Reichweitenangst adieu

Neu: Schnellladestation an den Enzgärten in Mühlacker.
Station in Bühl: fast 14 kW in 25 Minuten.
Zwar lockt  eine 22-kW-Ladestation der Stadtwerke Mühlacker (SWM) an den Enzgärten eher zum Tanken, denn der Strom dort ist kostenlos zu haben, doch schneller füllt sich der Akku bei einer 50-kW-Säule ganz am Ende des parallel zur Enzstraße verlaufenden Parkplatzes der Enzgärten, bei der jedoch pro Ladung pauschal sechs beziehungsweise zwölf Euro fällig werden. Die SWM machen sich selbst Konkurrenz. Klammheimlich im Oktober ging diese Turbo-Station ans Netz, die dritte nach der in der oberen Bahnhofstraße und Sankt-Andreas-Straße, allesamt mitbezahlt vom Bundesverkehrsministerium. An diesen kassieren die SWM bequem per EC- oder Kreditkarte die Energiekosten.

Weitere gute Nachricht:  Die Stadt Mühlacker erhält aus Berlin mehr als 300.000 Euro zum Kauf von sieben Elektroautos und zwei Elektro-Sonderfahrzeugen sowie zur Einrichtung der entsprechenden Ladeinfrastruktur.  Die Bundesregierung fördert im Rahmen des Sofortprogrammes „Saubere Luft“ für Kommunen mit Umweltzonen.

Die Infrastruktur für Elektromobilität wächst ständig, nur nicht beim Baden-Airpark in Rheinmünster. Die Dame am Infoschalter reagiert auf die Frage nach einer Elektrotankstelle auf dem Gelände mit ungläubigem Staunen, ist aber freundlich und bemüht, im Internet die Adresse einer Ladestation zu recherchieren und das Ergebnis auszudrucken. Notwendig gewesen wäre das nicht, wenn wie geplant das Nachladen an der Steckdose der Station an der Raststätte Baden-Baden geklappt hätte. Doch die verweigerte sich meinem Leaf. Wie oft kontrolliert Tank & Rast eigentlich ihre Ladestationen auf ihre Funktionsfähigkeit? Doch keine Sorge: Ich blieb nicht stromlos liegen. Die elf Kilomeeter vom Flugplatz entfernte Schnell-Zapfsäule vor den Stadtwerken Bühl in der Siemensstraße ist rundum vom Feinsten: Fast 14 kWh in 28 Minuten garantieren die sichere Heimfahrt. Doch was passiert, wenn der Akku während der Fahrt schlapp macht? An einer Lösung dieses Problems arbeitet gerade der ÖAMTC. Eine mobile Powerbank wie beim Handy. An einem mobilen Batterieladegeräte für Elektroautos versucht sich Skoda.

Neue Studie: Für das nächste Jahr sagt PwC für den deutschen Elektroauto-Markt eine deutlich größere Dynamik voraus. Dann werden endlich etliche Elektro-Autos der zweiten Generation verfügbar sein, die die heimischen Hersteller im Rahmen ihrer Elektromobilitätsoffensive seit Langem ankündigen. Dazu trägt auch einer wie er bei: Der Aschenstedter Roland Klose setzt seit Jahren auf Elektromobilität. Mit großer Überzeugung fährt er sein E-Fahrzeug, baut mit Gleichgesinnten Zapfsäulen zu Stromladepunkten um, bietet Workshops zum Ladeboxbau und hat im vergangenen Jahr den Verein „Elektromobilität Nord“ mitgegründet, dessen Vorsitzender er ist.

Was tut sich sonst aus dem Markt? VW plant einen Stromer in Polo-Größe für unter 20.000 Euro. BMW hat inzwischen mehr als 300.000 Elektrofahrzeuge ausgeliefert. Volvo brachte mit dem V60 einen Strom/Diesel-Hybrid auf den Markt - leider nur mit 40 km Reichweite rein elektrisch. Nissan bietet sein Erfolgs-Elektroauto Leaf seit knapp einem Jahr in einer umfassend überarbeiteten Generation mit neuem Design und mehr Reichweite an. Wie der Vorgänger ist das Modell der meistverkaufte Stromer in Europa. Hierzulande wird alle zehn Minuten ein Leaf verkauft. Im bisherigen Jahresverlauf positionierte sich der Kompaktwagen jeden Monat an der Spitze der Elektroauto-Zulassungsstatistik, so Nissan. Leider sind die Lieferzeiten noch zu lang. Ich habe im Juli bestellt, im Dezember bekomme ich ihn. Garantiert, sagt der Händler. Garantiert auch 2018.

Eine Botschaft vom ADAC in der neuesten Mitgliederzeitschrift: Generation Elektro 2.0, Reichweitenangst ade. Hyunda Kona, Opel Ampera-e, Renault Zoe und Jaguar i-Pace im Vergleichstest. Das Fazit: Endlich würden E-Autos zu einer echten Alternative, als Haken bleibe das hohe Preisniveau, das sich aber teilweise individuell drücken lasse.

Zulieferer Mahle (hat auch ein Werk in Mühlacker)  verstärkt seine Aktivitäten beim Thema Elektrifizierung – und das in alle Richtungen: vom E-Bike bis zum Schwer-Lkw. So wird auch das Thermomanagement für Elektromobilität weiter ausgebaut. Erfreulich!

Volle Ladung: Die Heimstation zu Beratungszwecken im ebz Pforzheim.

Besser als mancher Ruf. Rechtfertigen bestehende Akzeptanzbarrieren wie eine unzureichende Reichweite oder Ladeinfrastruktur, die geringe Größe sowie Höchstgeschwindigkeit die breite Ablehnung der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge? Axel Ensslen vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Kollegen haben in einer Studie festgestellt, dass die Akzeptanz von Elektroautos nach intensiver Nutzung der Fahrzeuge deutlich anstieg. KIT hat einen dreijährigen Feldtest mit elektrisch angetriebenen PKW durchgeführt, um die Akzeptanz und (auch wirtschaftliche) Alltagstauglichkeit bei hoher Fahrleistung im Berufspendelverkehr zu überprüfen. Die Studie wurde veröffentlicht in der Zeitschrift Umweltpsychologie, Ausgabe 1/2018. Dazu passt: Dank niedrigerer Wartungs- und Instandhaltungskosten für Elektrofahrzeuge gegenüber ihren Benzinäquivalenten dürfen sich E-Autofahrer auf eine Ökodividende freuen.

Die Batterie alleine erreicht 30 bis 40 Prozent der Wertschöpfung an einem Elektroauto, davon 60 bis 80 Prozent allein durch die Batteriezellen. Aber auch in anderen Bereichen steigt der Bedarf an guten Akkus. Daher ist in Baden-Württemberg laut Wirtschaftsministerium das Verbundprojekt „DigiBattPro4.0“ als exzellente Grundlage für eine künftige Großserienproduktion von Batteriezellen im Land entstanden.  Wir bieten  ideale Voraussetzungen für die Ansiedlung einer Batteriezellenproduktion hier im Südwesten. Und das Landesumweltministerium setzt nach: Eine im Rahmen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft erstellte Überblicksstudie veranschaulicht die hohen Anforderungen an das Energiesystem durch den Einsatz von alternativen emissionsfreien Antrieben und Kraftstoffen und zeigt in ihren Empfehlungen zukünftige Handlungsfelder für die Politik, die Wirtschaft und die Forschung auf. Das Ziel: Eine emissionsfreie oder emissionsarme Mobilität in der Breite.

Deutschlands "größten und innovativsten Elektro-Schnellladestandort" errichtet derzeit die Firma Sortimo kurz hinter Augsburg an der A8. Wer künftig also mit dem Elektrofahrzeug über die Autobahn fährt, kann sein Gefährt in Zusmarshausen an den Strom anschließen. Insgesamt 144 Ladesäulen sind geplant. Bis Ende 2019 soll die Tankstelle der Superlative fertig sein.

Ein Bonbon: Statt Tempo 100 dürfen Elektrofahrzeuge auf vielen Straßen in Österreich künftig 130 fahren. Mit dem Gesetz sollen emissionsfreie Fahrzeuge gestärkt werden.

Den Alltag erleichten will Google Maps. Denn wer nicht nur im Stadtgebiet herumstromert, sondern auch längere Strecken unter die Räder nimmt, muss vor Fahrtbeginn gut planen. Wann muss ich an die Steckdose? Und wo ist eine schnelle? Google Maps willl künftig auch Ladestationen im Routenplaner anzeigen. Gute Idee!

Trotz allem: Die Welt der Elektromobilität ist noch nicht heil. Ein Zugangsmedium für alle Ladesäulen – das wäre ein wirklicher Gewinn. Das Zugangsmedium muss dem Verbraucher maximale Einfachheit und Sicherheit bieten. Auch spontanes Laden an allen Ladesäulen müsse an allen vorhandenen Ladesäulen möglich werden. Darüber hinaus müssten die Ladesäulen sichtbarer sowie defekte Ladesäulen zügig repariert werden. Wer das fordert? Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) in einer Mitteilung. Recht hat er! Notwendig sind faire Preis, unkompliziertes Laden, verlässliche Informationen. Die Mängelliste trifft die wunden Punkte.

Auch das noch: E-Autos dürfen nicht mehr leise sein. Die Regelungswut schreitet voran. Grausig!

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