Wer sich trauen will - die Suche nach dem Trauzimmer

Ganz hinten im ersten Stock im Mühlacker Rathaus

Ja, wo ist es denn? Wer auf den Wegweisern im Mühlacker Rathaus danach sucht, kann glatt meinen, so etwas gebe es nicht. Denn darauf taucht es nicht auf - das Trauzimmer. Doch es gibt den Raum für den besonderen Anlass im Leben von Menschen tatsächlich: im ersten Stock, Zimmer 121, hinter Personalstelle und Rechnungsprüfungsamtes. Ganz versteckt. Die schwarze Tafel rechts neben der braunen Tür ist der einzige Hinweis. Aber wer sich trauen will, traut sich auch vorher, im Standesamt nach dem Weg zu fragen. Es soll sich noch niemand verlaufen haben, maximal später in der Ehe. Obwohl das Trauzimmer im Raumprogramm für den  Rathausbau gefordert worden war, musste ich zuerst nachfragen, ob es nun tatsächlich noch vorhanden ist, zumal bei größeren Hochzeitsgesellschaften in den großen Ratssaal ausgewichen wird. 


Damit keine Gerüchte auftauchen: Ich habe keinen Bedarf am Trauzimmer. Aber eine junge Frau aus Mühlacker, die sich übers Outfit des Raumes Nummer 121 beklagte.  Sie sei erschrocken als sie das Mühlacker Trauzimmer gesehen habe. "Trotzdem heiraten wir hier, weil es unser Lebensmittelpunkt ist. Aber wir waren doch kurz am überlegen, ob wir nach Wiernsheim ausweichen." Sie fand deshalb die Idee meines Fraktionskollegen Matthias Trück toll, standesamtliche Trauungen auch auf der Burgruine Löffelstelz anzubieten. Der CDU-Antrag liegt jetzt im Rathaus und wird im Gemeinderat behandelt. Die Nachricht löste schon einmal eine muntere Debatte auf meiner Facebookseite aus.  "Wäre toll, aber deshalb werde ich nicht mehr heiraten", machte ein User seinen Standpunkt klar. Eine Ludwigsburgerin findet auch Gefallen daran und tippte mit einem Augenzwinkern in die Tastatur: "Dann könnte ich ja endlich auch mal..." Vor einem kleinen roten Herzchen die Hoffnung einer Mühlackerin: "Bitte vor dem 14. Juli realisieren. Das wäre wirklich ein Herzenswunsch!"


Noch ein Kommentar: "Also, ich find die Idee klasse und die Löffelstelz war vor vielen Jahren mal im Fernsehen zu sehen bei Traumhochzeit, da hatte jemand seiner Angebeteten einen Heiratsantrag gemacht. Fand ich super romantisch." Da steht der Mann sicherlich nicht allein. Ganz in seiner   beruflichen Rolle reagiert der Citymanager: "Soweit mir bekannt ist, ist es in Mühlacker leider schwierig an einem Samstag oder Sonntag standesamtlich zu heiraten. Vielleicht sollte dies im ersten Schritt erweitert werden, damit auch wieder die City belebt wird. Viele heiraten nämlich deshalb außerhalb. Natürlich wäre dann eine Heirats-Location wie die Burg toll!" Er muss sich aber in einem Punkt korrigieren lassen: "Von Mai bis Oktober an einem Samstag im Monat sind standesamtliche Hochzeiten in Mühlacker möglich." Das sei eben zu wenig.


Die Burg Löffelstelz bietet wahrlich eine romantische Kulisse. Wenn sich künftig Verliebte dort auch das Ja-Wort geben können, muss dieses (weitere) Trauzimmer niemand suchen. Denn diese Adresse kennen alle.


Kein Massengeschäft sind Trauungen. 90 gab es 2016 in Mühlacker - 65 im Rathaus, 25 im Schloss Mühlhausen. Im Park des Schlosses in Mühlhausen darf geheiratet werden - mit garantierter Ausweichmöglichkeit im Trockenen. Wer sich für das Ambiente des ehemaligen Adelssitzes entscheidet, muss doppelt bezahlen: der Stadt für den Auftritt ihrer Standesbeamtin, dem Schlosseigentümer für die Überlassung von Raum und Räumen. Bei der Löffelstelz wäre pekunärer Nutznießer allein die Stadtkasse. Ein kleiner Nebeneffekt. 

Trauungen auf Hohenmelchingen
Mein Kollege Trück schaute die Idee in der Stadt Burladingen ab, die Trauungen unter freiem Himmel  auf der Burgruine Hohenmelchingen ermöglicht. Burladingen rühmt mit einem einzigartigen, romantischen Gelände, für bis zu 70 Personen oder mehr (April bis September je an einem Samstag im Monat, Gebühr: 180 Euro). Die Termine werden vom Standesamt bestimmt. Ich höre natürlich schon wieder die  ständigen Träger der Bedenken in Mühlacker. Mal schauen, welche Position die Stadtverwaltung einnimmt. Die Kollegen von der SPD signalisierten auf Facebook jedenfalls schon mal Zustimmung zum CDU-Vorstoß.

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