"Geht nicht" oder geht doch?

Gestern Abend erste Haushaltsrunde im Gemeinderat von Mühlacker: 400 Seiten Etat Blatt für Blatt durchgeschaut. Auch wenn ich berücksichtige, dass die Verwaltung das Budget aus eigenem Antrieb und angesichts leerer Kassen schon deutlich reduziert hat, so fiel sie doch gleich in alte Reflexe zurück: Fast jeder Sparvorschlag aus dem Rat löste die stereotype Entgegnung auf der Verwaltungsbank aus "geht nicht". War ein bisschen zu viel Blockadehaltung in einer Situation, in der der Gemeinderat höhere Steuern beschließen soll. Könnte ja zur Reaktion führen: "Geht nicht". Immerhin versprach OB Schneider, einige Vorschläge zu prüfen. Ich hoffe, dass die Verwaltung nochmals den Rotstift bei den laufenden Ausgaben ansetzt, auch wenn klar ist, dass nicht die riesigen Beträge herauskommen, die die Lücke von jetzt gut 1,3 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt schließen. Aber jeder Euro, den wir nicht von der Bank holen müssen, tut uns gut, spart Zins und Tilgung.

Wir wollen eine attraktive Stadt behalten und deshalb Einrichtungen, die zwar freiwillige Leistungen der Kommune sind, aber sich als weiche Standortfaktoren bewährt haben, sichern. Um so wichtiger ist es, zum Beispiel auch Konditionen, die wir einst in besseren Zeiten beschlossen haben, zu überdenken. Wir legen allein bei der Schillerschule 20.000 Euro fürs Mittagessen drauf. Die Jugendbegleiter an den Ganztagesschulen bekommen nicht nur das Geld, das uns das Land für sie überweist, sondern wir stocken noch auf. Und wenn Gewerbetreibende zum Beispiel in den Waldäckern oder im Gebiet Industriestraße PR-Events organisieren, leistet die Stadt auch einen finanziellen Obolus - gleichzeitig erhöhen wir aber die Gewerbesteuer. Wäre es nicht besser, auf die höhere Gewerbesteuer zu verzichten und dafür die Schatulle bei solchen Anforderungen geschlossen zu halten? Weshalb sind Frauenwirtschaftstage notwendig - sowohl in Mühlacker als auch in Sternenfels: Lassen sich die Veranstaltungen nicht zu einer zusammenwerfen?

Nur ein paar Gedanken. Ich hatte zudem angeregt, eine globale Ausgabenminderung vorzusehen, also einen Pauschalbetrag, der übers Jahr bei einer Vielzahl von Haushaltsstellen eingespart werden muss. Ein Geschäft der Verwaltung. Sofort meldeten sich Bedenkenträger aus anderen Fraktionen. Der OB versprach immerhin eine Prüfung. Immerhin.

Übrigens: Gespart haben wir gestern Abend nichts. Aber das kann ja noch kommen. Der Etat wird erst am 9. Februar verabschiedet.

Zuschuss für Schüler-Mittagessen oder Zuerst nicht für alle geplant

Mühlacker: Stadt unterstützt Schüler-Essen hieß ein Beitrag, den das SWR 4- Badenradio heute in seinem Mittagsmagazin sendete. Erstaunlich war, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk nur einen Teil der Information brachte. Die Botschaft: OB Arno Schütterle setzte sich im Gemeinderat erfolgreich dafür ein, dass die Stadt nun das Mittagessen an den Ganztagesschulen bezuschusst. Dazu gab es ein Interview mit dem OB, der erklärte, es gehe schließlich nicht nur um die Sanierung von Schulgebäuden, sondern auch um den Menschen.

Nur: Das OB-Konzept sah ursprünglich anders aus. Er wollte, dass nur das Mittagessen an der Schiller-Hauptschule und der Uhlandschule (Förderschule) von 3,20 auf 2,60 Euro pro Tag herunter subventioniert wird (für die Kinder von Arbeitslosengeld-II-Empfängern auf 1,30 Euro). Nur: Für die anderen Schulen, die auch noch Ganztagesschulen werden wollen, sollte dies ausdrücklich nicht gelten. Dort, so stand in der Vorlage für den Verwaltungsausschuss, solle der marktgerechte Preis verlangt werden.

Doch eine solche Ungleichbehandlung ist ungerecht und unsozial. Darüber waren wir uns in der CDU-Fraktion schon bei unserer internen Diskussion einig. Denn auch bei Eltern von Schülern anderer Schulen ist das Geld häufig knapp - und es soll ebenfalls dort Familien geben, die auf ALG-II angewiesen sind. Deshalb beantragte ich, dass eine solche Zuschuss-Regelung auch für alle weiteren Ganztagesschulen gelten sollen. Der OB wollte uns einen solchen Zusatzantrag ausreden, doch wir bestanden darauf und fanden dafür in dieser Woche eine Mehrheit im Verwaltungsausschuss. Aber davon war im Badenradio heute nichts zu hören. Statt dessen die Nachricht: Ein OB, der will, dass die Kinder immer ein schönes warmes Mittagessen bekommen sollen. Alle?

Tatsächlich plant die Mörike-Realschule, beim Land zu beantragen, sie als Ganztagesschule in offener Angebotsform zu genehmigen.