Über die Diktatur der Brandmelder

Im Straßenverkehr kommen regelmäßig zehn Mal so viele Menschen zu Tode wie bei Bränden. Würde man die Sicherheitsmaßstäbe für den Schutz vor Feuer an den Verkehr anlegen, dann dürften Autos nur noch mit Tempo 20 durch die Innenstädte schleichen – abgepuffert durch eine halbmeterdicke Rundumschaumstoffverkleidung, schreibt die ZEIT in einem interessanten Beitrag zum vorbeugenden Brandschutz: "Die Diktatur der Brandmelder". Noch ein Zitat daraus: "Dabei zeigt die Statistik, dass die Verschärfung der Schutzvorschriften wenig gebracht hat: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Brandtoten auf einem mehr oder weniger gleichbleibenden Niveau eingependelt – völlig unbeeinflusst von dem immer größer werdenden Aufwand in Sachen Brandschutz." (...) "Beim Brandschutz geht es eben nicht nur um Sicherheit, sondern auch ums Geschäft. Über 25.000 Fachleute sind heute in Deutschland in Sachen 'Vorbeugender Brandschutz' tätig."


Ein lesenswerter Text. Auch in Mühlacker mehren sich die hässlichen Stahltreppen an öffentlichen Gebäuden, auch genannt zweiter Rettungsweg. Die Kosten von Brandschutzmaßnahmen gehen an kommunalen Immobilien in unserer Stadt inzwischen in die Millionen. Beim Baurechtsamt der Stadtverwaltung sitzen Meister in Brandschutzauflagen. Ist alles notwendig? Diese Frage zu stellen muss erlaubt sein. 
Update 1. August 2016: Das Thema aus der Sicht von Armin Dauner, Leiter des Baurechts- und Planungsamtes der Stadt Mühlacker:

Vielen  Dank für den Artikel zum Thema eines überbordenden Brandschutzgedankens, den ich mit Interesse gelesen habe. In der Tat steht der dort dargestellte finanzielle Aufwand für Brandschutz in einem auffälligen Verhältnis zur Zahl der Opfer. Man könnte natürlich auch umgekehrt argumentieren, dass dieser Aufwand erst zur geringen Opferzahl geführt hat. Aber beide Argumente haben sicherlich etwas für sich. Ich will deshalb gar nicht ausschließen, dass seitens der Gesetz- und Verordnungsgeber hier gelegentlich übers Ziel hinausgeschossen wurde und wird. Diese Regeln werden allerdings durch Parlamente und Ministerien und nicht etwa durch das Baurechtsamt der Stadt Mühlacker gemacht.

In Ihrem Blog erwecken Sie jedoch den Eindruck, dass das Baurechtsamt der Stadt Mühlacker in besonderer Weise und wohl übereifrig sich des  Themas annimmt und übers Ziel hinausschießt. Ich weiß, der geäußerte Verdacht ist als Frage verkleidet, aber hängen bleibt es ja trotzdem an uns. Ich muss Ihnen deshalb versichern, dass wir uns bei Brandschutzfragen sehr konsequent am Notwendigen, nicht Hinwegdenkbaren und nicht etwa am Möglichen, Dazuaddierbaren orientieren – dieses im Zeitungstext gut dargestellte Prinzip ist auch Richtschnur unseres Handelns. Das bekommen wir regelmäßig auch von unseren Unternehmen bestätigt, wenn die Stadt selbst die Brandverhütungsschauen durchführt (das ist nicht immer der Fall). Die beiden Mitarbeiter der Stadt für diesen Bereich zeichnen sich durch viel Augenmaß und die Bereitschaft wie auch die notwendige Kreativität aus, in Alternativen zu denken und diesen auch in der Umsetzung eine Chance einzuräumen. Ich bin deshalb der festen Überzeugung und muss Ihnen dies mitteilen: Hier werden die Falschen mit einem Verdacht überzogen, der sie gerade deshalb umso mehr schmerzt. 

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Frank-Ulrich Seemann am :

Da sprichst Du mir aus dem Herzen!
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