Der Stoff, aus dem sich Debatten stricken lassen



Schon vorhanden. Der Sommerberg als Namensgeber.

Greifvögel, Jahreszeiten, Gewannnamen, historische Persönlichkeiten - eine "schwierige" Entscheidung, vor der der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats heute Abend stand. Das Thema: die Bezeichnung der drei Straßen im künftigen Wohngebiet "Sommerberg" in Mühlacker-Dürrmenz. Eigentlich sollte der Gemeinderat schon im Juli darüber entscheiden. Die Stadtverwaltung hatte angeregt, den oberhalb bestehenden Straßennamen Sommerberg in der Verlängerung des vorhandenen Wegs zu erhalten (war denn auch unbestritten). Zwei Straßen sollten nach Greifvögeln benannt werden, wobei die Verwaltung an Bussard oder Habicht dachte. Im benachbarten Wohngebiet Nagd sind die Greifvögel die Namensgeber für Straßen. Irgendwie verschwand damals das Thema von der Tagesordnung, weil einzelne Stadträte sich nicht mit Vögeln anfreunden wollten.


Also gab es nun Anträge von SPD und Freien Wählern. Zudem hatten sich zwei Bürger mit Anregungen gemeldet. Die Sozialdemokraten wollten alle Jahreszeiten vertreten haben - doch die Straßenzahl reichte nur für Sommer, Frühling und Herbst, nicht für den Winter. Die Freien Wähler dachten an die vorhandenen Gewannnamen und wollten diese erhalten (wofür auch ich war) - hätte auch gepasst, doch weil eine Gewannbezeichnung sich schon in einem Straßennamen im Enzberger Weiler Sengach niedergeschlagen hatte, fehlte plötzlich der dritte Name. Die Verwaltung liebäugelte sofort wieder mit einem Greifvogel und regte Bussardstraße an. Doch so recht gefiel das niemand. Nachdem die Jahreszeiten-Idee der SPD keine Mehrheit fand, kam der Vorschlag der Freien Wähler durch - Sommerberg, Hundsrücken und dann? Na, die beiden Straßen sind schnell namensmäßig zu einer zusammengelegt worden und heißen nun durchgängig Hundsrücken, obwohl der eigentlich nicht im Baugebiet, sondern daneben liegt. Musste eben etwas gerückt werden.


Immerhin passierte dem Verwaltungsausschuss in Mühlacker nicht das, was vor vielen Jahren dem Gemeinderat von Benningen am Neckar unterlief. Nach einer langen und kontroversen Debatte hatte sich dort eine Mehrheit auf einen Namen verständigt, bis jemand merkte: "Mensch, den gibt es doch schon lange."


Nun: Falls die Bebauung des Kanne-/Schuler-Areals im Herz des alten Dürrmenz doch noch zügig abgewickelt werden kann (was zu hoffen ist), lassen sich dort die Namen historischer Persönlichkeiten aus der Dürrmenzer Geschichte unterbringen, wie sie die Scherbabuzzer vorgeschlagen hatten. So wäre also auch dieser Gedanken aufgenommen worden. Nur für den Jahreszeiten-Wunsch der Genossen bleibt nichts übrig. Weil aber die Jahreszeiten alle männlichen Wortgeschlechts sind, wäre das doch nicht mit dem Gender Mainstreaming verträglich, auf den die Sozialdemokraten sonst immer gehörig wert legen (aber nicht nur die).


Man sieht: Straßennamen-Vorschläge sind der Stoff, aus dem sich Debatten stricken lassen. Zum Glück haben wir heute Abend doch rechtzeitig beigedreht. Weil alle merkten: Es war doch nicht die Entscheidung über die Zukunft des Mühlehofes . . . Obwohl man es zunächst hätte meinen können!

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