Machen wir's Frankreich nach




Breite Ladezone in Carnac.

Mit dem Stromauto in den Urlaub? Rund 1000 Kilometer in die Bretagne und alle 170 bis 200 Kilometer eine Elektrotankstelle ansteuern? Also fünf- oder sechsmal den Akku aufladen, somit eine vier bis fünf Stunden längere Fahrzeit. Zwei statt einer Zwischen-Übernachtung? Wir entscheiden uns für den Diesel meiner Frau und ich verstehe erneut, weshalb Nissan seinen Leaf als Stadtauto anpreist. Urlaub ist in diesem Konzept nicht vorgesehen! Doch ich will das auf Dauer nicht akzeptieren. Dabei lohnt sich der Blick nach Frankreich, das stark auf den Ausbau von E-Mobilität setzt. Zum Beispiel: Die Ladestation in der Ortsmitte von Carnac hat die Größe XXL, lässt zwischen den zwei breiten grünen Ladeplätzen noch viel Raum für einen Gehstreifen. An den Autobahnraststätten sind Stromtankstellen nicht nur besser ausgeschildert, insgesamt gibt es mehr. Das Ausbauprogramm des französischen Staates für E-Mobilität setzt an den Knackpunkten an wie den unterschiedlichen Zugangssystemen. Per Dekret der Regierung wurden alle Ladenetzwerke für Elektromobilität „gleichgeschaltet“. Die größten Anbieter verständigten sich auf eine Roaming-Initiative und auf eine Plattform. Hier hinkt Deutschland hinterher. Die Regierung in Paris bastelte an weiteren Programmen für saubere Verkehrsmittel. Ein neuer technischer Leitfaden zu Ladeinfrastrukturen für Plug-In-Hybrid- und Elektrofahrzeuge sieht die Standardisierung von Ladesäulen, die Registrierung jeder Säule auf einer Internetseite und die Vereinbarkeit der Säulen vor, damit jeder, der bei einem bestimmten Anbieter für Ladestrukturen und Mobilitätslösungen angemeldet ist, auch das Netz eines anderen Anbieters nutzen kann. Geht doch!

Nicht nur das: Neue Straßenschilder weisen das Vorhandensein, die Entfernung beziehungsweise die Richtung einer Ladesäule für Elektrofahrzeuge aus. Die Aufstellung von Ladesäulen auf öffentlichem Grund wird beschleunigt. Zu all dem fällt der Umweltbonus, also der staatliche Zuschuss für den Kauf von Stromautos höher aus als in Deutschland. Noch ist es die Welt der kleinen Zahlen: Im ersten Halbjahr übersprang der Anteil der an Steckdosen aufladbaren Fahrzeugen in Frankreich erstmals die Ein-Prozent-Marke. In Deutschland stagnierte der Anteil zuletzt bei knapp 0,6 Prozent.

Zurück im Ländle. Immerhin: Ludwigsburg gehört zu den Städten, die auf E-Mobilität setzen und dies auch ganz praktisch. Wer mit seinem Diesel oder Benziner an einer Ladestelle parkt, wird gnadenlos bestraft. Ich bin ja nicht schadenfroh, aber hierbei kann ich es werden.

Inzwischen meldete sich ein Leser und ist ganz begeistert von www.plugfinder.de und www.thenewmotion.com als Stromtankstellenfinder. Ich gebe es gern weiter. Zugang zum größten Ladenetzwerk von Europa bietet The New Motion mit einer kostenlosen Ladekarte: Bezahlt wird nur fürs Laden.

Wenn nun die Hersteller von Stromautos auch noch die Reichweiten erhöhen, dann ist die nächste Urlaubsfahrt sicherlich auch mit einem E-Mobil drin. Frage ist nur, in welchem Jahr der nächste Urlaub ansteht.
Eigentlich dürfte die E-Mobilität nicht so schwierig sein, denn schon vor 110 Jahren wurden Autos über die Steckdose geladen, schrieb ein Leser zu einem Foto, das er durch Zufall gefunden hat. Tatsächlich rollte 1881 das erste Elektroauto von Gustave Trouvé auf den Straßen. Fünf Jahre bevor an fossil betriebene Automobile überhaupt zu denken war. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erlebten Elektroautos ihre erste Blütezeit, heiß es auf der Internetseite des Bundesverbandes E-Mobilität. Demnach waren damals weit mehr elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf Europas und Amerikas Straßen zu finden als solche mit Verbrennungsmotoren. Doch bald dominierte der Verbrennungsmotor – durch Fließbandfertigung, höhere Reichweiten und nicht zuletzt durch die Einführung des elektrischen Starters.


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