Jugendamt: Personal reicht noch für zielgerichtete Hilfen

Beratung im Jugendamt

Nach einer von der Universität Koblenz veröffentlichten Studie zur Situation der Jugendämter sind diese in vielen Fällen überlastet. Problematisch sei auch die Finanzierungsstruktur. Weil größtenteils die Kommunen für den Unterhalt der Jugendämter zuständig seien, hänge die Ausstattung von der finanziellen Lage der jeweiligen Städte und Gemeinden ab. Diese Verzahnung müsse aufgelöst werden, fordert  Kathinka Beckmann, Professorin für klassische und neue Arbeitsfelder der Pädagogik der Frühen Kindheit an der Hochschule Koblenz. Die CDU-Kreistagsfraktion griff das Thema auf und wollte eine Bewertung des Landratsamtes zur Situation im Enzkreis. „Wir teilen den Grundtenor der Analyse“, so Katja Kreeb, die Dezernentin für Soziales, Familie und Integration, in der Antwort.  „Kritische Situationen in den vergangenen Monaten entstanden in den Bereichen hauptsächlich dann, wenn mehrere Personalausfälle durch Krankheit, Elternzeit oder Fluktuation auftraten.“ Die Reaktion des Landkreistages fällt duchwachsen aus.

Zu viele Fälle, zu wenig Personal, verheerende Folgen: Auf diesen einfachen Nenner lassen sich die Ergebnisse der Studie bringen, die im Auftrag des Jugendamts Berlin-Mitte erstellt wurde. Die meisten Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes, so die Untersuchung der Universität Koblenz, betreuen zu viele Fälle. Für die  Untersuchung wurden 652 Mitarbeiter aus 175 Jugendämtern befragt. Insgesamt gibt es bundesweit rund 560 Jugendämter. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion forderte daraufhin die Kommunen auf, Jugendämter besser auszustatten.

Katja Kreeb stellte für den Enzkreis fest, dass  die Fallzahlen insgesamt steigen, multiple Problemlagen (oft bedingt durch psychische Probleme, Sucht oder Armut) die Fälle komplexer werden lassen und die Zuwanderung neue Herausforderungen in der Beratung mit sich bringt (zum Beispiel Sprachbarrieren). Gleichzeitig müsse in die Einarbeitung und Anleitung von Berufseinsteiger mehr Zeit durch die Sachgebietsleiter investiert werden, zudem nehme die Personalfluktuation tendenziell weiter zu. Die Unterstützung und Begleitung in Kinderschutzfällen durch Führungskräfte mache einen höheren Stellenanteil als bislang erforderlich.

Von den in der Studie beschriebenen – in Einzelfällen wohl an Organisationsversagen grenzenden – Zuständen in manchen bundesdeutschen Jugendämtern ist der Enzkreis jedoch entfernt, so Kreeb.  „Auch aufgrund einer bedarfsgerechten finanziellen Ausstattung durch den Kreistag.“  Die Personalausstattung in der Sachbearbeitung Allgemeiner Sozialer  Dienst (ASD) sei momentan noch ausreichend, zudem seien derzeit alle Stellen voll besetzt. „Die personellen Kapazitäten sind demnach vorhanden, um möglichen Hilfebedarf gründlich prüfen und um Hilfen zielgerichtet einsetzen zu können“, betont die Dezernentin in ihrer Antwort an die CDU-Fraktion.  Jeder eingehenden Meldung bezüglich des Kindeswohls  werde  umgehend nachgegangen unter Einbeziehung der Sachgebietsleitung. Es erfolge stets ein Hausbesuch zweier Sozialarbeiter, in der Regel innerhalb weniger Tage oder je nach möglicher Gefährdungslage sofort.

Aufgrund vieler neuer Sozialarbeiterinnen mit teilweise wenig Berufserfahrung erfordern nach Kreebs Angaben die Einarbeitung und Begleitung insbesondere im Bereich Kinderschutz eine intensivere Betreuung durch die Sachgebietsleitung – das erfordere die Kapazität eine Vollzeitstelle statt bisher 50 Prozent. Nach dem im Enzkreis bereits erfolgten „Generationenwechsel“ hätten in der Regel überwiegend junge Sozialarbeiterinnen, die in der Regel selbst eine Familie gründen möchten, für eine Tätigkeit im ASD gewonnen werden.

Fazit des CDU-Fraktionsvorsitzenden auch als Mitglied des Jugendhilfeausschusses des Kreistags: „Wir stehen demnach ordentlich da, man muss aber die Entwicklung im Auge behalten.“

 

 

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