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Enzkreis will Verbesserungen bei den Buslinien 700 und 702 zum 1. März umsetzen

Bei einem gemeinsamen Gespräch zwischen Enzkreis, Verkehrsverbund Pforzheim/Enzkreis (VPE)  und dem die Buslinien 700 und 702 bedienenden Verkehrsunternehmen Engel standen die Beschwerden wegen Verspätungen im Mittelpunkt. Aber auch die Kritik, weil im morgendlichen Schülerverkehr die Busse nicht mehr bis zum Theodor-Heuss-Gymnasium und den Schulen im Lindach fahren, sondern am Bahnhof umgestiegen werden muss.

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Im Protokollbuch geblättert: Lienzinger Räte, Schneiders Erbe und der Bierkeller

Instandhaltung notwendig: Der 1883 gebaute Bierkeller an der Friedrich-Münch-Straße in Lienzingen

Die Lienzinger kennen ihn wohl zumeist nur als Namensgeber für eine Straße im ihrem Dorf, die hinter der Grundschule hoch führt zu ein paar Häusern oberhalb des Bierkellers und die als Sackgasse endet: Dr.-Ing.  Otto Schneider (1877-1952), der Mann aus der Brauereifamilie, der selbst nie Brauer war, sondern später Chef einer Maschinenbaufirma in Ludwigsburg. Seine Familie zog zwar weg, als er noch Kind war, doch der Ingenieur  blieb seinem Geburtsort immer verbunden, spendete großzügig zum Beispiel für eine Kirchenglocke. 1953 verkauften seine Erben den  gesamten Besitz in Lienzingen an die Gemeinde: die ehemalige Brauerei mit zwei Wohngebäuden, zwei Hektar Land (darunter das Gelände, auf dem die heutige Grundschule steht) und 4,5 Hektar landwirtschaftliche Grundstücke. Zu den von der Kommune erworbenen Erb-Stücken zählte auch ein besonderes Objekt: der Bierkeller.

Hoch gepokert und gewonnen
Ein ganzes Paket voller Land und Immobilien, das der Gemeinderat aber weiterverkaufte. So beschloss er, kaum Eigentümer, zwei Gebäude öffentlich zu versteigern. Gebäude Nr. 43 mit Scheune sowie Nr. 44 mit Scheune und Nebengebäude (heute Knittlinger Straße 13 und 15) brachten bei zwei Anläufen zwei Gebote von zusammen 29.100 Mark. Ein gutes Geschäft. Denn damit sei eine Summe erreicht, der fast die ganzen Kaufkosten für das gesamte Schneider‘sche Anwesen decke, heißt im Protokoll der  Gemeinderatssitzung vom 26. Februar 1954 (Stadtarchiv Mühlacker=STAM, Li B 324, S. 201). Den Zuschlag an die Bieter – beide Lienzinger - erteilten sie trotzdem nicht gleich, sondern erst nach Nachweis der Bonität. Zudem wollte die Männerrunde im Rathaus ein noch besseres Geschäft für die Gemeinde machen. Die anwesenden acht Räte und Bürgermeister Richard Allmendinger beschlossen, einen dritten Versteigerungstermin anzusetzen, verwarfen die Alternative, die Häuser in Gemeindebesitz zu erhalten, obwohl dadurch – wie zu lesen ist - die noch wenigen, aber schwierigen Wohnungsfälle zu bereinigen gewesen wären.

Bierkeller ca. 1903: Historische Aufnahme aus der Sammlung Roland Straub

Schwerer wog für die Ratsherren die Aussage des Bürgermeisters, die Gebäude befänden sich in einem nicht gerade guten baulichen Zustand. Behalte die Gemeinde die Objekte, entstünden erhebliche Kosten für Instandsetzung und zweckmäßigen Ausbau. Das entscheidende Argument, in einem dritten Versteigerungstermin möglichst noch höhere Gebote zu erhalten, wird im Protokoll so formuliert: Aus Gründen der Rentabilität hält es der Gemeinderat für zweckmäßiger, die Gebäude wieder abzusetzen, zumal bereits bei der zweiten Versteigerung ein unerwartet hoher Kaufpreis erzielt wurde. Der Beschluss fiel einstimmig.

Ein Bombengeschäft
Gepokert und gewonnen. „Vermögenszuwachs“ steht im Protokoll der Ratssitzung vom 5. September 1958, bei der Bilanz gezogen wurde: 18.463 Mark als Gewinn, lieber „Mehrerlös“ genannt, die ins allgemeine Kapitalvermögen der Kommune wanderten, zu verwenden für die Finanzierung des Baus von Volksschule und Kinderschule, wie der Bürgermeister in der Niederschrift festhielt und die Genehmigung durchs Landratsamt Vaihingen beantragte (STAM, Li B 325, S. 222f). Die Erben Schneiders hatten für das ganze Paket mit Immobilien und Liegenschaften rund 35.000 Mark erhalten, der schlitzohrige Bürgermeister öffnete das Paket, verkaufte den Inhalt quasi einzeln für mehr als 53.000 Mark. Ein Bombengeschäft von Schultes und Räten zum Vorteil der Gemeindekasse. Als die Schneider-Erben Wind davon bekamen, forderten sie, nachzuverhandeln oder ihnen wenigstens 1000 Mark nachzubezahlen, was Allmendinger schroff von sich wies.

Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Lienzinger Gemeinderates am 30. April 1954. Thema: Nachforderungen der Schneider-Erben. Die Niederschrift hat Bürgermeister Richard Allmendinger verfasst, sie wurde in einer folgenden Sitzung von den Ratsmitgliedern unterschrieben.

Kratzer bekam das Bild von Dr. Otto Schneider als Wohltäter und Förderer seines Geburtsortes, auch wenn er längst in Ludwigsburg wohnte, im April 1954 durch teilweise garnicht so freundliche Worte Allmendingers über ihn. Trotzdem wird das unbeschädigte Bild  des Ingenieurs und Unternehmers auch heute noch in der Öffentlichkeit gepflegt. Deshalb sei ein Blick ins Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 30. April 1954 empfohlen, als die oben erwähnten Nachforderungen der Erben zum Kaufvertrag als zehnter Punkt auf der Tagesordnung standen. Die Schneider-Erben argumentierten, ihr Vater habe sich als ehemaliger Lienzinger Bürger immer heimatlich gefühlt und seiner engeren Heimatgemeinde manches Anerkennungswerte zukommen lassen.  Aus diesem Grunde dürfe es wohl der Gemeinde nicht schwer fallen, auch ohne rechtliche Verpflichtung  eine gewisse Summe für die Grundstücks- und Gebäudeverkäufe nachträglich zu leisten. Gleichzeitig warfen sie dem Bürgermeister vor, sie bei den Kaufverhandlungen irregeführt zu haben, was dieser mit offensichtlich großem Vergnügen ins Ratsprotokoll aufnahm. In der Debatte entgegneten die Räte, die Erben hätten freiwillig ihren Grundbesitz verkauft und nicht unter Zwang.

Otto Schneiders andere Seite: Unnachgiebg -  sagt der Bürgermeister

Klartext sprach Bürgermeister Allmendinger. Otto Schneider habe zwar in kultureller Beziehung für die Gemeinde manches Schöne und Wertvolle gefördert, andererseits sei aber sein unnachgiebiges Wesen für den Ort nicht gerade förderlich gewesen. Besonders wenn es darum gegangen sei, Grundstücke zum Bau von Wohnungen oder Gemeindeeinrichtungen zu gewinnen. Einstimmig lehnte der Gemeinderat die Forderung der Erben ab, den Lastenausgleich - der nicht näher im Protokoll erläutert wird - von 6000 Mark, zumindest aber die Hälfte davon zu übernehmen. Einstimmig lehnte der Gemeinderat selbst die 1000 Mark Nachzahlungen ab, auf die der Rechtsvertreter der Erben, Direktor Vogler aus Stuttgart,  die Erben-Forderung selbst zurückgeschraubt hatte (STAM, Li B 324, S. 210 f). Nichtsdestotrotz benannte der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 10. April 1959 den Ortsweg Nummer 15, einen Seitenweg des Mühlwegs (heute Friedrich-Münch-Straße, bei der Grundschule) nach Dr. Otto Schneider (STAM, Li B 325, S. 259 f).

Immerhin entsprach der Gemeinderat am 4. September 1959 dem Wunsch der Schneider-Erben, eine Dachrinne über der Grabstätte an der Frauenkirche anbringen zu lassen, um die dortige Ruhestätte ihrer Eltern zu schützen. Die Familie sollte aber die Kosten übernehmen und das Denkmalamt müsse der Rinne zustimmen (STAM, Li B 325, S. 289).

Die früheren Gebäude der Brauerei Schneider, heute Knittlinger Straße (Hausnummern 13 und 15). (Foto: Smlg. Günter Bächle)
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Weihnachten: Jetzt in Lienzingen nicht nur zur Weihnachtszeit

Blick ins alte Rathaus Lienzingen

Von wegen, alle würden gleich aussehen. Christbaumständer sind so verschieden wie die Menschen. Wer das nicht glaubt, muss das einzigartige Museum im Mühlacker Stadtteil Lienzingen besuchen. Seit gestern ist das möglich. Ich bin begeistert von dem Kleinod. Nicht nur ich. Das ist ja toll! Krieg ich eine Privatführung? kommentierte eine Kollegin aus Stuttgart in Instagram meine kleine Fotoserie gestern Abend. Gusseisen dominiert die Sammlung, dazu Ständer aus Eisenblech, Schmiedeeisen, Keramik und Kunststoff, aus Holz in Form faszinierender Spieluhren oder in schlichter funktionaler Form. Die meisten Stücke sind in ihrem Ursprung in den vier Jahrzehnten zwischen dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und dem ersten Weltkrieg entstanden.

Das weltweit wohl erste und einzige Christbaumständer-Museum im alten Rathaus von Lienzingen:  Auf zwei Stockwerke des historischen Fachwerkgebäudes sind ausgewählte Stücke aus der Sammlung der Mannheimerin Heidi Schwarz zu sehen. Sie trug 1200 seltene Exemplare zusammen und vermachte sie der Stadt Mühlacker, nachdem sich einige Kommunen für die Exponate interessierten, die von ihr angeschrieben worden waren. Den Zuschlag bekamen wir. Das neue Museum soll eine Attraktion im Etterdorf werden – und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Die Dauerausstellung wird mit Wechselausstellungen ergänzt.
 

Auf dem Podest

Friedenstraße 10. 1719 erbaut. 2015/16 entschied der Gemeinderat, es für etwa 310.000 Euro sanieren zu lassen, nachdem die Stadtverwaltung wenige Jahre Jahren zuvor den Verkauf vorgeschlagen hatte, dafür aber keinen Gemeinderatsbeschluss bekam. Ich wehrte mich dagegen. Ein Glücksfall: Eine Mannheimerin bot Kommunen der Welt größte Christbaumständersammlung  als Geschenk an, Mühlackers OB Frank Schneider griff zu, fand so einen neuen Nutzungszweck fürs Rathaus Lienzingen, nachdem Verwaltungsaußenstelle und Kinderbücherei in freie Räume der Grundschule umgezogen werden. Ergänzt wird das Christbaumständer-  durch ein Etterdorfmuseum, das 2020 folgen soll.

Die Schäden am Gebäude waren größer als erwartet, die Kosten stiegen (einschließlich denen fürs Museum) auf 960.000 Euro, zur Hälfte getragen vom Land Baden-Württemberg, weil das Rathaus im Sanierungsgebiet liegt. Auch ein Glücksfall.

Nachdem 1692 das alte Rathaus an der Einmündung der jetzigen Kirchenburggasse in die Friedenstraße abgebrannt war, hatte die Gemeinde 1719 das heutige Rathaus gebaut. An einem Eckpfosten steht: "Meister Zimmermann Hans Rudershofer von Großenglattbach anno 1719." Darunter finden sich Beil und Winkelmaß, also die Zimmermannszeichen. 1822 ist das Rathaus durch das jetzige Obergeschoss aufgestockt worden. In der Beschreibung des Oberamts Maulbronn von 1870 wird das Baujahr insgesamt mit 1822 angegeben. Wie es das Schicksal so will: Die jetzigen Sanierungsarbeiten begleitete als Hauptverantwortlicher wieder ein Großglattbacher, der Leiter der Hochbauabteilung der Stadtverwaltung Mühlacker, Joachim Dick.

Engel-Halterung
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Jeden Monat: 29 Pfennig für eine „4 M längere (Telefon-)Schnur“

Zur Beachtung! Der Fernmelde-Leitfaden mit Bundesadler

Fünfzig, sechzig, ja fast siebzig Jahre zurück. Die Anfänge: das erste Telefon, das erste Auto, das erste Sparbuch, der erste Posten. Gesammelt finden sich in den inzwischen aus- und aufgeräumten Kruschtel-Kisten aus meinem Keller die Zeitzeugen aus Papier, jetzt geordnet und ordentlich abgelegt. Eine Zeitreise retour mit manchem Déjà-vu-Erlebnis und der erneuten Erkenntnis, dass früher nicht alles besser war.

Das erste Telefon: Das war noch ein Aufwand, als eine Behörde das Telefon brachte und sie auch das staatliche Monopol darauf hatte. Mein erster Telefonanschluss im Juni 1971, damals in der Lienzinger Brühlstraße 190 mit der Rufnummer 3771, die ich heute noch habe. 90 Mark einmalige Anschlussgebühr, 26 Mark und 40 Pfennig als monatliche Grundgebühr für den Hauptanschluss, zuzüglich monatlich 29 Pfennig für eine „4 M längere Schnur“ steht in der (Gebühren-)„Aufstellung über die Fernmeldeeinrichtung“ des Fernmeldeamtes Heilbronn vom 15. Juni 1971.  Beigefügt: Ein 20-seitiges Heft, dessen Titelseite der Bundesadler schmückt - die „Bestimmungen über Fernsprech-Hauptanschlüsse (Auszug aus der Fernsprechordnung, Ausgabe Januar 1967)“. 

Geduld ist notwendig: 11. Januar 1971 stelle ich den Antrag - Nr. 50/1416 - für Hauptanschlüsse im Ortsnetz Mühlacker. Bestätigungskarte des Fernmeldebezirks Mühlacker über den Eingang des Antrags am 12. Januar 1971. Dann herrscht Funkstille, deshalb mahne ich am 4. März 1971 die Erledigung an. Am 7. Mai 1971 erhalte ich vom Fernmeldeamt Heilbronn den Text über den Eintrags ins „AFeB“, dem allgemeinen Fernmeldebuch, auch kurz Telefonbuch genannt. Immerhin.

Da warte ich noch auf den weißen Apparat. Denn am 19. März 1971 lässt der Fernmeldebezirk Mühlacker wissen: Der Fernsprechanschluss könne zur Zeit nicht hergestellt werden, da die dafür vorgesehenen Rufnummern bereits vergeben seien. Zuerst müssten die technischen Einrichtungen bei der Wahlvermittlungsstelle Mühlacker erweitert werden. Das geschehe voraussichtlich im Juni 1971. Dann komme ich tatsächlich zum Zug.

Erinnert mich aktuell an den zu schleppenden Ausbau des Breitbandnetzes. Déjà-vu-Erlebnis. Und da träumen manche noch vom staatlichen Monopol. Irrational! 

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Als der letzte Gang noch günstig war

Beerdigungskosten Johann Bächle 1964

Fünf Quittungen, fein säuberlich zusammen geheftet, gingen fast unter im Konvolut. Schriftstücke, Dokumente und Fotos aus dem Keller, die ich - wie schon gebloggt - jetzt in eine Ordnung brachte. Auf den zweiten Blick erwiesen sich die Zettel als die Belege der Ausgaben für die Beerdigung meines Vaters Johann (2. Mai 1899 - 5. April 1964). Ingesamt kostete die Bestattung rundum  315 Mark und 40 Pfennig - kein Vergleich mit den heutigen Summen! Es ist sicherlich nicht respektlos zu titeln: Als der letzte Gang noch günstig war.

Der größte Einzelposten: 262 Mark, abgerechnet am 8. April 1964 von Leichenschauer und Amtsbote Scheck, sozusagen für ein Servicepaket - 145 Mark dem örtlichen Schreiner für den Sarg, 15 Mark an den Leichenschauer, 25 Mark der Leichenfrau, 50 Euro dem Totengräber, schließlich 20 Mark dem Kirchenchor, fünf Mark der Mesnerin und zwei Mark fürs Läuten der Kirchenglocken. Ganz neu für mich waren Stolgebühren, die das Katholische Pfarramt Mühlacker erhob: Neun Mark für die Beerdigung eines Erwachsenen, bestehend aus sechs Mark für den Geistlichen und zwei Mark für die Kirchenpflege sowie fünf Mark für die Stillmesse (3,50 Mark Geistlicher, 50 Pfennig Ministranten und eine Mark für Kirchenpflege). Nachgeschaut und schlau gemacht: Stolgebühren erheben Pfarreien für kirchliche Handlungen wie zum Beispiel Taufe, Hochzeit oder Beerdigungen. Der Begriff leitet sich von der "Stola" ab, die der Pfarrer bei solchen Handlungen trägt. 

Die Beerdigung fiel spartanisch aus. Die Totengräber erhielten im Gasthaus „Ochsen“ bei Ehmendörfers ein Vesper für 12,20 Mark. Zehn Mark verlangte die örtliche Gärtnerei Robert Mannhardt für eine Schale.

Was auf dem Dorf ein Ladengeschäft, einst firmierend unter Kolonial- oder Gemischtwarenhandlung, alles vorhalten musste, zeigt ein weiterer Beleg. So findet sich eine Quittung des Gemischtwarenladens von Hedwig Frick, die eine breite Palette von Waren anbot (Gebäude heute Knittlinger Straße 1/2) für eine Sarggarnitur, bestehend aus Decke und Kissen für 17 Mark und 20 Pfennig. Der Einkaufsladen hatte für uns nicht nur den Zweck, Waren des täglichen Bedarfs zu erstehen, Frau Frick und ihr Ehemann Otto verfügten über eines der seinerzeit wenigen Telefone (Nummer 6008) im Ort und machten daraus eine Art öffentlicher Sprechstelle gegen Gebührenersatz. Ein Glücksfall!

Rarität im Ort: ein Telefon

Ich erinnere mich, dass wir bei Fricks telefonierten, so auch an jenem Sonntag, den 5. April 1964, als mein Vater auf dem Sofa lag in unserer Wohnung Herzenbühlgasse 25 (das marode Gebäude wurde später durch einen Neubau ersetzt) und nicht mehr ansprechbar war, eigentlich nur noch röchelte. Ich musste zwei- oder dreimal zu Fricks, um dem Arzt anzurufen. Und erlebte als 13 1/2-Jähriger zum ersten Mal, wie sich ein Mensch - und dazu noch mein Vater - sich von dieser Welt verabschiedete. Der Eintrag im Sterberegister des Standesamtes der Gemeinde Lienzingen - Sterbeurkunde Nr. 5/1964 vom 6. April 1964 -  unterschrieben von Bürgermeister Richard Allmendinger, gibt als Sterbestunde 15 Uhr 45 an. Der Sonntag war grau, als mein Vater seinem Krebsleiden erlag, von dem ihn auch eine längere Behandlung im Mühlacker Krankenhaus an der Erlenbachstraße nicht hatte heilen können.

Knittlinger Straße 1/2 in Lienzingen. Einst Gemischtwarengeschäft Frick
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Friedenstraße: Stadtverwaltung spricht von unauffälliger Beanstandungsquote

Mühlacker-Lienzingen. Auf der Friedenstraße in Lienzingen wird nicht zu häufig zu schnell gefahren. Das geht aus der Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage des Vorsitzenden der CDU-Gemeinderatsfraktion, Günter Bächle, hervor. Sie machte weder Hoffnung auf eine zweite Fußgängerampel noch auf Verlängerung von Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt.

Im Jahr 2018 fanden laut Stadtverwaltung auf der Landesstraße 1134, OD Lienzingen, acht Kontrollen statt. Dabei seien insgesamt 1939 Fahrzeuge gemessen worden. Die durchschnittliche Beanstandungsquote  mit 3,01 Prozent stuft die Behörde als unauffällig ein. Die CDU-Stadträte Günter Bächle, Bernd Obermeier und Matthias Trück halten in einer Pressemitteilung ihrer Fraktion dagegen: Es sei immer eine Frage, wo gemessen werde. So stünden die Tempokontrolleure meist nie an der Ortseinfahrt aus Richtung Mühlacker, weil dort die Möglichkeiten für das Fahrzeug, einen Stehplatz zu finden, gering seien. Andererseits werde dort schnell in den Ort  hereingefahren.

Der Ortseingangsbereich aus Fahrtrichtung Mühlacker ist, so die Stadtverwaltung, keine Unfallhäufungsstelle und auch aus den Beobachtungen der Straßenverkehrsbehörde nicht als Problemstelle bekannt. Es sei auch kein sonstiger Grund erkennbar, der die Aufstellung einer stationären Geschwindigkeitsüberwachung erforderlich mache. „Die Aufstellung eines stationären Blitzers ist straßenrechtlich nicht indiziert, da damit keine offensichtliche Verbesserung der Verkehrsdisziplin erreicht werden kann.“

Die für die Anlage eines Fußgängerüberwegs nach den Richtlinien erforderliche Verkehrsfrequenz wird, so die Stadtverwaltung weiter, an der Verkehrsinsel aus Richtung Mühlacker nicht erreicht. Zudem sei in 200 Meter Entfernung ein ampelgeregelter Übergang. Innerhalb einer so kurzen Entfernung dürften eigentlich keine weiteren Fußgängerüberwege angelegt werden. Trotzdem habe die Straßenverkehrsbehörde Kontakt mit dem Polizeipräsidium aufgenommen, um auch die verkehrspolizeiliche Seite hinreichend zu berücksichtigen. Aus verkehrspolizeilicher Sicht suggeriere  ein Zebrastreifen lediglich Sicherheit. Aus den Unfallauswertungen sei der Polizei bekannt, dass bei Querungshilfen (Verkehrsinsel mit Aufstellfläche) die Unfallgefahr erheblich niedriger sei als bei Fußgängerüberwegen. Das liege daran, dass sich Fußgänger nicht auf ihr Vorrecht verlassen und  den Fahrzeugverkehr entsprechend sorgfältiger beobachten würden. Die Straßenverkehrsbehörde gelangt daher nach der Bewertung der rechtlichen und verkehrspolizeilichen Maßgaben zum Ergebnis, dass ein weiterer ampelgeregelter Fußgängerüberweg nicht angeordnet werden kann.

Auch für die schon in der Einwohnerversammlung im März von Bürgern geforderte Ausweitung für Tempo 30 auf der Friedenstraße sieht die Stadtverwaltung keine Chance. Zwar sei im Dezember 2016 vom Bund die Anordnung von Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen im unmittelbaren Bereich von an diesen Straßen gelegenen Kindergärten, Kindertagesstätten, allgemeinbildenden Schulen, Förderschulen, Alten- und Pflegeheimen oder Krankenhäusern möglich gemacht worden. „Solche Einrichtungen befinden sich in Lienzingen allerdings nicht an einer Hauptverkehrsstraße mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h.“

Generell gilt, so steht in der Antwort auf die CDU-Anfrage, auf dem klassifizierten Straßennetz innerorts eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h.  Auf dem klassifizierten Straßennetz der Stadt Mühlacker gebe es in Lienzingen hierzu von dieser generellen Regelung zwei Ausnahmen: Kreisstraße 4512 Knittlinger Straße Zone 30 sowie L1134 Friedenstraße/Zaiserweiherstraße teilweise 30 km/h . „In diesen beiden Straßen konnte das Tempolimit in der Vergangenheit nur aus Sicherheitsgründen angeordnet werden.“

Für den Verlauf der Friedenstraße in Fahrtrichtung Mühlacker nach dem Tempolimit von 30 km/h liegen keine der nach aktueller Rechtslage  geforderten Voraussetzungen vor, schreibt die Stadtverwaltung. Dort entsprächen sowohl die Gehwege und Bushaltestellen, als auch die Einmündungen den Normen. Dass dort auch Schul- und Kindergartenkinder unterwegs seien, rechtfertige ebenfalls kein Tempolimit. Auch seien die erforderlichen Sichtachsen gewährleistet und es bestehe dort auch kein Unfallschwerpunkt. Es seien trotz wohlwollender Betrachtung darüber hinaus keine rechtsrelevanten Gründe erkennbar, die eine Verlängerung des bestehenden Tempolimits regelkonform ermöglichten.  

 

Friedenstraße stärker belastet als bisher erfasst

Die Friedenstraße im Stadtteil Lienzingen ist stärker belastet als nach dem  Ergebnis der amtlichen Verkehrserhebung des Landes angenommen worden war. Das zeigt ein Vergleich der Stadtverwaltung. Laut den Resultaten der Ende September 2018 im Auftrag der Stadt Maulbronn vorgenommenen Verkehrszählung, in die - in Abstimmung mit der Stadt Mühlacker - auch Lienzingen einbezogen war, rollten auf der Friedenstraße in 24 Stunden genau 8340 Fahrzeuge, davon waren 375 Schwerlaster mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht, was  einem Anteil von 4,5 Prozent entspricht, wiederum darunter waren 106 Busse (1,2 Prozent).

Die automatische Verkehrszählung des Landes 2017 gibt, so die Stadt, 7651 Kraftfahrzeuge in  24 Stunden an, davon 3,7 Prozent Schwerlaster. Der einzige Zählpunkt des Landes entlang der L1134 in Lienzingen liege zwischen der Einmündung von der B35 und der Neuwiesenstraße an der Friedenstraße.

Die Resultate der Verkehrszählung der Stadt Maulbronn in Lienzingen weisen eine 24-Stunden-Belastung in der Zaisersweiherstraße von 4286 auf (5,4 Prozent Schwerlaster und zwei Prozent Busse) und in der Knittlinger Straße 1091 (davon 8,2 Prozent Schwerlaster und ein Prozent  Busse). Und wo bleiben die rund 3000 Fahrzeuge Unterschied zur Friedenstraße? Die Stadtverwaltung: "Die 3.000 Fahrzeuge sind dann Quell- und Zielverkehr aus Lienzingen (Einwohner, Arbeitnehmer, Lieferanten, Besucher, etc.)."

Abstimmungen zwischen der Stadt Maulbronn im Interesse einer Verkehrsreduzierung für Lienzingen und für Maulbronn durch eine mögliche Ostumgehung Maulbronns seien vorhanden, weitere erfolgten, sobald die Ergebnisse der Verkehrsbefragung im Mai in Maulbronn vorliegen, so die Stadtverwaltung auch kürzlich in der Einwohnerversammlung in Lienzingen.  Diese Ortsumgehung Maulbronn solle dann den überörtlichen Verkehr von der B 35 in Richtung Heilbronn aufnehmen.

Beim geplanten Mühlacker Lärmaktionsplan auch für die Ortsdurchfahrt Lienzingen im Zuge der Landesstraße 1134 sollen die Daten  der Verkehrszählung von September 2018 zugrunde gelegt werden und nicht die niedrigeren des Landes von 2017, fordern wir Lienzinger Stadträte (Günter Bächle, Bernd Obermeier und Matthias Trück). Sie nahmen Anregungen von Anwohnern der Friedenstraße auch im Rahmen der CDU-Ideenkarten-Aktion auf: unter anderem die Ausweitung von Tempo 30, eine Fußgängerampel auch an der Verkehrsinsel am Ortseingang Richtung Mühlacker und einen stationären Blitzer. Antworten der Straßenverkehrsbehörde stehen noch aus.

Tempokontrollen in der Brühlstraße

In einer zweiten Anfrage hatte ich die Forderung von Anwohnern nach mehr Tempokontrollen in der Brühlstraße weitergegeben. Die Antwort der Straßenverkehrsbehörde: Im Januar lag die Beanstandungsquote bei 6,6 Prozent - es seien fünf Fahrzeuge in zwei Stunden schneller gewesen als das erlaubte Tempo 30. Im Februar seien  es vier gewesen, was eine Quote von 5,7 Prozent bedeute. Im Jahr 2018 seien drei Geschwindigkeitskontrollen vorgenommen worden mit einer durchschnittlichen Beanstandungsquote von 5,6 Prozent.