Regionalzüge sind ab Mühlacker am unpünklichsten




Anzeigetafel: Fünf Minuten Verspätung.

Verspätete S-Bahnen in der Region Stuttgart lösen immer wieder einen richtigen  Hype aus. Ein S-Bahn-Gipfel folgt dem nächsten. 2014 fuhren die Züge am unpünktlichsten. Dieses Jahr ist es etwas besser, doch beileibe nicht gut. Aber wenn Regionalzüge der Deutschen Bahn den Fahrplan nicht einhalten, löst das keine öffentlichen Proteste aus, auch nicht beim Land Baden-Württemberg als Auftraggeber. Dabei sind  Regionalexpress (RE) & Co unpünktlicher geworden. Ich habe das Verkehrsunternehmen bisher immer in Schutz genommen, doch heute war wieder mal ein Tag der Unpünktlichkeit. Heute Morgen der RE nach Stuttgart: sieben Minuten im Verzug, mein Termin wackelte. Heute Abend: RE ab Ludwigsburg nach Heidelberg über Mühlacker sieben Minuten verspätet. Kürzlich fiel ein Zug Ludwigsburg ab 20.30 Uhr kurzfristig und ersatzlos aus. Dazu passt eine Meldung von Ende Juli: Die Pünktlichkeitswerte der DB-Regio-Züge sind im Juni gegenüber Mai und April weiter gesunken. Das ergab eine Anfrage  beim baden-württembergischen Verkehrsministerium. Stuttgart Hauptbahnhof liege deutlich unter dem Durchschnittswert: Nur 87 Prozent der Regionalzüge kommen dort pünktlich an. 

Das Verkehrsministerium in einer Gesamtbetrachtung:  Es komme durchaus vor, dass Züge aus Richtung Heilbronn oder Mühlacker bis Stuttgart-Zuffenhausen oder Nordbahnhof weitgehend pünktlich sind und dann aufgrund von Zugfolgeproblemen noch spürbar verspätet werden. Es sei ebenfalls nicht selten, dass Züge, die in Ludwigsburg noch etwas Verspätung hatten, diese bis zur Ankunft in der nächsten Messstelle in Heilbronn Hauptbahnhof wieder reduzieren, oder dass Züge, die in Ludwigsburg pünktlich waren, in Bietigheim auf einen Anschluss aus Richtung Mühlacker warten und verspätet in Heilbronn ankommen.

Schienenpersonennahverkehr (SPNV) außerhalb der Region Stuttgart ist Sache des Landes, das diese Leistungen bestellt. Deshalb müssten sich Landespolitiker des Themas annehmen, tun sie aber meist nicht. Eine Rühmliche Ausnahme: Daniel Renkonen, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion und Abgeordneter des Wahlkreises Bietigheim-Bissingen. Er ließ sich vom Verkehrsministerium die Daten geben. Für den Bahnhof Mühlacker fällt das Zeugnis besonders schlecht aus. Zwischen Basel und Ulm hat Mühlacker bei der Pünktlichkeit der Regionalzüge miese Noten: An 26 Orten in Baden-Württemberg wird die Pünktlichkeit der Züge gemessen, Mühlacker gehört dazu. 

Stand 22. Juli 2015 beträgt der Pünktlichkeitsgrad am Bahnhof Mühlacker 88,68 Prozent - das ist der 23. von 26 Plätzen. Nur noch zwei Haltepunkte liegen dahinter. Alle anderen 22 sind besser. Der Landesdurchschnitt beträgt 92,51 Prozent, was auch nicht gerade erhebend ist. Zappenduster sieht es bei der 3-Minuten-Pünktlichkeit (maximal 3.59 Minuten verspätet) in Mühlacker aus: 77,66 Prozent - das ist der schlechteste Wert im Land, wobei das Baden-Württemberg-Mittel bei 87,22 Prozent liegt.

Die Ergebnisse sind insgesamt sehr unbefriedigend, was auch der Landesverband Baden-Württemberg des Verkehrsclubs Deutschland schreibt, so Renkonen. Dem Land fehlt wegen der unglücklichen Regelungen im Großen Verkehrsvertrag aus der CDU/FDP-Regierungszeit allerdings ein Hebel gegen die DB Regio AG, weil zu niedrige Strafzahlungen vereinbart worden sind. 

Derzeit laufen die Ausschreibungen für die Stuttgarter Netze, zu denen auch die Schienenstrecke Karlsruhe-Stuttgart und Heidelberg-Stuttgart gehören, die sich in Mühlacker treffen. Das Land bestellt die Züge - welches Unternehmen von 2019 an für  zehn Jahre den Auftrag erhält, wird im kommenden November vom Verkehrsministerium bekanntgegeben. Derzeit ist es die DB-Regio AG. Das Interesse, die Regionalzüge aufs Gleis setzen zu dürfen, soll bei den verschiedenen Eisenbahnverkehrsunternehmen groß sein. Die DB-Regio bekommt Konkurrenz, der Wettbewerb wird gut tun. Wichtig sind nicht nur Qualität und Standard der Wagen, sondern auch Pünktlichkeit. Hier besteht ein Nachholbedarf. Das Land muss die Strafen, die die Unternehmen für Verspätungen bezahlen müssen, deutlich erhöhen. Allerdings kann DB Regio trotzdem schon jetzt zeigen, dass sie den Pünktlichkeitsgrad verbessern kann. Die Kunden bezahlen schließlich für Qualität, Service und Einhaltung der Fahrpläne. Schon heute.

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