Auch Künstler können ihr Thema verfehlen



Sehen so Zombies aus? - Gut zu wissen

Das hat der Mühlehof nicht verdient. Ihn zum Zombie zu erklären und gleichzeitig zum Untoten. Sechs Künstler aus dem Kreis Ludwigsburg und aus Stuttgart tun  dies und stellen ihre Arbeiten noch bis zum 4. Januar im Rathaus Mühlacker aus. Weshalb eigentlich im Rathaus und nicht im Objekt der künstlertischen Begierde? Werner Christof, Lisa Schulz, Henry Schulz, Johannes Biedert, Michael Knör und Peter Schmidt zeigen ihre Sicht auf den 1982 eröffneten Mühlehof, den Peter Schmidt im Modelleisenbahnmaßstab 1:87 nachgebaut hat. Das Kupfer-Koloss soll Gegenstand von Kapitalismuskritik sein. Ein doch überzogener Ansatz. Und einer, der den kulturellen Teil des Gebäudes schlichtweg ignoriert. Zelebriert werden in düsteren Fotos die leerstehenden gewerblichen Flächen. Schockierend wirkt, was abgelichtet worden ist: Blutrünstige Szenen, die überall hätten gestellt werden können. Den Magen dreht es dem Betrachter um. Was soll das? Die Vergänglichkeit eines früheren Konsumtempels so zu dokumentieren, ist ein fehlgeschlagener Versuch, sich dem Mühlehof zu nähern. Auch wenn die Szenen mit den reichtlich rot angemalten Personen im ehemaligen Kühlhaus des früheren Lebensmittelmarktes im Untergeschoss gestellt worden sind - sie sind geschmacklos. Ein Ort des Verfalls, der Korrosion und der Dunkelheit - diese Bewertung geht auch einem Abriss-Befürworter zu weit. Die Arbeiten vorzeitig abzuhängen, wie es ein Gemeinderatskollege gestern Abend in der Ratssitzung gefordert hat, ginge aber ebenfalls zu weit. Besser wäre es gewesen, die Ausstellung im Mühlehof zu zeigen, als Anschauungsbeispiel, wie auch Künstler ihr Thema verfehlen können. Für ein Geistergebäude ist der Mühlehof doch noch zu belebt. Über den Abriss wird nur deshalb diskutiert, weil die Sanierungskosten deutlich höher sind als die für eine neue Kulturhalle. Nicht, weil wir den Mühlehof für einen Zombie halten.


Der Mühlehof im Maßstab 1:87


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