-Schule in Dürrmenz (mehr Besucher als in Lomersheim, weniger als in Mühlhausen) hätten nicht uneinheitlicher sein können. In Begeisterungsstürme brach niemand aus, aber die Dreier-Lösung schien doch notgedrungen akzeptiert zu werden, schließlich schreibt das Staatliche Schulamt die Rektorenstelle in Mühlhausen seit sieben Jahren erfolglos aus, in Lomersheim seit gut zwei Jahren. Die beiden südlichen Stadtteile nun aber aus Solidarität unter die Fittiche des Rektors der UvD-Schule zu nehmen - mit der Aussicht auf eine Konrektorstelle als zweite Leitungskraft - stieß ausgerechnet in der UvD-Schule auf so massive Ablehnung durch Lehrer und Eltern, dass der Schulamtschef kurz vor Schluss meinte, den Dreier-Bund halte er zwar immer noch für die beste Lösung, empfehle aber, sie nicht gegen den Willen der Eltern durchzuboxen.

Eigentlich drückte er damit aus, was einige von uns Stadträten ahnten, wiewohl wir von der Heftigkeit des Neins in der "UvD" höchst überrascht waren. Eltern und Lehrer blockten ab, sahen nur Nachteile für sich und die Kinder, waren noch elektrisiert durch fehlende Lehrer in den Monaten zuvor, kommentierten die Dreier-Lösung als "Mangelverwaltung". Ihr gutes Recht. Dass aber Sätze fielen wie "Wer will schon nach Mühlhausen?" und von einem Vater gar noch die Reduzierung der Zahl der Grundschulen empfohlen wurde, die natürlich auf Kosten der kleinen Stadtteile gehen würde, ärgerte nicht nur mich. Solidarität? Nur das eigene Interesse warfen einzelne Lehrer in die Waagschale. Und einzelnen Stadtteilen auch noch die Grundschule nehmen zu wollen, die Leitung der eigenen aber nicht mit anderen teilen zu wollen. Das neue Verständnis von Allgemeinwohl?

Der Gemeinderat beschloss gestern jedenfalls eine Garantie auch für die kleinen Grundschulen. Immerhin hatte die Stadt 1987 durchgesetzt, dass die zehn Jahre zuvor geschlossene Grundschule Großglattbach wieder eröffnet wurde (übrigens: war ein CDU-Antrag).

Mehr Stühle als Besucher: Bei der Auftaktveranstaltung in Lomersheim. Mühlhausen und Dürrmenz folgten.

Kein Zweifel: Es ist das gute Recht, einen Vorschlag abzulehnen, weil man ihn aus sachlichen Gründen für schlecht hält. Hinter dem Nein aus Dürrmenz steckte die Befürchtung, die Zeche für den Schulleitermangel an kleinen Schulen bezahlen zu müssen. Und die Angst, dass die Organisation der eigenen Schule leidet durchs Teilen des eigenen Rektors mit zwei anderen Schulen - einem Rektor, dem es nicht gelang, Überzeugungsarbeit in den eigenen Reihen zu leisten. Auffällig, dass er beim Dürrmenzer Termin kein Wort sagte, während er in Mühlhausen und Lomersheim durchaus mit debattierte. Jedoch will ich die Gründe für das Scheitern des Verwaltungsvorschlags beileibe nicht nur in Dürrmenz suchen, denn inzwischen ergab eine Abstimmung unter den Lomersheimer Eltern ein fast einstimmiges "No!".

Sinn von solchen Infoveranstaltungen ist es, für die Verwaltungspositionen zu werben, Überzeugungsarbeit zu leisten: Doch wenn das erkennbar nicht gelingt, sollte man nicht versuchen, den eigenen Vorschlag doch durchzuboxen. Eine Stadt kann nicht eine Lösung gegen die Eltern von zwei der drei Schulen beschließen, denn ein Mindestmaß von Überzeugung dafür braucht eine Strukturreform schon. Ich halte den jetzt beschlossenen Weg, quasi eine Süd-Schule, für eine ernsthafte Alternative, nicht für einen Beinbruch. Eine Alternative, die in Dürrmenz mehrfach angemahnt wurde. Wer informiert und fragt, kommt auch mal mit einem anderen Plan heim

Jetzt setzt das Genehmigungsverfahren für eine Wendlerschule Lomersheim mit einer Außenstelle in Mühlhausen ein, dann folgt die Suche nach einem Rektor. Dazu gehört aber, dass auch der Arbeitgeber unserer Schulleiter - das Land - stärkere finanzielle Anreize schafft, damit auf Ausschreibungen auch Bewerbungen eintrudeln. Der Punkt war mir beim Verfassen des CDU-Antrags wichtig. Gute Arbeit gegen gutes Geld. Die überwiegende Mehrheit der Stadträte stimmte dem vierten Punkt des CDU-Antrags zu: Der Gemeinderat fordert vom Land die umgehende Umsetzung des seit September 2018 vorliegenden Konzepts des Kultusministeriums zur Stärkung und Entlastung von Schulleitungen (bessere Bezahlung der Rektoren auch kleinerer Grundschulen, Konrektor schon an kleineren Grundschulen wie eine gemeinsame von Lomersheim und Mühlhausen/Ausbau der Assistenzsysteme für Schulleitungen) und appelliert an die Grünen im Landtag, auch ihr Einvernehmen mit dem Konzept des Ministeriums herzustellen. Denn das Papier liegt seit  Monaten in Stuttgart auf Eis, weil die Grünen als Regierungsfraktion abblocken.

Gehen wir's an. Und sind optimistisch, dass wir das finden, was eine Schule auch braucht: eine(n) Rektor(in). Freuen wir uns auch, dass sich Eltern engagieren und Position beziehen. Die Schule ihrer Kinder ist ihnen nicht egal. Allein das ist höchst erfreulich.

Zum Nachlesen:

Konzept des Ministeriums Konzept_zur_Strkung_und_Entlastung_von_Schulleitungen.pdf

CDU-Fraktionsantrag Schulstruktur.pdf

Vorlage der Stadtverwaltung 2019-02-28_GR_Top2_Vorlage1_Schulen.pdf

Trackbacks

Trackback-URL für diesen Eintrag

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Noch keine Kommentare

Kommentar schreiben

Kommentare werden erst nach redaktioneller Prüfung freigeschaltet!


Um maschinelle und automatische Übertragung von Spamkommentaren zu verhindern, bitte die Zeichenfolge im dargestellten Bild in der Eingabemaske eintragen. Nur wenn die Zeichenfolge richtig eingegeben wurde, kann der Kommentar angenommen werden. Bitte beachten Sie, dass Ihr Browser Cookies unterstützen muss, um dieses Verfahren anzuwenden.
CAPTCHA

Umschließende Sterne heben ein Wort hervor (*wort*), per _wort_ kann ein Wort unterstrichen werden.
Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.