Die einen rocken, die anderen wandern

Eigentlich hatte die SPD-Gemeinderatsfraktion vor Monaten stolz verkündet, der nächste X-Mas Rock finde in Mühlacker statt. Die Genossen stützten sich auf ein Antwortschreiben des Oberbürgermeisters Arno Schütterle. Und wie kam's? X-Mas Rock gab es diesmal auch wieder in der Ötisheimer Erlentalhalle. Auf der Bühne standen neben den Holztrio-Jungs – übrigens in Schottenröcken – auch Fool’s Garden-Gitarrist Volker Hinkel, Tressa Rose Schreiber und der Enzkreis-Elvis Wolfgang Kienzle, schreibt die PZ. Auch das MT meldet 1400 Besucher. Also, doch nicht Mühlacker und die Heimholung ins Mittelzentrum. Lassen wir doch die Veranstaltung am zweiten Weihnachtsfeiertag unseren Nachbarn, schließlich gehört Ötisheim zur Verwaltungsgemeinschaft Mühlacker. Bleibt also alles in der Familie.

Und Mühlacker? Da trafen sich auch 1400 Menschen - um gemeinsam zu wandern und so die gesundheitliche Note zu pflegen. Der Volkswanderverein Senderstadt Mühlacker organisiert jährlich am zweiten Weihnachtsfeiertag diese Veranstaltung und holt so Menschen aus dem weiten Umland auch in unsere Stadt. Bei schönem Wetter entlang der Enz und über den Stöckach, wie ich gleich anschließend getwittert habe. Zugegeben, die ganze Familie Bächle nahm die kürzere (fünf Kilometer lange) Strecke beidseits der Enz bei schönstem Wetter. Gefallen hat's allen. Ich habe den Verein bewundert, wie viel Helfer er an einem solchen Tag buchstäblich auf die Beine stellt. 1400 Teilnehmer an einem Tag - damit können wirklich nicht alle Vereine in Mühlacker aufwarten.

Also: Auch Mühlacker hat eine Attraktion am zweiten Weihnachtsfeiertag.

Kulturlandschaft und Heimat - zwei Begriffe, eine Bedeutung

"Zwischenbilanz" hieß es gestern Abend in der Stadthalle Maulbronn, dem einstigen Fruchtkasten des Klosters. Schwäbischer Heimatbund, Stadt Maulbronn und Naturpark Stromberg-Heuchelberg zogen Zwischenbilanz der bisherigen Veranstaltungen zur Kulturlandschaft des Jahres 2009/2010. Eine festliche Veranstaltung, umrahmt von der Kurrende, dem Jugendchor der Evangelischen Kirchengemeinde Maulbronn.

Erstmals hat der Schwäbische Heimatbund im 100. Jahr seines Bestehens eine Kulturlandschaft ausgewählt: Stromberg, Heuchelberg und Zabergäu. Damit rückte unsere Heimat in den Blickpunkt, ist Thema von Tagungen und Exkursionen. Dies wird auch 2010 der Fall sein.

Anliegen ist, für die Bewahrung, Pflege und schonende Entwicklung dieser Landschaft zu werben. Sie ist über Jahrhunderte gewachsen und sozusagen zur Persönlichkeit gereift. Unter den Bildern, die als Beispiele für die Erhaltung dieser Landschaft gezeigt wurden, war auch eines, das den noch intakten Scheunengürtel zeigt, der Lienzingen nach Nordwesten hin abschließt. Maulbronns Bürgermeister Andreas Felchle legte, vor allem auch als Vorsitzender des Naturparkvereins, ein Bekenntnis ab zu Lebensqualität statt starkem Wachstum.

"Kulturlandschaft - der moderne Heimatbegriff?" Dieser Frage ging Dr. Herlind Gundelach, Wissenschaftssenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg sowie Präsidentin des Bundes Heimat und Umwelt in Deutschland, nach. Sie verwies auf die leider von Deutschland noch nicht unterzeichnete Landschaftskonvention des Europarats hin. Wichtig sei es, dass die Menschen vor Ort ihre Kulturlandschaft schätzen und sich ihre Heimat nicht nehmen lassen. Weil der Heimatbegriff mehr emotional besetzt sei, riet sie dazu, auf nationaler und europäischer Ebene den Begriff "Kulturlandschaft" zu verwenden. Die Senatorin hofft, dass der Heimatbegriff wieder moderner, damit entstaubt und - vor allem in der politischen Diskussion - einer rechtslastigen Bedeutung entzogen wird.

Dr. Albrecht Rittmann, höchster Beamter des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum, skizzierte die Anstrengungen der Landesregierung zur Stärkung unserer Dörfer.

Wie die Finger einer offenen Hand ziehen sich die Höhenrücken von Stromberg und Heuchelberg von West nach Ost. Die Sandsteine der Keuper-Formation als markante Höhen, daneben Laubwälder und Rebenhänge, ein Reichtum an alten Dörfern und Schlössern, eine Gegend mit viel Kultur und Zeugnissen einer wechselvollen Geschichte, mit Burgen und Schlössern sowie dem Weltkulturerbe Maulbronn, zu dem auch die Frauenkirche Lienzingen gehörte. Wer will da nicht stolz sein auf seine Heimat. Das heißt aber auch, sich der Historie bewusst zu sein und pfleglich mit dieser Landschaft umzugehen.

Römer und Ritter oder Ein schönes Stück Heimatgeschichte

Denk mal, ein Denkmal: Die Burg Löffelstelz ist zum Denkmal des Monats ausgerufen worden. Eine angenehme Nachricht, die wir gestern lesen konnten. Eine Burg, nicht nur als Kulisse für Rittergeschichten, sondern ein beliebtes Stück Heimat. Seit die Stadt viel Geld ausgab, um das Denkmal zu sichern - viele Bürger, Vereine, das Land und die Denkmalstiftung halfen finanziell tatkräftig mit -, wird an der Resonanz deutlich: Die Menschen sind sehr an der Historie ihres eigenen Lebensumfeldes interessiert. Jeweils zwischen 100 und 300 Besucher kommen zu den sonntäglichen Öffnungszeiten (14 bis 17 Uhr), die von April bis Oktober angeboten werden. Eine Visite lohnt - wegen der Burg, aber auch des phantastischen Blickes über die Stadt. Und im Juni und Juli finden stimmungsvolle Konzerte in der Ruine statt.

Dass wir die Ruine sichern, sie quasi befreien vom Wildwuchs an den Mauern und sie so sichtbar werden lassen, war im Gemeinderat nie umstritten. Alle machten mit. Nicht so vor einigen Jahren die Freilegung der Mauerreste einer alten Villa aus der Römerzeit bei unserem Stadtteil Enzberg. Manche im Gemeinderat - und wohl auch der Stadtverwaltung - hatten keine Lust, fast eine halbe Million Mark in die Geschichte zu stecken. Das Landesdenkmalamt hätte auch nichts dagegen gehabt, die Fundstelle wieder unter einer Erddecke verschwinden zu lassen. Es war mein Fraktionskollege Dieter Eberle, der mit seinem Einsatz für Freilegung und Restaurierung letztlich das erreichte, was heute zu sehen ist. Heute war ich mit den Kindern dort und fand erneut bestätigt: Auch das ist ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel für Familien. Die Infotafeln sind informativ, zeigen ein Bild, wie die Menschen dort einst lebten. Inzwischen ist auch ein kleines Beet angelegt worden mit Kräutern, wie sie die Römer geschätzt hatten. Die römische Villa Rustica ist ein Magnet geworden - genauso wie die Löffelstelz.

Beide Projekte belegen: Auch Investitionen in die Vergangenheit lohnen sich. Denn sie führen Menschen zusammen, erhalten Zeugen der Geschichte für die Zukunft und machen eine Stadt attraktiver.

Der Wald ist kostenlos oder Keine Maut bei Veranstaltungen

Der Enzkreis wird keine Mautgebühren für organisierte Veranstaltungen im Staatswald erheben. Das hat Landrat Karl Röckinger entschieden. Auf eine Anfrage von mir als Kreisrat schrieben Röckinger und Erster Landesbeamter Wolfgang Herz mit Hinweis auf die öffentlichen Äußerungen des Ministers für Ländlichen Raum, Peter Hauk, und der unterschiedlichen Handhabung durch die Landratsämter in Baden-Württemberg, das Kreisforstamt Enzkreis werde auf ein Nutzungsentgelt verzichten. Hintergrund war die anstehende Genehmigung des Permanent-Wanderwegs der SpVgg Zaisersweiher beziehungsweise allgemein größere Veranstaltungen im Wald.

Hauk hatte gesagt, generell könne bei waldpädagogischen Veranstaltungen, regelmäßigen Lauf- und Walkingtreffs örtlicher Vereine sowie Wanderveranstaltungen von Ortsgruppen der Wanderverbände auf ein Nutzungsentgelt verzichtet werden, obwohl eine Erhebung nach dem Gesetz möglich wäre. Überall, wo die naturverträgliche Erholung im Wald im Mittelpunkt stehe, würden nur geringe oder gar keine Gebühren erhoben. Der Verzicht durch den Enzkreis geschehe, so Herz, „unter Zurückstellung von Bedenken und vorbehaltlich gegenteiliger Festlegungen des Ministeriums Ländlicher Raum bis auf weiteres“. Röckinger: „Im übrigen teilen wir die Auffassung des Ministers vollinhaltlich.“

Der Mail-Wechsel allerdings zeigte eines: Das Kreisforstamt spielte ernsthaft mit dem Gedanken, die Maut bei organisierten Veranstaltungen zu erheben. Und auch Herz wollte dies in seiner ersten Antwort an mich nicht von der Hand weisen. Er schrieb: Wenn es so einfach wäre, würden wir es sicher nicht so kompliziert machen.
Maßstab für recht- und zweckmäßiges Verwaltungshandeln sind jedenfalls nicht Pressemitteilungen des MLR, sondern die dazu in gewissem Gegensatz stehenden Rechtsvorschriften, Antworten des Ministeriums auf Landtagsanfragen u.v.a.m. Auch die höhere Forstbehörde beim Regierungspräsidium Freiburg hat im Sommer mitgeteilt, dass sie die Sachlage nicht für geklärt hält und eine Klärung für erforderlich hält, um genau diese unerquickliche Hin und Her zu vermeiden
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Doch dann gab der Landrat die Richtung vor: Ich denke, dass wir uns angesichts der Pressemitteilung des Ministers nicht so einfach auf die" Vorschriftenlage" zurückziehen können. Und recht hat er.

Dazu "Stuttgarter Zeitung" vom 14. 12. 2007:
Der Enzkreis erhebt keine Waldmaut
PFORZHEIM (akw). Der Enzkreis wird für organisierte Veranstaltungen im Staatswald keine Gebühren verlangen. Das hat Günter Bächle, der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, mitgeteilt. Der Erste Landesbeamte des Kreises, Wolfgang Herz, bestätigte dies, machte aber deutlich, dass dies nicht für Veranstaltungen mit kommerzieller Zielrichtung gelte.

Der Enzkreis wolle die unklaren Vorgaben aus dem Stuttgarter Agrarministerium nicht länger "ausbaden", begründet der Erste Landesbeamte Wolfgang Herz den Verzicht auf die sogenannte Waldmaut. Im Februar hatte das Ministerium die Wegebenutzungsanweisung neu gefasst. Eine Gebühr könne sich an der Wegstrecke (fünf Cent je Teilnehmer und Kilometer) oder am Startgeld (maximal zehn Prozent) orientieren. Statt für Klarheit sorgte dies für Verwirrung, die Landkreise reagierten sehr unterschiedlich. Die Empörung im Sommer etwa war groß, als dem Reservistenverein Kronau im Kreis Karlsruhe für einen 20 Kilometer langen Volkslauf eine Rechnung über 1130,50 Euro ins Haus flatterte. Der Städtetag äußerte Zweifel, ob der bürokratische Aufwand noch in angemessenem Verhältnis zum Aufkommen stehe.

Die Landessportbünde, der Schwäbische Albverein und der Schwarzwaldverein protestierten. Der Oberbürgermeister von Rheinstetten, Gerhard Dietz (SPD) machte mit einer Unterschriftenaktion offen Front gegen den "Wegezoll". Mehrmals bereits musste Agrarminister Peter Hauk (CDU) seither auf den Interpretationsspielraum hinweisen, dass bei regelmäßigen Lauftreffs, waldpädagogischen Veranstaltungen, aber auch organisierten Wanderungen von Vereinen auf die Waldwegenutzungsgebühr verzichtet werden kann.


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